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Beatrice versuchte sich etwas bequemer hinzusetzen. Ihr Rücken schmerzte noch von der letzten Nacht. Die Beine angewinkelt unter ihrem Kleid versteckend, machte sie es sich auf dem alten Sofa so gemütlich wie möglich. Es war ihr Lieblingsplatz. Von hier aus konnte sie durch die hohen Fenster hinaus in den Park sehen.

Der Herbst war endgültig angekommen. Den größten Teil der bunten Blätter hatte der Sturm in der letzten Nacht von den Ästen geweht. Vom Wind hin- und hergetragen, tanzten sie einen übermütigen Reigen auf dem Rasen.

Früher hatte sie den Herbst sehr gemocht, sich sogar gefreut über die Veränderung in der Natur. Die Farbenpracht in den Wäldern. Das Sammeln der Vögel am Himmel, um in die Ferne zu ziehen. Alles hatte sich damals so lebendig angefühlt. Doch nun machte es sie nur noch traurig. Es bedeutete, wieder einen kalten Winter vor sich zu haben. Dunkelheit in den Räumen, welche die spärlich aufgestellten Kerzen nicht vertreiben konnten. An Lesen oder Handarbeit war bei diesem wenigen Licht nicht zu denken. Gern hätte sie Klavier gespielt, doch ihr Mann mochte keine Musik. Damals, als sie das erste Mal in dieses Haus kam und das Musikzimmer erblickte, war sie noch voller Hoffnung gewesen. Solange sie die Musik hatte, konnte sie viel ertragen. Doch es kam anders. Ihr Mann verbot ihr auf das Entschiedenste, jemals das Musikzimmer zu betreten und schaute ihr dabei drohend in die Augen. Was war nur los mit diesem Mann, sann sie nach. Hatte es etwas mit seiner ersten Frau zu tun? Es musste einfach etwas mit ihr zu tun haben.

Eines Abends bei Tisch – ihr Mann schien ausnahmsweise bei guter Laune zu sein – versuchte sie ihn auf ihre Vorgängerin anzusprechen. Doch er erwiderte nur voller Hass, dass sie dies nichts anginge. Es war klar, von ihrem Mann würde sie nichts erfahren. Also versuchte sie, dem Personal etwas zu entlocken. Es stellte sich heraus, dass die gesamten Hausangestellten nach dem Tod der ersten Lady Michael ausgewechselt worden waren. Ein unangenehmes Gefühl beschlich Beatrice. Leider konnte sie sich auch nicht an Nachbarn oder Freunde wenden, da ihr Mann zu niemanden in der Nähe Kontakt pflegte.

Eines Tages, Beatrice glaubte sich allein im Haus, schlich sie sich ins Musikzimmer. Die Sehnsucht nach Musik, sie zu hören und zu spielen, war einfach zu groß gewesen. Doch ihr Mann überraschte sie dabei und bestrafte sie. Danach ging sie nie wieder in dieses Zimmer. Und so verging ein Tag nach dem anderen. Die einzige Abwechslung in ihrem Leben war das langweilige Kontrollieren der Arbeiten der Hausangestellten. Oder das Flicken von zerrissener Wäsche. Jeden Tag ging sie die Zimmer durch, ob alles sauber und gut gelüftet war. Danach kam das Besprechen der Mahlzeiten. Da ihr Mann meistens außer Haus aß, waren diese Besprechungen schnell erledigt.

Ansonsten bot nur noch ihr Stickrahmen eine Abwechslung. Doch selbst dies ging nur an hellen Tagen, wenn genug Licht ins Zimmer fiel. Die Kerzen für den Haushalt teilte ihr Mann persönlich aus, da er der Meinung war, sie würde sie sonst nur verschwenden. Ha!, dachte Bea, er kann leicht reden. Jeden Abend ist er unterwegs, keiner weiß, wo er sich aufhält. Bestimmt nicht bei Freunden! Wie sollte so ein Mann auch Freunde haben!

Bei der Vorstellung der kommenden dunklen Monate liefen Bea Tränen über die Wangen. Sie hatte das Gefühl, der Wind nahm nicht nur die Blätter, sondern auch ihren Mut mit. Den Mut, den sie brauchte, um jeden Tag aufzustehen und sich ihrem jetzigen Leben zu stellen. Einem Leben, dem sie nicht entkommen konnte.

