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Beatrice war von ihrem Mann unsanft in die Kutsche gestoßen worden. Sie landete hart in der Ecke der Sitzbank.

»Was hast du dir dabei gedacht, dich so in den Mittelpunkt zu stellen?«, herrschte er sie wütend an.

»Aber du hast doch gesagt, ich solle etwas vortragen!«, flüsterte Bea.

Ihr Mann holte aus und schlug ihr mit voller Kraft ins Gesicht. Von der Wucht des Schlages flog Bea quer durch die Kutsche auf die gegenüberliegende Bank.

Vor Zorn geifernd schrie er sie an: »Du hast dich aufgeführt wie eine Nutte! Ich habe genau gesehen, wie ihr euch angeschaut habt. Hast du überhaupt keine Scham, elendes Weib?«

Die ganze Fahrt über schleuderte er ihr Beleidigungen entgegen. Beatrice konnte kaum etwas verstehen. Ihr Kopf drohte vor Schmerzen zu platzen. Auf dem Ohr, das den Schlag abbekommen hatte, vernahm sie nur noch ein Rauschen. Die ganze Gesichtshälfte war wie taub.

Endlich kamen sie zu Hause an. Sir Michael stieg aus, zerrte sie aus der Kutsche und hinter sich her. Sie hatte keine Möglichkeit, auf die Füße zu kommen. Vor Schmerz bekam sie keine Luft. Er schleifte sie an einer Hand haltend über die Treppe hinauf zur Tür. Bea stieß mit dem Kopf mehrmals gegen eine Stufe, während ihr Mann sie ununterbrochen anbrüllte. Anscheinend hatte der Butler die Tür geöffnet. Denn ihr Gatte zog sie weiter in die Eingangshalle. Beatrice fühlte etwas Warmes an ihrem Kopf. Sie blutete.

»Holen Sie die Zofe dieser schamlosen Hure!«, brüllte Sir Michael nun den Butler an. Seine Frau ließ er einfach auf den Boden fallen. »Sie soll sofort diese Missgeburt hier wegschaffen! Und machen Sie gefälligst hier sauber! Diese Schmiererei auf dem Fußboden ist ja ekelerregend!« Mit donnernden Schritten ging er zur Bibliothek, verschwand darin und schlug die Tür hinter sich zu.

Der Butler ließ Sophia holen. Auf dem Boden kauernd, leise vor sich hin wimmernd, fand sie ihre Herrin. Vor Schreck erstarrte die Zofe einen Moment, fasste sich jedoch sogleich wieder. Schnell ließ sie Lady Beatrice von Samson nach oben tragen. Vorsichtig legte er sie auf dem Bett ab. Keiner sagte ein Wort.

In Sophia stieg unbändiger Hass auf. Oh, wenn sie ein Mann wäre, würde sie ihn umbringen! Sie versorgte Beatrice, so gut sie konnte. Einen Arzt durfte sie nicht rufen, das würde Sir Michael nie erlauben. Wenn Beatrice doch nur zu sich kommen würde!

Die ganze Nacht wachte Sophia bei ihrer Herrin am Bett. Diese war sehr unruhig und machte Anstalten, sich die Verbände vom Kopf zu ziehen. Immer wieder versuchte die Zofe, sie mit Worten und sanftem Streicheln zu beruhigen. Doch dauerten die Ruhephasen nie lange.

Gegen morgen erst wurde Bea etwas ruhiger. Sophia schlief neben dem Bett sitzend ein. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Sophia schrak von ihrem Stuhl auf.

»Was ist hier los? Wieso ist meine Frau noch nicht angezogen?«, donnerte Sir Michael der Zofe entgegen.

»Sie ist noch nicht wieder wach geworden«, entgegnete Sophia ihm, nur mit Mühe die Wut unterdrückend.

»Ach stimmt, sie ist ja die Treppe runtergefallen, oder? Hat sie wieder nicht aufgepasst. Das passt zu ihr!«, erwiderte er höhnisch. Mitleidig blickte er auf seine Frau herab: »Gerade jetzt! Immer macht dieses Weib Schwierigkeiten. Ich muss verreisen. Ich habe heute Morgen eine Nachricht bekommen. Wir müssen so schnell wie möglich nach Paris. Schauen Sie zu, dass Sie sie wach bekommen.« Er drehte sich um und verließ das Zimmer.

Sophia war fassungslos. Sie wach bekommen? Dieses Scheusal! Er war wahrhaftig die Grausamkeit in Person. In diesem Moment regte sich Bea.

