Читать книгу Urban Fantasy going Queer - Christian Handel - Страница 5

Vorwort

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Liebe Lesende,

herzlich willkommen in den Straßen der Städte, in den Cafés und U-Bahnen, auf den Baustellen und Friedhöfen. Und in dieser Anthologie, die das Vertraute mit dem Unbekannten vermischt, den Alltag mit der Magie. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unsere Elfen mit Smartphones und Motorrädern auszustatten, um sichtbar zu machen, dass Fantasy, natürlich, politisch ist. Keine Weltflucht, sondern ein Spiegel unserer Gesellschaft mit all ihren Facetten.

Oder wie der Literaturwissenschaftler Stefan Ekman es formuliert hat: Urban Fantasy, das Genre der modernen urbanen Welt mit magischen Elementen. Und auch das Genre der ›Unseen‹. Das Genre der Marginalisierten und zur Unsichtbarkeit Verdonnerten, die für ihre Repräsentation und Existenz in der Gesellschaft viele Kämpfe austragen müssen. Wie die Kämpfe von Queers für geschlechtliche und sexuelle Anerkennung, Selbstbestimmungsgesetze, Adoptions- und Asylrechte, gegen Blutspendeverbote und Hassverbrechen, Fetischisierung und Pathologisierung und, und, und …

In dieser Anthologie versammeln sich Kurzgeschichten von offen queeren Autor*innen der deutschsprachigen Phantastik-Szene. Sie vermengen gesellschaftspolitische Themen unseres modernen Alltags mit magischen Einzelschicksalen und leisten jenseits des Lesevergnügens auch einen wichtigen Beitrag: Wir sind mehr als unsichtbare Marginalisierte! Wir waren schon immer da, mitten unter euch.

Das zeigte sich auch, als wir uns auf die Suche nach queeren Fantasyautor*innen für die Anthologie machten. Am Anfang war es eine Suche, aber schnell stellten wir fest, wie viele queere Fantasyautor*innen es im deutschsprachigen Raum gibt. Mehr, als wir in einer Anthologie abbilden könnten.

Auch deshalb war es eine bewusste Entscheidung für offen queere Autor*innen. Nicht, weil mensch queer sein muss, um gute queere Repräsentation zu schreiben! Oder weil queere Autor*innen verpflichtet wären, sich zu outen oder über queere Themen zu schreiben. Ein Outing ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, es kann viele Gründe dafür oder dagegen geben. Genau, wie auch queere Autor*innen immer schon heterosexuelle cis Charaktere geschrieben haben und das mutmaßlich auch weiterhin tun werden. Doch wir wollten ein Sichtbarmachen der »Unseen«, in der Fiktion wie in der Buchbranche. Das war uns beiden aus unserer eigenen Erfahrung ein persönliches Anliegen, denn Aşkın-Hayat Doğan ist schwul und Sarah Stoffers nichtbinär und queer.

Folglich haben wir 23 Autor*innen gebeten, eine Urban Fantasy-Geschichte zu schreiben. Viele haben ihrer sexuellen, romantischen oder geschlechtlichen Identität des Spektrums eine Stimme gegeben, andere haben das ganz bewusst nicht getan. Beides hat seine Berechtigung. Da queere Menschen keine homogene Masse sind, prallen in dieser Anthologie Gegensätze aufeinander. Liebesgeschichten, märchenhafte Elemente und humorvolle Action stehen neben düsteren, gewaltvollen Geschichten oder provokanten Parodien. Es wird ermittelt, geliebt, gehasst, gekämpft. Mit Queerfeindlichkeit oder dem Coming Out gerungen. Oder mit dem Montag oder einer mächtigen Feenkönigin. Queerness ist manchmal laut und mächtig, und dann wieder beiläufig und alltäglich. Sie trifft auf Hass und Akzeptanz. Einige Geschichten fordern heraus, andere sind ein sicherer Hafen und manche beides gleichzeitig. Deshalb stehen vor jeder Geschichte Content Notes. Bitte schützt euch selbst und nehmt sie ernst.

Unsere Held*innen sind schwul, lesbisch, bi- und manchmal sogar heterosexuell. Sie sind trans und nichtbinäre Figuren. Einige verwenden Neopronomen wie zum Beispiel sey oder sier. Sie gehören dem Aro- und Ace-Spektrum an und sind vielleicht demisexuell. Und nichts davon ist Hexenwerk, sondern unser Alltag. Wir hoffen, dass ihr euch ein Stück weit darin wiederfindet. Vielleicht, weil ihr selbst queer seid und schon immer mal über eine bisexuelle Hexe oder einen demisexuellen Werwolf lesen wolltet. Oder weil ihr es gerade nicht seid und euch vielleicht trotzdem in queeren Held*innen wiedererkennen werdet. Folgt uns durch 25 Türen in verschiedene urbane Welten, die am Ende alle ein Teil eurer eigenen sind.

Euch allen viel Spaß beim Lesen!

Aşkın-Hayat Doğan & Sarah Stoffers

Berlin und Hamburg im September 2021

Urban Fantasy going Queer

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