Ihre Gedanken gingen zu ihren Eltern. Warum nur hatten ihre Eltern sie nicht geschützt? Wussten sie nicht, an was für eine Kreatur sie ihre Tochter verschacherten? Sie wischte die Tränen weg. Doch es war nutzlos, immer wieder kamen neue nach. Sie mussten es gewusst haben, denn ihre Freundin Elizabeth hatte es auch gewusst. Sie war es, die ihr von den Gerüchten um ihren Mann erzählte. Beatrice hatte ihre Eltern auf Knien angefleht, sie nicht mit ihm zu verheiraten. Doch ihre Mutter meinte nur, dass dies nun mal das Los jeder Frau sei. Sie brauche nur Gehorsamkeit gegenüber ihrem Mann an den Tag zu legen, dann würde alles schon zu ertragen sein.

Wenn sie an die Worte ihrer Mutter dachte, kam wieder diese Wut der Verzweiflung in ihr hoch. Das Los der Frau! PAH! Geld hatten sie von ihrem Ehemann bekommen! Das war ihnen wichtiger als das Leben ihrer Tochter. Ihre Eltern hatten schon immer auf großem Fuße gelebt. Auch sie hatte dieses Leben damals sehr genossen. Sie hatte viele schöne Kleider gehabt, ging auf Bälle, war eine umjubelte Debütantin. Nie wäre sie darauf gekommen, dass ihre Eltern hoch verschuldet waren. Doch dann bewarb sich Sir Lionel Michael um ihre Hand. Ihre Eltern überlegten nicht lange. Nachdem er ihnen zusagte, ihre Schulden zu einem großen Teil zu übernehmen, erklärten sie sich sofort einverstanden. Es war ihnen völlig egal, was aus ihrer Tochter wurde. Sie dachten nur daran, ihr Leben wie gehabt weiterführen zu können. Ein Jahr nach der Hochzeit verunglückten beide mit ihrer Kutsche. Sie waren sofort tot. Bea dachte bitter: Sie haben ein Jahr in Saus und Braus gelebt und ich? Ich werde noch Jahre mit diesem Monster leben müssen, seinen Wutanfällen ausgesetzt sein.

Es gab niemanden, der ihr beistehen konnte. Keine Familie, die sie um Hilfe bitten konnte. Ihre Freundinnen hatte sie seit der Hochzeit nicht gesehen. Sie war allein! Nirgendwo bekam sie Hilfe. Als Frau hatte sie keine Rechte ihrem Mann gegenüber. Ehemänner durften ungestraft ihre Ehefrauen züchtigen. Kein Mensch regte sich darüber auf.

Noch in ihre wütenden Gedanken versunken, sah Beatrice auf die große Standuhr. Wie viel Zeit hatte sie noch, bis er zurückkam? Eine Stunde vielleicht? Diese Zeit musste genügen, um sich frisch herzurichten und ein Kleid anzuziehen, mit dem Sir Michael zufrieden war. Er hasste es, wenn sie nicht präsentabel war. Das würde wieder nur Bestrafung nach sich ziehen und die Schmerzen der letzten Nacht spürte sie nur noch zu deutlich. Sie stand auf und schlüpfte in ihre Schuhe. Da hörte sie ein Geräusch von der Einfahrt her. Oh mein Gott, war er schon wieder da?

Sie lief schnell näher zum Fenster, um besser zum Tor schauen zu können. Es war nicht ihr Mann, es war eine Kutsche. Ihr Gatte war heute auf seinem Pferd unterwegs, um seine Bauern zu kontrollieren, also konnte er es nicht sein. Vor Erleichterung vergaß sie fast, sich Gedanken über den Besuch zu machen, der soeben aus der Kutsche steigen musste.

Sie sah an sich herunter. So konnte sie niemanden empfangen. Rasch lief sie aus der Bibliothek nach oben in ihr Zimmer. Sophia, ihre alte Zofe, räumte gerade das Zimmer auf. Ganz in Gedanken versunken schrak sie fürchterlich zusammen und sah entsetzt auf ihre Herrin, die mit Schwung die Tür aufgestoßen hatte.

»Keine Sorge, ich bin es nur!«, beruhigte Beatrice sie. »Ich muss mich ganz schnell umziehen, eine Kutsche ist gerade vorgefahren. Vielleicht Besuch für meinen Mann. Hilf mir bitte, wir müssen uns beeilen!«

Erleichtert, dass es Lady Beatrice war und nicht Sir Michael, suchte Sophia hastig ein passendes Kleid aus dem Schrank. »Lady Beatrice, fangen Sie schon an, die Nadeln aus Ihrem Haar zu ziehen. Ich lege schnell noch die frische Wäsche bereit.«

