Читать книгу Jake kämpft um sein Glück - Charlotte Paul - Страница 7
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ОглавлениеNach zwei Stunden klopfte Sophia vorsichtig an die Tür ihrer Herrin. Sie hörte ein Stöhnen und drückte die Klinke leise nach unten. Sie fand Beatrice auf dem Bauch liegend und mit einem Tuch zugedeckt. Sie bewegte sich nicht. Die Arme waren immer noch am Bettgitter festgeknotet. Schnell löste Sophia die Riemen. Beatrice stöhnte vor Schmerzen. Die Handgelenke waren wund gescheuert.
Plötzlich betrat Sir Michael das Zimmer. Fertig angekleidet wollte er anscheinend ausgehen. Seine Frau keines Blickes würdigend, zupfte er an seinen Hemdsärmeln, bis sie für ihn richtig saßen. Wie beiläufig sagte er beim Durchschreiten des Zimmers zu Sophia: »Meine Frau hat mal wieder nicht aufgepasst und sich an den Handgelenken verletzt. Schauen Sie zu, dass dies bis morgen nicht mehr sichtbar ist.« Und mit einem süffisanten Unterton in der Stimme fuhr er fort: »Was soll denn unser neuer Nachbar denken, wenn er mitbekommt, wie ungeschickt meine Frau ist?« Hart fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Sophia beugte sich zu Bea und flüsterte: »Er ist weg. Ich werde jetzt vorsichtig die Bettdecke anheben.« Bea nickte kaum merklich. Die Zofe hob langsam das Tuch. Am liebsten hätte sie es gleich wieder fallengelassen. Dieser verdammte Satan! Der ganze Rücken war von blutigen Striemen gezeichnet. Sophia musste an sich halten, um nicht laut zu schreien vor Entsetzen. »Bleiben Sie so liegen, ich werde Ihnen vorsichtig lindernde Umschläge auf den Rücken legen. Außerdem habe ich bereits einen Tee gegen die Schmerzen mitgebracht.«
Irgendwann wird er sie töten, ging es Sophia durch den Kopf. Tränen liefen ihr über die Wangen. Wie sollte das nur weitergehen? Mit liebevoller Hingabe versorgte sie ihre Herrin, soweit es ihr nur möglich war. Die ganze Nacht wachte sie an ihrem Bett, wechselte immer wieder die Umschläge und gab ihr Tee gegen die Schmerzen.
Am Morgen verband sie die Wunden am Rücken und an den Handgelenken fester, um ein Verrutschen beim Ankleiden zu verhindern. Ganz vorsichtig half Sophia Lady Beatrice beim Anziehen eines Kleides. Es hatte lange Ärmel wie viele Kleider in ihrem Schrank, die ihr Mann für sie gekauft hatte. Er macht sich wahrlich viele Gedanken um meine Kleidung, dachte Bea verzweifelt. Da sie sich noch nicht sicher auf den Beinen fühlte, begleitete Sophia ihre Herrin die Treppe hinunter. Beatrice war ihr für die Hilfe sehr dankbar. Ins Frühstückszimmer musste sie jedoch allein gehen.
Ihr Mann war schon da und wartete. »Na, da kommt ja meine Langschläferin!« Vor den Dienern nahm er sie fest in die Arme. Beatrice wurde schwindelig vor Schmerzen. »Und ganz blass siehst du aus, meine Liebe. Du musst unbedingt etwas essen!« Fremde hätten ihn in diesem Moment gewiss für einen liebevollen und umsorgenden Ehemann gehalten. Mit breitem Lächeln befüllte er ihren Teller großzügig mit allerlei leckeren Dingen. Bei der Vorstellung, jetzt essen zu müssen, spürte sie Übelkeit in sich aufsteigen. Doch sie wusste, ihr blieb nichts anderes übrig, bis sie den letzten Bissen geschluckt hatte. Vorher würde er keine Ruhe geben.
»So mein Liebling, nun iss dich mal richtig satt.«
Beatrice fing mechanisch an zu essen. Durchhalten, dachte sie nur. Nicht denken, einfach essen.
»Aber so lächle doch einmal! Ich glaube, du freust dich gar nicht, mich zu sehen.« Ihr Mann schaute sie traurig an.
