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Beatrice versuchte sich zu bewegen. In ihrem Kopf schien ein Hammer zu arbeiten. Ganz vorsichtig öffnete sie die Augen, schaute zum Fenster und sah die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Langsam und behutsam drehte sie ihren Kopf, um sich im Zimmer umzusehen. Auf dem Stuhl neben ihrem Bett saß Sophia und schnarchte leise vor sich hin. Das Häubchen hing schräg auf ihrem Kopf, das Kleid war ganz zerknittert. Bea wunderte sich, denn Sophia legte immer viel Wert auf ordentliche Kleidung.

Überhaupt fiel ihr auf, dass in ihrem Zimmer eine ziemliche Unordnung herrschte. Plötzlich erschrak sie. Was, wenn ihr Mann dies sah? Sie versuchte, Sophia anzusprechen. Doch kein Ton wollte aus ihrem ausgetrockneten Mund herauskommen. Mit den Händen klopfte sie schwach auf die Decke, um sich dadurch bemerkbar zu machen. Endlich regte sich Sophia und hob langsam und verschlafen den Kopf. Sie streckte sich und sah zu Beatrice. Mit einem Ruck war sie wach.

»Lady Beatrice! Wie geht es Ihnen?«

Bea zeigte auf ihren Mund, um ihr verständlich zu machen, dass sie Durst hatte.

»Oh Gott, natürlich!« Schnell holte Sophia ein Glas mit Wasser, in das sie ein paar Pfefferminzblätter gegeben hatte. Vorsichtig Lady Beatrices Kopf anhebend, gab sie ihr schluckweise zu trinken.

Dankbar lehnte sich Bea nach dieser lindernden Erfrischung zurück. »Wo ist mein Mann?«, krächzte sie.

»Er ist weggefahren, er musste nach Paris. Sie müssen also keine Angst haben.« Sophia tätschelte liebevoll die Hand ihrer Herrin. »Gestern bekamen wir Nachricht von Sir Michael, dass er nun in Dover angekommen sei und das nächste Schiff nach Calais nehmen würde. Ich muss ihm jeden Tag von Ihrem Zustand berichten. Gestern schrieb ich ihm, dass Sie immer noch nicht bei Bewusstsein seien.« Sie zwinkerte mit den Augen. »Wenn wir Glück haben, wird ihn das vielleicht veranlassen, nicht so schnell zurückzukommen.«

»Wie lange liege ich hier denn schon?«

»Ganze vier Tage!« Sophia sah Bea etwas schuldbewusst an.

»War ich so krank?«, fragte Beatrice erstaunt.

»Nun, nein ...« Sophia lächelte verschwörerisch und gab zögernd zu: »Ich habe Ihnen, um Sie vor ihm zu schützen, Laudanum gegeben. Es war wohl ein bisschen viel! Verzeihen Sie mir?«

»Mit Freuden! Du bist so schlau!« Liebevoll sah sie ihre Zofe an. »Was würde ich nur ohne dich machen?« Etwas leiser fragte Bea: »Ich habe großen Hunger, meinst du, du könntest mir etwas zu essen bringen?«

»Ach je, ach je, natürlich! Die Köchin hält schon seit Tagen eine Hühnerbrühe für Sie bereit. Ich hole sie sofort.«

Und weg war sie. Beatrice fielen indessen die Augen wieder zu. Als sie das nächste Mal wach wurde, nahm sie sogleich den köstlichen Duft einer würzigen Hühnerbrühe wahr. Allein der Duft gab ihr die Kraft, vorsichtig den Kopf zu heben. Sie bildete sich ein, dass noch nie eine Suppe so köstlich geduftet hatte. Sophia saß wieder auf dem Stuhl neben dem Bett, doch diesmal war sie wach und sah gespannt auf ihre Herrin.

»Ich bin wieder eingeschlafen?«

»Das ist gut so, Lady Beatrice. Ich habe in der Zwischenzeit die Brühe geholt. Sie ist noch schön warm und wird Ihnen guttun.«

Mit Sophias Hilfe trank sie zwei Tassen von der Brühe und aß sogar ein paar winzige Fleischstückchen. Von dieser Anstrengung völlig erschöpft, sank Bea sofort wieder in einen tiefen Schlaf.