Sie waren beide ein eingespieltes Team. Aus Angst vor dem Hausherrn halfen sie sich gegenseitig und standen einander bei. Sophia kannte Lady Michael erst seit ihrer Heirat. Mit fünfzig Jahren hatte sie nicht mehr damit gerechnet, noch einmal eine Anstellung zu bekommen. Junge Frauen waren gefragt, da man davon ausgehen konnte, dass sie nicht so oft krank wurden und man ihnen mehr Arbeit zumuten konnte. Außerdem hatte Sophias Figur einen beträchtlichen Umfang erreicht, sodass sie nicht mehr die Schnellste war. Oft genug war dies ein Hindernis gewesen, einen neuen guten Arbeitsplatz zu bekommen. Das Einzige, was für sie sprach, war ihr Gesicht. Sie hatte freundliche Augen und die grauen, streng nach hinten gekämmten Haare standen ihr gut. Zu Sophias eigenem Erstaunen nahm Sir Michael sie tatsächlich in Stellung. Damals wusste sie noch nicht, dass sie diese Zusage nur der Boshaftigkeit ihres neuen Arbeitgebers zu verdanken hatte. Sir Michael wusste genau, dass dies wahrscheinlich die letzte Gelegenheit war, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wollte sie nicht hungern müssen. Somit war er sicher, dass sie nichts riskieren würde, diese Anstellung zu verlieren. Niemals würde sie es wagen, etwas gegen ihren Dienstherrn zu sagen. Sie würde schweigen über das Leben hier im Haus, da war er sich sicher!

Beatrice zog mit fieberhafter Eile die Nadeln aus ihrem Haar. Dunkelbraune Wellen fielen weich über ihren Rücken. Die zarte Figur verschwand fast unter dieser Pracht. Ihre wunderschönen grünen Augen leuchteten vor Aufregung. Doch nicht Vorfreude war es, sondern die Sorge, dass ihr Mann mit der Auswahl ihres Kleides unzufrieden sein könnte und seine Wut an ihr auslassen würde. Er liebte es, wenn er sie wie ein Schmuckstück aus einer Sammlung präsentieren konnte.

Schnell zog sie das dargereichte Kleid an. Es hatte einen äußerst gewagten Ausschnitt, ganz wie Sir Michael es bevorzugte. Der Stoff umhüllte eng anliegend ihre Figur und gab dabei viel zu viel von ihr preis. Hoffentlich war es kein Herr, der zu Besuch kam. Wenn sie die Blicke anderer Männer zu sehr auf sich zog, wurde ihr Ehemann wütend und die Bestrafung folgte später ganz gewiss. Es war ein Spiel für ihn, so dachte sie manchmal. Sie musste auf seinen Wunsch hin diese freizügigen Kleider tragen und natürlich konnten die Herren nicht widerstehen, einen Blick auf dieses reizende Dekolleté zu werfen. War sie dann wieder allein mit ihrem Gatten, beschuldigte er sie, den fremden Herren schöne Augen zu machen. Es war immer das Gleiche.

Mit bangem Herzen schaute sie Sophia zu, wie diese gekonnt ihr offenes Haar zu einer wunderschönen Frisur verwandelte. Endlich war sie fertig. Ein letzter kontrollierender Blick in den Spiegel, und sie ging nach unten, um zu erfahren, wer denn nun mit der Kutsche angekommen war. Auf halber Treppe sah sie gerade noch, wie Johnson, der Butler, einen elegant gekleideten Herrn in die Bibliothek führte. Was sollte sie tun? Am besten wartete sie, bis der Butler wieder herauskam. Dann konnte sie ihn fragen, wer dieser Herr war.

Lange musste sie nicht lange warten und Johnson kam zurück in die Halle. Sie winkte ihn zu sich. Mit einer geradezu aufreizenden Langsamkeit kam er zu ihr.

»Wer ist das? Ist das ein Freund von meinem Mann?«, fragte Bea leise.

»Es ist Lord Auston, Mylady. Unser neuer Nachbar.«

»Reden Sie doch leiser, bitte!« Bea schaute sich vorsichtig um, als ob sie befürchtete, ihr Mann käme jeden Moment aus einer Ecke gesprungen. »Und was will er hier? Möchte er auf meinen Mann warten?«

»Ich sagte ihm bereits, dass Sir Michael nicht anwesend sei. Doch fragte er dann nach Ihnen.« Ohne eine Gefühlsregung im Gesicht schaute er Bea an. »Soll ich Tee bringen lassen, Mylady?«

»Ja, ja, machen sie das!«

Was sollte sie nur tun? Beatrice knetete aufgeregt ihre Hände. Begrüßte sie den Besucher, würde ihr Mann sie beschuldigen, ihn verführen zu wollen. Begrüßte sie ihn nicht, würde er sie beschimpfen, unhöflich zu sein. Sie zitterte am ganzen Körper, gab sich dann aber einen Ruck und ging auf die Bibliothek zu. Gerade wollte sie die Türe öffnen, da hörte sie die Stimme ihres Mannes an der Haustür. Erschrocken sah sie sich um. Wie erstarrt blieb sie stehen. Mit einem ironischen Grinsen schritt er auf sie zu. Er ließ seinen Blick langsam über sie hinweggleiten.

