Читать книгу Einmal Russland und zurück - Christa Henrichmann - Страница 9

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Heute ist Sonntag, der 16.12.1989. Immer noch keine Nachricht von den Reisenden. Jeder von uns geht eigenen Beschäftigungen nach. Christoph, unser Sohn, und unsere Helfer haben sich nach der Stallarbeit wieder schlafen gelegt. Auf der Party am Vorabend ist es wohl spät geworden.

Marlies, die Frau des Vetters, ruft an. Die Frauen der Russlandfahrer wollen sich im Ratskeller zum Abendessen treffen. Da unser Sohn Christoph für die ganze Familie Theaterkarten für ein niederdeutsches Stück bestellt hat, sage ich ab. Im Dorf fragen mich viele Leute nach der Russlandreise. Ich kann kaum etwas dazu sagen, habe ja selbst noch nichts davon gehört. Gibt es dort kein Telefon? Sind sie vielleicht schon abseits der Stadt im Jagdgebiet? Ich werde immer unruhiger. Gegen 23 Uhr, nach unserem Theaterbesuch, die Kinder sind zu Bett gegangen, klingelt das Telefon. „Bernd hat einen Herzinfarkt erlitten, er liegt in Rijasan im Krankenhaus“, sagt Marlies. „Genaues weiß ich auch nicht. Du sollst dich morgen Vormittag im Büro des Bürgermeisters bei Frau Stühr melden.“

Wie ferngesteuert, rufe ich meine Schwägerin in Olfen an. Marianne, die ältere Schwester meines Mannes, pflegt ihre Mutter nach einer Hüftoperation bei sich zu Hause. Marianne ist entsetzt, will mich trösten, aber im Moment spreche ich ihr Trost zu. Ich habe noch gar nicht realisiert, was da wirklich geschehen ist. Um zur Ruhe zu kommen, nehme ich Schlaftabletten und falle in einen unruhigen Schlaf.

Erst am anderen Morgen wird mir die Tragweite des Geschehens klar. Ich telefoniere mit meinem Rektor und sage meinen Dienst ab. Die beiden Töchter schicke ich erst einmal zur Schule. Sie sollen heute noch unbeschwert bleiben. Nur Christoph erzähle ich, was passiert ist. Gut, dass seine Großmutter bei der Tante in Olfen ist. Unsere Haushälterin erledigt die Arbeit im Haushalt. Ich fahre ins Rathaus nach Münster. Im Büro der Stadtverwaltung werde ich zu Frau Stühr geführt. Sie erklärt mir, was sie von den Vorgängen in Rijasan weiß, lässt mir Kaffee bringen und telefoniert ständig.

Ich bitte sie, mir eine Reise nach Rijasan zu organisieren, da ich unbedingt meinem Mann sehen muss. Ich habe Fragen über Fragen auch den Betrieb betreffend.

Frau Stühr will tun, was in ihrer Macht steht und telefoniert wieder. Sie wartet auf den Anruf von Albert, unserem Vetter, der als Ratsmitglied meinen Mann als sachkundigen Bürger mit in die Partnerstadt genommen hat. Der Anruf lässt auf sich warten. Schließlich werde ich gebeten, nach Hause zu fahren. Man wolle sich bei mir melden.

Ich renne durch die weihnachtlich geschmückte Stadt Richtung Parkhaus. Als ich noch Kleinigkeiten im Kaufhaus besorge, höre ich aus Lautsprechern Adventsmusik. Das alles erscheint mir wie Hohn. Frieden und Freude wird es in diesem Jahr bei uns nicht geben. Unruhig fahre ich heim.

Zu Hause klingelt das Telefon. Frau Stühr weiß nun ein paar Einzelheiten zu dem Unglück.

Einmal Russland und zurück

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