Was für ein Schauspieler, dachte sie angeekelt. »Verzeih, ich habe so großen Hunger!« Sie versuchte, ihrer Stimme einen sicheren Klang zu geben.
»Das ist fein, dann kann Samson dir deinen Teller noch einmal füllen.« Zum Diener gewandt sagte er mit kalter Stimme: »Ist das klar?« Samson machte zur Bestätigung einen tiefen Diener.
»So, ich werde mich nun zurückziehen. Ich muss schließlich arbeiten, damit ich meine kleine Frau ernähren kann.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum.
Endlich, dachte Beatrice. Erleichtert ließ sie sich zur Lehne zurückfallen, um sich sofort wieder nach vorn zu beugen. Die Wunden auf ihrem Rücken schmerzten unglaublich. Sie schaute auf ihren noch immer vollen Teller. Langsam und mechanisch begann sie wieder zu essen, bis er endlich leer war. Der Diener sah sie mitleidig an. Doch dann lächelte er, nahm sich eine Gabel und aß mit großem Appetit die gesamte Servierplatte leer.
Entschuldigend sah er Beatrice an: »Verzeihen Sie mir, ich hatte so großen Hunger!« Beatrice schaute ihn irritiert an. Samson lächelte schüchtern. Jetzt verstand sie! Voller Ergriffenheit flüsterte sie ihm ein »Danke« zu. Sie stand vorsichtig auf, legte kurz ihre Hand auf seinen Arm und verließ den Raum, um sich nach oben zu begeben.
In ihrem Zimmer angekommen bettete sie sich vorsichtig auf ihre Kissen. Sie konnte nur auf der Seite oder auf dem Bauch liegen. Ihr ganzer Körper schmerzte. Wut stieg in ihr hoch. Wut und Verzweiflung. Wenn sie mutiger wäre, würde sie ihn umbringen! Schon oft hatte sie sich vorgestellt, wie sie ihn die Treppe hinunterstoßen würde. Sie malte sich dies ganz genau aus. Wie er daliegen würde mit gebrochenem Genick! Niemanden könnte er dann mehr quälen!
Plötzlich schrak sie auf. Sie war eingeschlafen! Es stand jemand vor ihrem Bett. Es war Sophia, nicht ihr Mann. Vor Erleichterung wurde ihr fast schwindelig. »Lady Bea, Sie müssen jetzt aufstehen. Ihr Mann kommt bald und Sie müssen sich noch zurechtmachen.«
»Aber bis zum Dinner ist doch noch Zeit ...«
»Nein, wir haben keine Zeit. Heute ist doch der Empfang bei Ihrem neuen Nachbarn.«
»Oh nein, nicht das auch noch! Hilf mir schnell aufzustehen, bitte.« Etwas wackelig auf den Beinen trat sie zu ihrem Frisiertisch und fing sogleich an, ihr Haar zu öffnen. »Wie viel Uhr ist es denn?«, fragte Bea erschöpft.
»Es ist schon vier Uhr vorbei. Ein Kleid habe ich schon ausgesucht. Bevor wir Ihre Haare frisieren, werden wir die Verbände wechseln müssen.«
Geschäftig legte Sophia die frischen Verbände auf dem Bett zurecht. Salben und Tee standen schon auf dem Nachtkästchen bereit. Beas Zofe kannte sich sehr gut mit Heilkräutern aus. Im Garten hatte sie ein kleines Beet mit verschiedenen Pflanzen angelegt. Die Blätter trocknete sie für spezielle Tees oder nahm sie als Grundlage für ihre Salben. Auch die Angestellten profitierten von Sophias Kenntnissen. Jedem versuchte sie zu helfen und alle waren ihr dankbar.
Vorsichtig zog Beatrice ihr Morgenkleid aus. Danach legte sie sich bäuchlings aufs Bett. So behutsam wie möglich fing Sophia an, die alten Verbände durch neue zu ersetzten. Die Salben taten Bea gut, sie kühlten die wunden Stellen.
