Читать книгу Ghostfighter & Co. (2). Besuch aus dem Jenseits - Christian Gailus - Страница 10
ОглавлениеDer im Helm eingebaute Lautsprecher knistert und kratzt.
»Charl… …itte …ommen …«
Das ist Bennos Stimme. Doch die Verbindung ist zu schlecht, um irgendetwas zu verstehen.
»Du musst sof… …afenchef ist unterw… …urück. Ich wiederhole: Komm sof…«
Charlie versteht kein Wort.
»Benno, die Verbindung ist extrem schlecht. Bitte wiederholen.«
Doch diesmal ist die Stimme noch abgehackter.
»Ko… …ück, Cha… Kowals… …terwegs!«
Keine Chance. Benno ist nicht zu verstehen. Was nun? Umkehren? Aber in dem Anzug und beladen mit dem schweren Materialkoffer kann er sich nur langsam bewegen. Und er hat das Flugzeug schon fast erreicht.
Ach was, denkt Charlie. Was auch immer Benno ihm sagen will – die paar Minuten hat es auch noch Zeit. Er hebt den Blick. Die Tür zur Lockheed ist verschlossen, die Sonnenblenden an den Fenstern sind heruntergezogen. Die Maschine steht da wie ein schlafender Riese. Keine Gefahr. Also los!
Charlie stellt den Materialkoffer ab und zieht die Sonde heraus …
»Platz da, aus dem Weg!«
Reflexartig springt Charlie zur Seite und entgeht nur knapp der heranrollenden Gangway. Sie saust an ihm vorüber und kommt krachend am Flugzeug zum Stehen. Ein bulliger Typ stapft die Stufen zur Flugzeugtür hinauf.
»He!«, ruft Charlie. »Wer sind Sie? Und was wollen Sie hier?« Der Mann dreht sich nicht um.
»Benno, bitte kommen«, ruft Charlie ins Helmmikro.
»Charlie?« Endlich wieder Kontakt! Wenn auch nur schwach.
»Benno, was ist los? Wer ist dieser Typ? Und was macht er hier?«
»Das ist der Flughafenchef«, ruft Benno. »Der will die Flugzeugtür öffnen. Verschwinde da, Charlie! Sofort! Hau ab!«
»Die Flugzeugtür öffnen?«, wiederholt Charlie ungläubig. »Aber dann … wir wissen doch gar nicht, was dadrin ist!«
»Charlie!« Es ist Anton. »Mit dem Kerl ist nicht zu spaßen. Sieh zu, dass du in den Tower zurückkommst. Schnell!«
Charlie zögert. Er blickt zum Tower, wo zwei Gestalten am Fenster aufgeregt winken. Dann wendet er sich wieder dem Flugzeug zu. Der große, schwere Mann stapft mit energischen Schritten die Gangway hinauf. Und plötzlich weiß Charlie, was er zu tun hat.
»Ich halt ihn auf!«, ruft er ins Funkgerät und rennt los.
»Nein!«, ruft Anton. »Du schaffst es nicht mehr rechtzeitig. Hau ab, Charlie. Hau ab!«
Aber Charlie arbeitet sich schon Stufe um Stufe die Gangway hinauf. Kowalski ist mittlerweile oben angekommen und legt den schweren Hebel zum Öffnen der Tür um.
»Tun Sie das nicht!«, ruft Charlie.
Kowalski würdigt ihn keines Blickes. »Geh nach Hause zu deiner Mami«, ruft er verächtlich und drückt den Hebel nach unten. Mit einem schmatzenden Geräusch öffnet sich die Tür. Der Flughafenchef horcht. Doch aus Flug 1-3-7 ist kein Laut zu hören. Es ist totenstill. Auf Kowalskis Gesicht zeichnet sich ein Grinsen ab.
