Читать книгу Männersuche - Charlotte Engel - Страница 4

2. Kapitel

Оглавление

Eine Woche später: Zusammengesunken und vor Selbstmitleid triefend saß ich in meinem Sessel. Meinen wertvollen Urlaubstag vergammelte ich in der Wohnung und überlegte angestrengt, wie ich mich beschäftige. Wohnungsreinigung, Shoppen, Freundinnentreff? Ich konnte mich auf nichts konzentrieren, hatte zu nichts Lust, denn ich war wie besessen von meinen Gedanken, welche sich immer wieder um Kai drehten. Wie kann man sich nur so sehr von seinen Gedanken beherrschen lassen. Ich musste mich unbedingt ablenken, denn dieses Gespräch, welches wir vor einer Woche auf dem Balkon führten, und die jetzige Situation passten nicht zusammen. Wir waren nett zueinander, schliefen miteinander, aber Zeit für ein kurzes Essen oder ein Gespräch oder einfach nur zusammen sein, gab es nicht. Ich fühlte mich allein und ausgenutzt. Tag für Tag seinen Anruf „Puppe, bin in zehn Minuten da, kannst das Essen schon mal machen und mir Badewasser einlassen. Tschö!“ Das war doch echte Kommunikation, was passte mir dann also nicht?

Mein Mitbewohner und Beziehungsanteil Kai kam nach Hause, um sich „frisch zu machen und zu stärken“. Es dauerte genau eine halbe Stunde und mit vollem Mund verließ er die Wohnung wieder. Ein Begrüßungs- und Abschiedsküsschen gab es nicht. Das war halt bei uns nicht Sitte, entweder richtig oder gar nicht, aber für solche Kleckerzärtlichkeiten war keine Zeit. Nur waren tief in meinem Herzen andere Beziehungsrituale versteckt. Ich wäre schon über ein Wangentätscheln glücklich gewesen.

In diesen 30 Minuten stritten wir. Während seines Waschvorgangs redeten wir aneinander vorbei und machten uns gegenseitig Vorwürfe. Wer kann den anderen schlimmer verletzen, du oder ich? Der arme Mann wusste überhaupt nicht, was ich von ihm wollte, Beziehungsmüll warf ich ihm vor, er solle sich doch einmal mehr um mich kümmern. Nein, Schatz, mich nicht an der Jeansgürtelschnalle hinterher ziehen. Auch nicht minütlich sagen, wie sehr du mich liebst. Weiß ich doch! Meine Beschwerde: Ich verlangte Kleinigkeiten mit großer Wirkung. Einen aufmunternden Blick bei Traurigkeit. Ein Lächeln mit den Worten „meine Süße“. Eine Gemeinsamkeit. Einen Plan für die Zukunft. Eine Sicherheit für jetzt und heute. Eine Garantie auf Lebenszeit konnte auch ich nicht geben. Mir wurde klar, dass er trotz einer Beziehung immer seinen eigenen Weg gehen würde. Allein und doch nicht allein, so sollte unsere Partnerschaft wohl sein. Ich war für die Gemütlichkeit zu Hause und im Bett zuständig. Er ging seinen Geschäften und Hobbys nach und kam nur nach Hause, um zu duschen, zu essen, zu relaxen und seine Gelüste zu befriedigen. Ist es das, was eine Beziehung glücklich machen kann?

Tägliches Bemühen um den Partner gehört dazu, sich angiften zu können, ohne dass gleich ein Schlussstrich gezogen wird. Versöhnungen mit halbstündiger Umarmung und wunderbarem Sex sind mindestens genauso wichtig wie problematische Diskussionen auszubaden. Herrlich, was eine Beziehung so mit sich bringen kann: Sehr viel Abwechslung!

Kai sagte immer, ich mache mir zu viele Gedanken – wo er recht hat, hat er recht! Nur, warum kann ich meine Gefühle nicht so zügeln. In dem Moment eines Gefühlsausbruchs ist meine Wesensart einfach unschlagbar, da komme ich nicht gegen an. Man soll schließlich seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Unangenehme, in der Brust schmerzende oder stressige Situationen cool und sachlich zu betrachten, gehört zu den Tugenden außergewöhnlicher Menschen. Manchmal fällt man eben mit der Tür ins Haus, und erst wenn die Tür kaputt ist, denkt man darüber nach, wie man es besser machen könnte. Hoffentlich bin ich kein Einzelfall!

Männersuche

Подняться наверх