Sie brauchten fast drei Stunden, bis Beatrice zurechtgemacht war. Endlich hatten sie es geschafft. Bea trug ihr dunkelrotes Kleid. Sie liebte dieses Kleid. Es war eins der wenigen mit einem nicht ganz so tiefen Ausschnitt. Unter ihrem Busen leicht gerafft fiel der Stoff ihre Figur umschmeichelnd bis zu ihren Füßen. Eine rote Rose in ihrem Haar komplettierte ihr zauberhaftes Aussehen.
»Sie sehen wunderschön aus!«
»Danke, liebe Sophia. Dann werde ich jetzt hinuntergehen. Ich glaube, ich habe schon die Kutsche vorfahren gehört.« Langsam schritt sie die Treppe hinab. Ihr Mann stand bereits an der Tür und musterte sie genau.
»Du siehst etwas müde aus, meine Liebe. Du solltest dich wirklich mehr schonen. Ich muss anscheinend besser auf dich aufpassen.« Er ergriff ihre Hand und küsste sie. Dabei sah er sich genau die verdeckten Handgelenke an. »Die langen Ärmel stehen dir gut!« Er lächelte sie gespielt liebevoll an.
Bea konnte nur nicken und ließ sich von ihrem Mann das Cape umhängen. Sie war froh, dass die Fahrt bis zu Lord Auston nur kurz war. Ihren Mann so dicht neben sich zu haben, nahm ihr schier den Atem. Sie dankte innerlich Gott, als die Kutsche endlich stehen blieb und die Tür geöffnet wurde. Sir Michael half ihr höflich und anscheinend voller Sorge, sie könnte ausrutschen, aus der Kutsche.
Einen tiefen Atemzug nehmend schaute sie sich um. Vor ihnen hatte sich bereits eine Reihe von Gästen gebildet, die darauf warteten, endlich dem neuen Lord vorgestellt zu werden. Dies gab Beatrice die Möglichkeit, sich das Haus in Ruhe von außen anzuschauen. Ihr Mann unterhielt sich derweil angeregt mit einem der Gäste. Es schien einer seiner Kumpane zu sein. Gerade gaben sie ein höhnisches, hässliches Lachen von sich. Wahrscheinlich machten sie sich wieder über jemanden lustig. Was auch sonst, dachte Beatrice verächtlich.
Sie bestaunte unterdessen weiter das Haus. Es war ein altes Gebäude aus hellem Stein. Zwei hohe Säulen vor dem Eingang gaben ihm etwas Elegantes. Es hatte einen Mittelteil und zwei Seitenteile. Hohe Fenster ließen warmes Licht nach draußen scheinen. Die Rasenflächen vor dem Haus wurden unterbrochen von Rabatten, die man mit Rosenbüschen bepflanzt hatte. Vereinzelt waren noch Blüten zu entdecken, die den kühlen Temperaturen trotzten. Wie schön musste es aussehen, wenn die Rosen in voller Blüte standen!
Langsam kamen sie vorwärts, befanden sich nun bereits im Eingangsbereich und konnten erste Blicke in den Ballsaal werfen. Beatrice freute sich, dieses Haus endlich von innen betrachten zu können. Schon oft hatte sie sich gewünscht, dies zu tun. Auf ihren seltenen einsamen Spaziergängen war das Anwesen gut von ihrem Lieblingsplatz aus zu sehen. Dieser Platz lag auf einem kleinen Hügel gegenüber. Nur ein schmaler Weg führte dorthin. Mit einem Pferd war es unmöglich, dort entlangzureiten. Die Dornen der Hecken am Wegesrand würden ein Pferd verletzen. Unterhalb des Hügels lagen die Weiden für die Schafe und weiter im Süden konnte man die Pferdekoppeln sehen. Hier oben fühlte sich Beatrice sicher. Ihr Mann würde sich niemals herablassen, so weit zu Fuß zu gehen. So konnte sie also immer wieder für sich diesen Ausblick genießen und fühlte sich durch die dichten Sanddornhecken geschützt.