»Seht ihr, alles paletti«, ruft er seinen Mitarbeitern im Tower zu und gestikuliert siegessicher, denn die Fluglotsen hinter der Scheibe können ihn natürlich nicht hören. Dann senkt er den Blick und sieht zu Charlie, der ein paar Stufen unter ihm auf der Gangway steht. »Hier ist nichts los«, sagt Kowalski mit ruhiger Stimme.
HUAHAHAHAHA…
dröhnt ein schauriges Geheul aus dem Inneren des Flugzeugs. Gefolgt von Gepolter, Rascheln, dem Hin- und Hergezerre schwerer Gegenstände. Gleichzeitig zwängt sich eine Blase übel riechender Gase durch die Tür, eine Mixtur aus Ausdünstungen und abgestandener Luft.
Im Inneren der Lockheed blitzt ein Licht auf, klein, rot und hektisch blinkend. Kowalski zieht die Stirn kraus. Das Licht kommt näher, wird größer und heller.
Eine Taschenlampe, schießt es Kowalski durch den Kopf. Aber wieso schwebt sie in der Luft? Er stutzt. Und konzentriert sich auf das blinkende Licht.
Morsezeichen! Na klar, das Licht sendet ein Morsesignal aus! Aber wie lautet die Nachricht?
Kowalski liest die Buchstaben mit und bildet Wörter aus den einzelnen Silben. Das Licht kommt immer näher.
»… das-licht-ach-ten-nicht-auf-das-licht-ach-ten-guckdoch-mal-hoch-du-lu-sche.« Kowalski zieht die Stirn kraus. »Guck doch mal hoch, du Lusche?«
Er hebt den Blick – und starrt in die entsetzlich grinsende Fratze eines furchterregenden Poltergeistes.
WAAAAAAAHHHHH…
Das breite Grinsen passt so gar nicht in das werwolfartige Maul mit seinem kräftigen Kiefer. Die Nase fehlt und statt Augen prangen lediglich zwei dreieckige Löcher in dem schmalen Schädel. Auf dem Kopf schwirrt eine wilde Mähne aus Tentakeln durcheinander, als würden sie von einer fremden Macht zum Tanz gezwungen. Und statt Ohren sitzen zwei feuerspeiende Vulkane an den Seiten des Kopfes. Der lange Hals mündet in einem nur fußballgroßen Körper, aus dem sich acht lange, behaarte Beine schieben; eines hält die Taschenlampe. Das Wesen ist dicht mit gelbem Fell behaart und stinkt nach in der Sonne vergammelndem Fisch.
Wie hypnotisiert starrt Kowalski sein Gegenüber an, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren. Der Poltergeist schwebt näher, bis er nur noch wenige Zentimeter vom Flughafenchef entfernt ist. Mit einer sanft fließenden Bewegung schiebt er sich durch die Nasenlöcher des Flughafenchefs und verschwindet in dessen Körper. Kowalski dreht sich zu Charlie um.
»Schicker Anzug, Junge«, sagt er mit schnarrender Stimme. »Neu?«
Damit stürzt er sich auf Charlie. Doch der reagiert blitzschnell, geht in die Hocke und klammert sich an der Gangway fest. Kowalski stolpert und fällt die Treppe hinunter. Unten angekommen rappelt er sich auf, springt in einen Follow-Me-Wagen und rast mit Blaulicht und Sirene davon.
Kaum ist er weg, drängen weitere Geister aus dem Flugzeug; große und kleine, lange dürre und extrem fette, solche mit Hundeköpfen auf Elefantenkörpern und andere mit einem Gebiss, das einmal rund um den Kopf herum reicht. Es folgen schlangenförmige, brennende und schreiende Geister. In einer nicht enden wollenden Prozession stürzen sie aus dem Flugzeug und machen sich in alle Himmelsrichtungen auf und davon. Als der Spuk vorbei ist, kehrt eine gespenstische Stille ein.
»Leute«, sagt Charlie in sein Helmmikro. »Ich glaube, jetzt haben wir ein richtiges Problem.«