Sophia räumte leise das Zimmer auf. Danach beauftragte sie einen Diener, warmes Wasser in den Ankleideraum zu bringen und wartete darauf, dass Beatrice wieder aufwachte. Lange brauchte sie nicht darauf zu warten. Beatrice öffnete bald die Augen und schaute sich verwundert um. »Es ist ja schon richtig hell. Wie lange habe ich geschlafen?«

»Drei Stunden! Wie geht es Ihnen?«

»Besser als beim ersten Aufwachen. Aber in meinen Kopf ist immer noch ein lautes Rauschen. Außerdem schmerzt mein linkes Ohr so sehr. Ich weiß gar nicht, warum?«

»Erinnern Sie sich nicht mehr an den Abend nach der Einladung bei Ihrem Nachbarn?«

Beatrice runzelte die Stirn, was sie sofort bereute. Das ganze Gesicht schmerzte dadurch. »Oh ja, der Ballsaal war wunderschön und ich weiß noch, dass ich gesungen habe. Danach sind wir nach Hause gefahren.« Sie stockte plötzlich. »Oh, jetzt weiß ich es wieder. Er hat mich geschlagen! Und dann… Oh mein Gott! Er hat mich aus der Kutsche gezerrt und mich die Treppe hinaufgeschleift.« Vorsichtig fasste sie sich an ihre linke Wange und erschrak. »Sie ist ganz geschwollen! Sophia, gib mir bitte einen Spiegel!«

Ihre Zofe sah sie skeptisch an: »Sind Sie sicher, dass Sie sich so sehen wollen?«

»Ganz sicher!«, sagte Beatrice mit fester Stimme. Sophia reichte ihr den kleinen Handspiegel. Bea sah hinein und schaute sich lange an.

»Das also bin ich?« Resignation breitete sich in ihrem Gesicht aus. Sie ließ den Spiegel fallen. »Bevor ich diesen schrecklichen Menschen traf, war ich eine junge, fröhliche Frau, die von einem Prinzen träumte, einer schönen Hochzeit und Kindern.« Sie sah zu ihrer Zofe. »Schau mich an, was aus mir geworden ist! Nie wieder werde ich in einen Spiegel blicken. Erst wieder, wenn ich wieder die Frau bin, die ich einmal war.«

»Aber Mylady, so etwas dürfen Sie nicht sagen. Das hört sich an, als ob Sie sich die Schuld geben!« Vor Verzweiflung liefen Sophia die Tränen übers Gesicht. »Er ist der Schuft und das Scheusal! Nicht Sie! Sie müssen mir jetzt sofort versprechen, nie wieder so etwas Dummes zu sagen! Wir müssen stark bleiben und wir werden ihn eines Tages besiegen. Das schwöre ich Ihnen!« Nach dieser kurzen, aber bewegenden Ansprache völlig außer Atem, stand Sophia vor ihrer Herrin und schaute sie ernst an. Beatrice hob den Blick, streckte die Arme nach Sophia aus, um sie an sich zu ziehen. Ganz gerührt und von ihrem eigenen Ausbruch irritiert, nahm sie ihre Herrin vorsichtig in die Arme. Beide Frauen hielten sich kurz aneinander fest.

Bea flüsterte: »Verzeih mir meine Verzweiflung. Du hast recht, wir werden kämpfen! Doch zuerst würde ich mich gerne waschen. Ich glaube, ich habe es bitter nötig. Hilfst du mir?«

Sophia zuckte zusammen: »Wo habe ich nur meinen Kopf? Das warme Wasser ist schon da. Es ist erst vor ein paar Minuten nach oben gebracht worden.« Und schon verschwand sie im Ankleidezimmer, um die Schüssel und Tücher zu holen. Langsam und vorsichtig half sie Beatrice, sich an den Bettrand zu setzen. Sie zog ihr das Nachthemd aus und wusch ihr vorsichtig Gesicht und Rücken. Und schließlich den ganzen Körper.

»Oh Sophia, tut das gut. Ich danke dir.«

»Ist schon recht, Mylady. Jetzt noch die frischen Sachen anziehen und sie können sich ausruhen.« Sie half Beatrice in ein neues Nachthemd und zog ihr einen dicken Morgenmantel über. »So, nun legen Sie sich kurz aufs Sofa und Jane und ich werden schnell das Bett frisch beziehen.«

Jane wurde aus dem Ankleidezimmer geholt, in dem sie soeben für Ordnung sorgte. In kurzer Zeit war alles frisch hergerichtet und Beatrice konnte sich wieder, durch weiche Kissen gestützt, in ihrem Bett bequem hinlegen.

»Haben Sie bereits wieder ein wenig Appetit?«

Allein durch diese Frage lief Beatrice das Wasser im Munde zusammen. »Oh ja, bitte, ich bin am Verhungern!«

Sophia grinste: »Na, wenn das nicht ein gutes Zeichen ist!«

Nach dem Essen lehnte sich Beatrice gedankenverloren gegen ihre frisch aufgeschüttelten Kissen. Wie sollte das Leben weitergehen?, fragte sie sich. Es war wohl am besten, erst einmal wieder zu Kräften zu kommen, und dann mit Sophia einen Plan zu erarbeiten. Vielleicht war Flucht doch eine Möglichkeit?

Jake kämpft um sein Glück

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