Читать книгу Ghostfighter & Co. (2). Besuch aus dem Jenseits - Christian Gailus - Страница 7
ОглавлениеSie müssen uns durchlassen! Wir werden erwartet«, beharrt Anton. Doch der glatzköpfige Wachmann vor ihm rührt sich nicht. Er ist mindestens zwei Köpfe größer und bestimmt dreimal so breit wie Anton. Ein Bulle von einem Mann. Und bewaffnet.
»Und wer erwartet euch?«, raunzt er mürrisch.
»Sascha Schnösel«, sagt Anton.
»Sascha Schnösel?«, schnaubt der Wachmann verächtlich. »Etwa der Bruder von Hansi Hochmut? Cousin von Friedrich Fernweh? Schwager von Willi Witzig? Veräppeln könnt ihr euch alleine!«
»Wir veräppeln Sie nicht«, meldet sich Benno zu Wort. »Sascha Schnösel ist Chef-Fluglotse hier im Flughafen Fuhlsbüttel und hat uns angerufen, weil merkwürdige Dinge vor sich gehen.«
Der Wachmann senkt den Blick. »Was denn für Dinge?«
»Ein Flugzeug ist gelandet«, sagt Benno ernst. »Ohne Genehmigung. Einfach so.«
»Aha«, brummt der Wachmann. »Und wieso ruft dieser Schnösel dann nicht die Polizei?«
»Die können ihm nicht helfen«, sagt Anton.
»Aber ihr könnt es, was?« Der Wachmann lacht laut auf. »Ein paar Dreikäsehoch mit einem komischen Koffer. Was habt ihr denn dadrin? Wasserpistolen?«
»Unsere Ausrüstung«, sagt Charlie und tritt nach vorne. Breitbeinig postiert er sich vor dem großen Mann. »Wir sind Ghostfighter«, sagt er mit ernster Stimme.
Der Wachmann verstummt und runzelt die Stirn. Für einen Augenblick scheint es so, als würde er dem Jungen glauben. Dann beugt er sich zu Charlie hinab und raunt: »Und ich … bin der Kaiser von China.«
Huahahahaha …
Mit einer blitzschnellen Bewegung greift Charlie in seine Tasche und zieht einen pinkfarbenen Plastikrevolver hervor. Der Wachmann verstummt.
»Das ist ein Neuronenverdampfer«, sagt Charlie und seine Stimme klingt leise und bedrohlich. »Wenn ich den Finger krümme, kocht das Ding aus Ihrem Gehirn eine hübsche kleine Ursuppe. Also zum letzten Mal: Wir sind auf Einladung von Herrn Schnösel hier. Und es ist dringend. Deshalb lassen Sie uns jetzt rein oder …«
Die Bewegung des Wachmanns ist noch schneller als die von Charlie. Seine Hand greift zum Holster und den Bruchteil einer Sekunde später ist die Mündung seiner Pistole auf Charlies Nase gerichtet.
»Ebenfalls zum letzten Mal«, zischt er und jeglicher Anflug von Heiterkeit ist aus seiner Stimme gewichen. »Ihr verschwindet jetzt augenblicklich von meinem Flughafen oder ich schwöre euch …«
»Ihr Flughafen?«
Die Stimme kommt wie aus dem Nichts. Der Wachmann zuckt zusammen und wendet sich überrascht um. Ein schmaler Mann mit lockigen Haaren und einem dunklen Norweger-Pullover steht hinter ihm.
»Haben Sie zu viele James-Bond-Filme gesehen oder was soll das Getue?«
»Ich …«, beginnt der Wachmann und man kann förmlich sehen, wie sein Gehirn nach einer passenden Erklärung sucht. Doch plötzlich verhärten sich seine Gesichtszüge wieder. »Wer sind Sie eigentlich?«, bellt er. »Und wieso schleichen Sie hier im Sicherheitsbereich herum?«
»Ich bin Sascha Schnösel«, antwortet der Neuankömmling und zieht eine an einem Band baumelnde Plastikkarte unter seinem Pulli hervor. »Und ich schleiche nicht herum, sondern hole meinen Besuch ab.«
Zähneknirschend schiebt der Wachmann die Pistole zurück ins Holster. »Könnte mich ja auch mal jemand informieren, dass da wer kommt«, knurrt er und macht den Weg frei.
