Читать книгу Männersuche - Charlotte Engel - Страница 7

5. Kapitel

Оглавление

Ein neuer Tag, frisch ans Werk. Ich hüpfte aus dem Bett mit dem festen Willen, meinem Mitbewohner eisig und kühl entgegenzutreten. Ich starrte in den Spiegel, um meine immer noch geschwollenen Augen vom nächtlichen Weinen zu betrachten. Oh nein, blass, die Haare zerzaust und ein Pickel im Gesicht – natürlich gut sichtbar. Nun gut, passte zum Outfit meines Erscheinungsbildes nach zwei gefühlsmäßig nervenaufreibenden und verheulten Tagen. In meinem Eifer der Eitelkeit fielen mir wieder die beiden gestrigen Telefonate von meinem Mitbewohner ein, welcher mich gestern Abend versetzte. Der erste Anruf entsprach unserem beinahe täglichen Telefongespräch: „Bin gleich da, Puppe.“ Nur mit der Erweiterung: „Dann gehört der Abend uns!“ Eine Stunde später kam der zweite Anruf. Mit säuselnder Stimme erklärte er mir ehrfurchtsvoll – hörte ich etwa schlechtes Gewissen raus? -, dass er ja nun auch gleich komme und wir uns einen schönen Abend machen würden. Er wollte mich in ein feines Restaurant zum Essen einladen und anschließend eine romantische Bar aufsuchen. Ich glaubte zwar, nicht richtig zu hören – war ja eigentlich so gar nicht sein Stil -, aber ich war für einen kurzen, knappen Moment überzeugt davon, dass Kai seinen Beschäftigungshorizont erweitert hatte. Ich begab mich ins Badezimmer, kleidete mich an, schminkte und frisierte mich. Überlegte dabei, dass ein kleines Schwarzes besser zu diesem wundervollen Abend passte und kleidete mich erneut an, frisierte mich freilich noch einmal und frischte meinen Lippenstift auf. Meine Aufregung wuchs, denn meine Erwartungen wuchsen mit. Ich freute mich und versprach uns einen verheißungsvollen Abend.

Es kam nicht dazu. Ich saß auf dem Sofa, Jacke und Tasche lagen neben mir und starrte in die Luft. Es war ruhig, weder Fernseher noch Radio waren eingeschaltet. Ich wollte bereit sein, wenn er kam und brauchte diese Ruhe für mich, die nun aber langsam unerträglich wurde. Nach 40 Minuten fing ich an, minütlich bei Kai anzurufen. Doch das einzige, was ich vernahm, war sein Anrufbeantworter. Ich wurde unruhig. Hatte er einen Unfall und lag mutterseelenallein ohnmächtig auf der Straße oder wurde er überfallen? So richtig war ich nicht davon überzeugt, denn meine innere Stimme verriet mir schon, dass seine Beschäftigung (Auto, Freunde, was auch immer, ich wusste es nicht genau) wichtiger war und Kai unsere Verabredung vor sich her schob. Ich ging zum Fenster und verharrte dort fast eine Stunde lang in der Hoffnung, dass er jeden Augenblick um die Ecke fuhr. Nach einer Stunde überlegte ich nicht mehr, ich war zutiefst enttäuscht und verletzt. Gedankenlos ging ich ins Bett.

Ich erinnerte mich, dass ich vier Stunden nach dem letzten Anruf hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Ich streifte die Uhr mit einem Blick und stellte mich schlafend. Ich wollte ihn nicht sehen und nicht mit ihm reden, selbst der Grund für sein Zuspätkommen war mir in dem Moment gleichgültig. Ich war ausgelaugt und traurig. Zehn Minuten später ließ er sich wortlos ins Bett fallen.

Ich fühlte mich in meiner Betrachtungsweise erheblich gestört. Gähnend reckte ich mich nach allen Seiten und stellte mich immer noch schlaftrunken unter die Dusche. Vorsorglich probte ich dann beim Zähneputzen einen über alles erhabenen Gesichtsausdruck, um meinem Mitbewohner dann geübt locker gegenüber zu sitzen. Es misslang mir ein wenig, denn mit übergroßen Klammern im Haar und Zahnpasta im Gesicht, dazu noch meine verquollenen Augen, fand ich mich alles andere als cool dreinblickend. Aber wie sagte doch mein Ex-Freund Lucas immer zu mir „Schließlich kann man nicht jedem Menschen morgens mit Fug und Recht sagen, dass man ihn süß und liebenswert findet“. Danke, Lucas, das tröstet mich ungemein.

Richtig ansprechbar wurde ich erst nach einer Tasse Kaffee. Ich konnte ihm also koffeingestärkt gegenübertreten. Ich schaute auf die Uhr, ja, es war seine Zeit. Ich hörte meinen Mitbewohner aus dem Schlafgemach tastend mit frischer Unterhose in der Hand ins Badezimmer schlürfen. Grußlos versteht sich! Halbstündige Sitzung auf dem Klo gehörten zu seinem täglichen Morgenritual. Frisch gewaschen und mit gekämmten Haaren saß der Gute mir nun gegenüber. In dem Augenblick fiel mir ein, dass ich weder geschminkt noch frisiert war. Ich hastete ins Badezimmer, um nach 15 Minuten mit wallenden Haaren und kussbedürftig geschminkten Lippen zu erscheinen. Er würdigte mich keines Blickes und war schon auf dem Weg zur Tür. Ein „Tschüss Puppe“ nahm ich leise wahr. In dem Moment war ich direkt dankbar, dass er sich überhaupt in irgendeiner Weise von mir verabschiedet hatte.

Männersuche

Подняться наверх