»Sophia?«, flüsterte sie. »Hilf mir bitte!«

Was konnte sie nur tun, um ihrer Herrin beizustehen? Kurzentschlossen nahm sie das Fläschchen mit Laudanum aus ihrer Schürzentasche. In ein Wasserglas ließ sie eine großzügige Menge des Mittels hineintropfen. Vorsichtig hob sie Lady Beatrices Kopf an. Sie setzte sich so, dass sie ihren Oberkörper abstützen und ihr das Glas an die Lippen halten konnte.

»Jetzt schön den Mund aufmachen, Lady Beatrice. Das wird Ihnen guttun!«, flüsterte Sophia.

Beatrice trank in kleinen Schlucken und fiel langsam in einen tiefen Schlaf. Minuten später betrat Sir Michael wieder das Zimmer.

»Was ist, ist sie immer noch nicht wach?«, herrschte er Sophia an.

»Nein Sir Michael, sie liegt in einem todesähnlichen Schlaf. Sie atmet kaum noch.« Vorsichtig schaute sie ihn an.

»Mit dieser Frau habe ich ja wirklich den Hauptgewinn gezogen«, sagte Sir Michael sarkastisch. »Ständig nur jammern und todlangweilig dazu. Nicht mal zum Kinderkriegen taugt sie.« Verärgert schaute er auf die schlafende Beatrice herab und schüttelte den Kopf. »Und, was soll ich jetzt machen? Vielleicht auch noch den Arzt holen oder was?« Anscheinend unschlüssig und wütend ging er im Zimmer hin und her.

Sophia traute sich kaum zu atmen. Würde er allein wegfahren? In diesem Moment hörte sie schon eine Kutsche vorfahren. Die Zofe merkte ihm an, wie er innerlich mit sich kämpfte. Wie würde er sich entscheiden? Sie betete im Stillen zu allen Heiligen, die ihr in diesem Moment einfallen wollten.

»Gut, ich werde wohl allein fahren müssen. Schauen Sie zu, dass Sie sie wieder in Form bringen, bis ich wieder da bin.« Er drehte sich zur Tür, blieb aber noch einmal kurz stehen. »Keiner wird das Anwesen verlassen! Keinen Schritt! Ist das klar? Ich habe überall meine Beobachter! Sollte mir zu Ohren kommen, dass sie Besuch empfangen oder das Gut verlassen hat, gnade Ihnen Gott.« Die Tür knallte hinter ihm ins Schloss, seine harten Schritte hallten auf den Treppenstufen wider. Die Haustür ging auf und wieder zu, die Kutsche fuhr ab.

Sophia stand immer noch an derselben Stelle. Sie traute der Sache noch nicht. Sie horchte. War er wirklich weg? Vorsichtig ging sie zur Tür und öffnete sie leise. Alles war ruhig, niemand war zu sehen. Langsam bewegte sie sich zur Treppe.

»Suchen Sie etwa mich?« Sophia erstarrte vor Schreck. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz hörte auf zu schlagen. Zögernd drehte sie sich um und blickte in die lachenden Augen von George.

»Oh George, Sie gemeiner, unverschämter Kerl! Wollen Sie, dass ich eine Herzattacke bekomme?«

Jetzt bemerkte George, dass Sophia tatsächlich zutiefst erschüttert war. »Oh, verzeihen Sie mir. Ich wollte Sie nur ein wenig necken.« Er schaute sie um Verzeihung heischend an. George war zur selben Zeit wie Sophia angestellt worden und arbeitete als Sekretär bei Sir Michael.

»Hören Sie bloß auf mit diesem Hundeblick.« Sie schaute ihn streng an. »Und tun Sie das nie wieder! Verstanden?«

»Verstanden, nie wieder!« Er legte zum Schwur eine Hand aufs Herz. Allerdings lauerte in seinen Augen eindeutig ein Lächeln. Langsam ging er um Sophia herum, sie nicht aus den Augen lassend. »Und jetzt begebe ich mich in mein Arbeitszimmer und träume von Ihnen.« Und ganz leise setzte er noch hinzu: »Sie süße Zuckerkugel!«

Sophia drehte sich empört zu ihm um: »Was haben Sie gesagt?«

Die Treppe hinuntereilend rief er: »Nichts, gar nichts!« Lachend verschwand er hinter der nächsten Tür.

Sophia versuchte, entrüstet zu schauen – und doch musste sie lächeln. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. So ein frecher Kerl! Sie musste ihm mal ordentlich die Leviten lesen.

Jake kämpft um sein Glück

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