Beatrice fand es traurig, dass das Anwesen ein paar Wochen lang offenbar unbewohnt gewesen war. Manchmal hatte sie davon geträumt, selbst in diesem Haus zu wohnen. Mit einem freundlichen Ehemann und Kindern. Die Kinder würden im Garten herumtollen und mit ihrem Mann würde sie ab und zu die Nachbarn besuchen. Ein ganz normales, wunderbares Leben. Was für ein schöner Traum! Doch nichts davon würde in Erfüllung gehen. Den Traum von Kindern hatte sie schon längst aufgegeben. Auch nach zwei Jahren Ehe kündigte sich kein Nachwuchs an. Dies war außerdem ein Grund, warum ihr Mann so unbarmherzig war. Vor einigen Wochen musste sie sich von einem Arzt untersuchen lassen, doch der fand keinen Hinweis, warum sie nicht schwanger werden sollte. Daraufhin behauptete ihr Mann allen Ernstes, sie würde mit Absicht nicht schwanger werden. An die Schläge nach dem Arztbesuch konnte sie sich noch gut erinnern.
Doch dort oben bei ihrem Lieblingsplatz konnte sie ihre Sorgen für kurze Zeit wegschieben und sich einfach ihren Träumen hingeben. Vor einiger Zeit nun hatte sie Betriebsamkeit am Haus und im Garten bemerkt. Vollbeladene Kutschen fuhren vor und wurden eilig entladen. Die Fenster wurden geöffnet, Rauch stieg aus den Kaminen. Im Garten wurde gearbeitet und die Auffahrt zum Haus gesäubert.
Und nun stand sie in der Eingangshalle dieses Hauses und wartete mit Spannung, die Räumlichkeiten endlich betrachten zu können. Sie hatte Sorge, wie sich ihr Mann wohl heute verhalten würde. Hoffentlich war er nicht zu unhöflich zu ihrem Gastgeber. Sir Michaels Gesichtsausdruck sagte ihr nur zu deutlich, was er von dieser Einladung hielt.
Endlich im Ballsaal angekommen, strahlte ihnen blendendes Kerzenlicht entgegen. Bea hatte das Gefühl, sie müsse die Augen schließen vor so viel Helligkeit. Hunderte Kerzen mussten das sein, dachte sie erstaunt. Wie gebannt blieb sie stehen. Erst das laute Murren ihres Mannes ließ sie in die Gegenwart zurückkommen.
»Steh nicht so dumm rum, geh endlich weiter!«, sprach er zornig zu ihr. Sich im Saal umsehend, meinte er angewidert: »Das passt zu diesem Angeber!«
Der Raum war gefüllt von äußerst elegant gekleideten Menschen. Die meisten kannte sie, wenn auch nicht sehr gut. Ihr Mann achtete penibel darauf, dass sie keine Freundschaften knüpfen konnte.
Lord Auston erblickte sie und kam sofort auf sie zu. »Lady Michael, Sir, ich möchte Sie herzlich willkommen heißen. Ich gehe davon aus, dass ich Sie kaum jemanden vorstellen muss.« Er lächelte sie beide freundlich an. »Darf ich Ihnen ein Glas Champagner anbieten?«
Er gab einem Diener einen Wink, der sofort das gewünschte Getränk auf einem Tablett brachte. »Ich hoffe, Sie fühlen sich bei uns wohl und genießen diesen Abend. Bitte entschuldigen Sie mich, die nächsten Gäste sind gerade eingetroffen und ich möchte auch sie gern begrüßen. Ah, ich sehe gerade, Mr Lettinggrow winkt Ihnen zu. Da kann ich Sie getrost allein lassen.«
»Natürlich dürfen Sie uns allein lassen«, schnauzte Sir Michael ihn an. «Schließlich sind nicht wir neu, sondern Sie.«
Auston schaute ihn kurz kalt an, zeigte aber sofort wieder ein freundliches Lächeln. Bea war unsicher, ob sie sich den kalten Blick nur eingebildet hatte, zu schnell ging die Veränderung in Lord Austons Gesicht vor sich.
»Natürlich«, sagte ihr Gastgeber nun. »Ich bin froh, dass es so ist. So können Sie sich hoffentlich sofort wohlfühlen in meinem Haus.« Ein kurzes Nicken und er schritt auf die neuen Gäste zu, um sie willkommen zu heißen.