»Bitte folgt mir«, sagt Schnösel und die drei Jungen drängen sich an dem wuchtigen Kerl vorbei.
»Eierkopf«, zischt Charlie ihm im Vorübergehen zu und die Hand des Wachmanns zuckt.
»Nehmt es ihm nicht übel«, sagt Schnösel, während er Anton, Benno und Charlie die Treppe hinauf zum Tower führt. »Er hat strikte Order, niemanden auf das Flughafengelände zu lassen. Aber das heißt natürlich nicht, dass er mit seiner Pistole Menschen bedrohen darf. Ihr seid doch in Ordnung?«
»Alles bestens«, sagt Charlie. »Dicke Typen mit fetten Wummen jagen uns keine Angst ein. Da sind wir ganz anderes gewohnt.«
»Ja, ich weiß, Geister.« Schnösel bleibt vor einer Tür mit der Aufschrift Nur für autorisiertes Personal stehen und wendet sich zu seinem Besuch um. »Ich muss gestehen, dass ich nie an Geister geglaubt habe. Aber das …«, er schluckt, »… hat sich heute geändert.«
»Was ist passiert?«, fragt Anton.
»Es begann vor ein paar Stunden«, berichtet Schnösel mit sorgenvoller Miene. »Da erschien plötzlich dieses Flugobjekt auf dem Radar: Flug 1-3-7. Ich funke die Maschine an und sehe gleichzeitig im Flugplan nach, um welches Flugzeug es sich handelt – da meldet sich eine merkwürdige Stimme aus dem Cockpit und bittet um Landeerlaubnis.«
»Was meinen Sie mit merkwürdig?«, fragt Benno.
»Tja, wie soll ich sagen. Die Stimme klang irgendwie … leblos. Mir fällt kein besseres Wort ein.«
»Leblos wie eine Computerstimme?«, fragt Charlie.
Schnösel schüttelt den Kopf. »Nein, nicht künstlich. Die Stimme klang schon menschlich. Aber irgendwie … unbeseelt. Wie ein Windhauch in der Nacht.«
Die Temperatur im Treppenhaus scheint unvermittelt um ein paar Grad zu fallen.
»Was geschah dann?«, fragt Anton.
»Ich konnte ihn nicht finden«, sagt Schnösel. »Flug 1-3-7 war nirgends verzeichnet. Also fragte ich, woher er kommt, und die Antwort lautete: Roswell in New Mexico. Das ist in den Vereinigten Staaten von Amerika.«
Benno hebt die Brauen. »Soll da nicht mal ein Ufo abgestürzt sein?«
»Das wurde behauptet«, bestätigt Anton. »Aber die amerikanischen Behörden haben das immer geleugnet.«
»Ich habe mich mit der Flugleitzentrale von New Mexico in Verbindung gesetzt«, fährt Sascha Schnösel fort. »Aber die wussten nichts von einem Flug 1-3-7. Deshalb habe ich der Maschine die Landung verweigert. Aber das hat die Crew nicht sonderlich interessiert.«
Schnösel dreht sich um und schiebt die schwere Eisentür hinter sich auf. Die Ghostfighter folgen ihm ins Innere des Towers, wo rund zwei Dutzend Fluglotsen vor ihren Bildschirmen sitzen und die Routen Hunderter Flugzeuge kontrollieren. Der Chef-Fluglotse führt Anton, Benno und Charlie quer durch den Tower zu einer breiten Fensterfront. Auf dem Rollfeld vor ihnen steht ein Flugzeug, das aussieht, als habe es eine halbe Ewigkeit auf dem Meeresgrund gelegen: Der Lack ist beinahe komplett abgeblättert, am Rumpf und an den Tragflächen prangen dicke Beulen und Rostflecken und zwei Reifen am Fahrwerk bestehen nur noch aus Gummifetzen. Doch es ist etwas anderes, das den Ghostfightern eine Gänsehaut über den Rücken jagt: die mit schwarzer Schrift auf das Seitenleitwerk gepinselte Zahlenreihe, die zwar schon sehr verwittert, aber immer noch lesbar ist: 1-3-7.