Mit einem kalten Lächeln fragte er sie: »Na, mein Liebling, freust du dich auch, mich zu sehen? Hast du dich für mich so hübsch gemacht?« Er hob ihr Kinn mit einem Finger nach oben, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihn anzusehen. Bea wollte ihr Gesicht wegdrehen, doch sofort hielt er sie mit eiserner Hand fest. »Nicht doch, meine Schöne! Du willst doch nicht, dass ich traurig werde, oder?« Er blickte seine Frau mit seinen harten Augen an.

Zum Glück kam in diesem Augenblick Johnson, der alte Butler. Beatrice befürchtete, wenn ihr Mann weiter ihr Kinn so festhielte, würde es bald blau anlaufen.

Er ließ sie langsam los und sah seinen Butler erwartungsvoll an. »Was ist nun? Wollten Sie mir nicht etwas sagen?«, fragte er ärgerlich.

»Sie haben Besuch, Sir Michael.« Bea bemerkte, wie der alte Mann leicht zitterte.

Ihr Gatte lächelte böse: »Na also, warum nicht gleich so? Und darf man erfahren, wer es ist oder soll ich es erraten?«

In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Bibliothek und der Besucher kam heraus. »Ich hörte gerade, dass nach mir gefragt wurde. Da dachte ich, ich komme gleich persönlich zu Ihnen, um mich vorzustellen.« Er schenkte dem Butler ein freundliches Lächeln, der sich dankbar zurückzog. Das Lächeln des Besuchers verschwand allerdings, als sein Blick den Hausherrn traf. »Ich bin Ihr neuer Nachbar, Lord Auston!« Er nickte Sir Michael kurz zu, bevor er sich an Bea wandte. »Lady Michael, es ist mir ein Vergnügen!«

Bea sah sofort angstvoll zu ihrem Mann, der sie mit einem wütenden Blick bedachte. Schnell machte sie einen Knicks vor ihrem Gast. Lord Auston bemerkte den ängstlichen Ausdruck im Gesicht der Lady. Sie war eine wunderschöne Frau, wie er zugeben musste. Auf den ersten Blick machte sie den Eindruck einer sehr offenherzigen Dame in diesem extravaganten Kleid mit dem äußerst großzügigen Ausschnitt. Doch hatte er das Gefühl, dass sie sich nicht wohl darin fühlte. Außerdem wirkte sie sehr steif, als ob sie vor ihrem eigenen Mann Angst hätte. Was ging hier eigentlich vor?

Lord Auston wendete sich wieder dem Hausherrn zu. »Sir Michael, darf ich Sie morgen zu einem kleinen Empfang einladen? Ich habe vor kurzem Brandon Hall geerbt, wie Sie sicher schon gehört haben, und möchte mich gern mit meinen neuen Nachbarn bekannt machen.«

Der Hausherr sah ihn lächelnd an: »Aber sicher doch, wir kommen gern. Wenn sich meine Frau wohl genug fühlt. Sie ist manchmal etwas empfindlich, müssen sie wissen.« Er schaute Beatrice mitleidig an, bevor er Lord Auston aufforderte: »Aber bitte, begeben wir uns doch in die Bibliothek. Ich würde Ihnen gern einen Schluck meines besten Cognacs servieren lassen.«

Lord Auston schüttelte bedauernd den Kopf: »Das ist äußerst freundlich von Ihnen, doch muss ich mich schon verabschieden. Ich möchte auch noch meine etwas weiter entfernt wohnenden Nachbarn kennenlernen und einladen. Bitte verzeihen Sie meinen unangemeldeten Besuch.« Ein kurzes Nicken und er war fort.