Sir Michael schnaubte: »Was glaubt der eigentlich, wer er ist? Er soll froh sein, dass wir ihn überhaupt bemerken!« Er nahm Beatrices Arm und zog sie mit sich fort zu Mr Lettinggrow. Beatrice ekelte sich vor diesem aufdringlichen Freund ihres Mannes. Immer wieder versuchte er, sich ganz dicht neben sie zu stellen. Dabei schaute er unverblümt in ihr Dekolleté und lächelte auch noch so anzüglich, dass sie sich am liebsten ein Tuch über ihren Ausschnitt gelegt hätte. Doch das durfte sie nicht. Ihr Mann hätte sie sofort vor aller Augen zurechtgewiesen. Also stand sie brav lächelnd neben ihm und tat so, als ob sie interessiert zuhören würde.
Zu ihrem Glück hörte man bald den Gong, der die Gäste zum Dinner rief. Der Tisch im Esszimmer war äußerst geschmackvoll eingedeckt. Kleine Jardinieren aus kunstvollem buntem Glas waren in die Mitte des Tisches gestellt worden. Gefüllt mit vielen kleinen roten und weißen Rosen. Das Rosenservice passte wunderbar zu diesen Blumenarrangements. Sogar auf den Servietten fanden sich aufgestickte Rosenblüten.
Etwa dreißig Gäste nahmen in der Erwartung eines äußerst schmackhaften Menüs am Tisch Platz. Kaum saß man, wurden schon die Platten mit köstlichen Vorspeisen hereingebracht. Alle staunten über die kunstvoll angerichteten Speisen. Sie sahen nicht nur verlockend aus, sondern schmeckten auch hervorragend. Leckeren Vorspeisen folgten verschiedene Zwischengerichte. Das Hauptgericht bestand aus gebratenem Fisch, einem großen Rehrücken und mehreren Rinderbraten. Das Fleisch war zart und leicht rosig. Es zerging auf der Zunge. Verschiedene Gemüse und Salate vervollkommneten die einzelnen Gerichte. Das Dessert bestand aus unterschiedlichen Puddingsorten, kleinen Obsttörtchen mit frisch geschlagener Sahne sowie Nüssen, die die Herren der Tafelrunde höflicherweise den Damen öffneten.
Da sich Beas Tischnachbarin zu ihrer Linken ganz aufs Dinner konzentrierte und ihr Mann in ein Gespräch versunken war, hatte sie Zeit, sich die anderen Gäste unauffällig anzusehen. Die meisten kannte sie höchstens vom Sehen. Einige der Anwesenden wirkten sehr freundlich und schauten auch immer wieder lächelnd zu ihr herüber. Ohne es zu wollen, ging Beas Blick in Richtung des Gastgebers. Lord Auston saß an der rechten Stirnseite des Tisches. Er unterhielt sich abwechselnd mit seinen Tischnachbarinnen und schien mit ihnen schon sehr vertraut zu sein. Vor allem mit einer von beiden, einer äußerst hübschen, blonden jungen Frau. Sie strahlten sich an und lachten viel. Manchmal legte sie sogar ihre Hand auf die seine.
Bea fand das sehr seltsam. Ob sie seine Verlobte war? Sie ertappte sich dabei, wie sie einen Anflug von Neid empfand. Erneut ging ihr Blick zu Auston. Genau in diesem Moment sah er zu ihr. Einen kurzen Moment verfingen sich ihre Blicke, hielten sich aneinander fest. Rasch schaute Beatrice weg. Sie fühlte, wie ihr die Hitze in den Kopf stieg. Oh, wie peinlich. Hoffentlich hatte es keiner bemerkt.
Ihr Mann stieß ihr heftig in die Seite. »Ich habe dich etwas gefragt!« Seine Stimme klang wütend. Hatte er etwas bemerkt?
»Verzeih, ich war in Gedanken.«
Sir Michael nahm ihr Handgelenk und drückte es zusammen. Dabei bedachte er seine Frau mit gespielter Freundlichkeit. Beatrice erstarrte vor Schmerz. »Ich habe dich gefragt, ob du diese Leute hier nicht auch langweilig findest?«
»Ja, natürlich sind sie langweilig.«
»So ist es brav!« Langsam ließ er ihr Handgelenk wieder los.