Читать книгу Ghostfighter & Co. (2). Besuch aus dem Jenseits - Christian Gailus - Страница 6
ОглавлениеDie Sonne brennt. Die Luft flirrt. Die Hitze macht das Atmen schwer.
Clint Sablewood jagt den 52er Chevrolet Pick-up über die staubige Piste. Der Wagen ist nagelneu, frisch vom Band gelaufen. Und muss sich als Erstes in der Wüste bewähren.
Der Sand ist bestimmt Gift für den Lack, denkt der alte Mann – als ein Leuchten am Himmel seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Was ist das? Ein Flugzeug? Ein Hubschrauber? Oder bloß eine optische Täuschung?
Wäre nicht ungewöhnlich, hier, in der Wüste von New Mexico. Um die Mittagszeit wird es so heiß, dass man die verrücktesten Dinge beobachten kann. Sablewood hatte schon riesige Öltanker durch den Sand schippern sehen, als wäre es die normalste Sache der Welt. Aber natürlich gab es die in Wirklichkeit gar nicht. Sie waren bloß eine Lichtspiegelung. Eine Fata Morgana. Weiter nichts.
Doch dieses Leuchten jetzt am Himmel ist irgendwie anders. Es bewegt sich nicht, sondern verharrt einfach an einem Punkt wie ein Stern in der Nacht.
»Wahrscheinlich nur ein herrenloser Ballon«, murmelt Sablewood und klappt die Sonnenblende runter. »Nicht ablenken lassen, sonst fährste noch deinen schönen neuen Pick-up in den Sand.«
Der alte Mann richtet den Blick wieder auf die Straße. Und wird nachdenklich.
Hat vielleicht was mit dem Raumschiff zu tun, das hier runtergegangen sein soll. Hat zwar niemand gesehn und spricht auch niemand drüber, jedenfalls nicht laut. Aber hinter vorgehaltener Hand flüstern die Leute, dass damals nur deshalb keine Trümmer gefunden worden sind, weil die Army sofort alles eingesammelt und auf ihren Stützpunkt gebracht hat. Eine fliegende Unterasse. Mit einem Außerirdischen an Bord.
Und wenn es stimmt?
Sablewood kratzt sich am Kinn. Möglich, dass das Leuchten am Himmel von einem zweiten Raumschiff stammt, das dem ersten zu Hilfe kommt. Ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen.
Er klappt die Sonnenblende wieder nach oben und sucht den Himmel vor sich ab. Das Leuchten ist verschwunden. Der alte Mann seufzt.
Also doch nur ’ne Luftspiegelung …
Da schießt plötzlich ein heller Blitz vom Himmel direkt auf die Straße vor ihm. Sablewood tritt auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen rutscht der Pick-up über den Asphalt, schleudert zur Seite weg und kommt im aufwirbelnden Wüstensand zum Stehen.
Der alte Mann braucht eine Weile, bis er begreift, was passiert ist. Und dass er sich nichts geprellt oder gebrochen hat. Dann öffnet er die Tür und steigt aus.
Kaum fünfzig Meter hinter ihm liegt es auf der Straße, flach und glänzend. Als wäre es ein Stück von einem Spiegel.
Sablewood nähert sich dem Objekt vorsichtig. Stimmen die Geschichten also doch? Ist hier vor seiner Nase gerade ein Ufo abgestürzt?
Sollte lieber Hilfe holen. Besser wär’s.
Doch die Neugierde ist größer und Sablewood geht weiter. Als er das Objekt erreicht, ist er enttäuscht. Bloß ein Stück Metall, das irgendwo abgerissen wurde. Von einem Flugzeug vielleicht. Die Augen mit der flachen Hand schützend, sieht er nach oben. Doch der Himmel ist leer.
Sablewood senkt den Kopf … und erstarrt. Das Metallstück bewegt sich! Es schiebt sich auf der Straße hin und her, als würde es von unsichtbaren Fäden gezogen. Irgendwas steckt darunter. Ein Tier, das beim Absturz verletzt wurde?
Mit der Fußspitze schiebt er das Metallstück zur Seite. Eine unförmige weiße Masse kommt zum Vorschein, klebrig und blubbernd. Wie heißes Kaugummi. Der alte Mann kniet nieder und taucht den Finger hinein. Die Masse ist warm und zäh. Was kann das sein? Sablewood will dran riechen und versucht, den Finger zurückzuziehen. Doch der steckt fest. Sablewood zieht stärker. Sein Finger rührt sich nicht.
»Das gibt’s doch gar nicht!«, schimpft er, als es ihn plötzlich in die andere Richtung zieht. In die Masse hinein!
»Hilfe!«, ruft Sablewood. Doch mitten in der Wüste, meilenweit von der nächsten Ortschaft entfernt, hört ihn kein Mensch. Mit aller Kraft versucht er, seinen Finger aus dem klebrigen Teufelszeug zu ziehen. Da gerät die Masse in Bewegung, bildet Furchen und nimmt Konturen an. Ein Gesicht schält sich aus dem zähen Brei heraus. Eine lachende Fratze. Sie lacht Sablewood aus.
»Weiche von mir, Satan!«, ruft der alte Mann mit zitternder Stimme – da wird er mit einem letzten kräftigen Ruck in die Masse hineingezogen. Und ist verschwunden. Noch einmal blubbert der Brei auf. Dann verschwindet auch er.
Und zurück bleiben nur ein nagelneuer Pick-up und ein Stück Metall.