Sir Michael schaute ihm verärgert hinterher. »Was war das denn für ein eingebildeter Trottel? Kommt und geht, als ob es sein Haus wäre!« Plötzlich fuhr er zu seiner Frau herum. »Und du hast dich auch noch herausgeputzt für diesen Affen! Geh sofort nach oben und zieh dich um, ich komme gleich nach.«

Beatrice drehte sich um und stieg die Stufen langsam nach oben. Ihre Knie zitterten. Was würde sie jetzt wieder erwarten? Doch dieses Mal hatte sie Glück. Noch während sie hinaufging, vernahm sie die Stimme des Sekretärs, der ihren Mann an eine Unterredung mit dem Verwalter erinnerte. Missmutig sah Sir Michael seiner Frau hinterher, bevor er kehrtmachte und sich mit seinem Sekretär ins Arbeitszimmer zurückzog. Die Erleichterung, die sie spürte, war so stark, dass sie sich fast auf die Treppe setzen musste. Doch riss sie sich zusammen und eilte in ihr Zimmer. Dort angekommen, ließ sie sich völlig erschöpft in einen Sessel sinken.

Sophia schaute sie gespannt an: »In welcher Stimmung war er?«

»Ich hatte Glück, er musste zu einer Unterredung in sein Arbeitszimmer. Ach Sophia, wie soll das nur weitergehen?«

»Wir sollten weglaufen, Lady Beatrice. Wir nehmen meinen gesparten Lohn und fahren zu meinem Bruder nach Bristol.«

Bea schaute sie lächelnd an. Diesen Plan hatten sie schon des Öfteren besprochen. Doch leider war er nicht durchführbar. »Ach liebe Sophia, was für ein herrlicher Gedanke! Aber du weißt, mein Mann würde uns überall suchen lassen. Und wenn er uns finden würde, dann gnade uns Gott.«

»Sie haben ja recht. Wir müssen einfach warten, bis er stirbt.« Sophia schaute ihre Herrin traurig lächelnd an.

»Genau so machen wir es. Auch Bestien sterben irgendwann!«

»Von welcher Bestie sprichst du gerade, mein Schatz? Doch nicht etwa von mir?«

Beide Frauen erstarrten vor Schreck. Von ihnen völlig unbemerkt war Sir Michael durch die kleine Verbindungstür eingetreten.

»Wir sprachen von dem neuen Hund des Jägers. Er ist sehr wild«, log Bea schnell.

»Ach, da bin ich aber froh. Ich dachte schon, du hättest etwas gegen mich.« An Sophia gewandt sagte er: »Du kannst jetzt gehen. Deine Herrin und ich wollen gerne allein sein.« Und mit drohendem Unterton in der Stimme: »Du erscheinst hier nicht vor zwei Stunden.«

»Aber ich wollte Ihrer Frau gerade die Haare waschen, Sir Michael.« Sophia fiel in der Eile nichts anderes ein, um Lady Beatrice vor ihrem Mann zu beschützen.

»Bist du schwerhörig?«, fragte er in falschem, liebenswürdigem Ton, mit einem grausamen Lächeln um die Mundwinkel. Sophia blieb nichts anderes übrig, als das Zimmer und ihre Herrin zu verlassen.

Sir Michael wandte sich langsam seiner Frau zu. »Und nun zu dir, mein Liebling. Du hast doch bestimmt Lust auf ein neues Spiel mit mir. Vielleicht schaffst du es ja, durch meine ganz spezielle Behandlung endlich schwanger zu werden.«

Bea sah ihn voller Angst an. Sie waren nun schon über zwei Jahre verheiratet und noch immer gab es keine Anzeichen einer Schwangerschaft. Sie wusste nicht genau, ob sie darüber froh oder traurig sein sollte. Würde er ein Kind, sein eigenes Fleisch und Blut, auch so grausam behandeln? Sie hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Ihr Mann kam langsam auf sie zu. Was hatte er sich nun für eine Grausamkeit ausgedacht? Aus seinen Jacketttaschen zog er langsam mehrere Lederriemen.

Lächelnd ging er auf seine Frau zu. »Du ziehst dich jetzt am besten erst einmal aus. Wir wollen doch deine Haut streicheln und nicht dein Kleid.« Genüsslich ließ er die Riemen durch seine Hand gleiten. »Und du willst doch gestreichelt werden, oder?« Hämisch grinsend sah er sie an. Wenn sie verneinte, würde es noch schlimmer werden, also nickte sie.

»Brave Frau, du lernst dazu, scheint mir! Ausziehen, sofort!« Bea tat, wie ihr geheißen. »Leg dich auf das Bett, auf den Bauch. Ich werde dich erst einmal fesseln. Dann hast du mehr von meinen, wie soll ich es nur nennen … Liebkosungen?« Jetzt lachte er laut. Bea glaubte, den Teufel persönlich zu hören. Sie versuchte sich ganz in sich zurückzuziehen und einfach nicht mehr da zu sein. Doch es half nicht viel!

Jake kämpft um sein Glück

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