Читать книгу Er war mein Urgroßvater - Christiane Scholler - Страница 11
Die Frage nach dem Anfang – die Suche nach den Wurzeln
ОглавлениеDie Frage nach dem Jetzt und nach der Entwicklung dorthin beginnt immer bei der Frage nach der Vergangenheit. Wir können uns ihr nicht entziehen: Wohin wir gehen, zeigt, woher wir kommen. Wenn Sie Ihren Blick in den Räumlichkeiten der Eingangsebene von Schloss Artstetten schweifen lassen, dann sehen Sie auf den zahlreichen Bildern einen guten Teil der Familie versammelt.
Einige kennen Sie sicher. Die »Klassiker« sind Kaiser Franz Joseph I. und seine Frau, Kaiserin Elisabeth. Rasch finden Sie bestimmt auch den unglücklichen Kaiser von Mexiko, Maximilian, den jüngeren Bruder Kaiser Franz Josephs, der von Napoleon III. gewissermaßen »hineintheatert« und 1867 in Mexiko standrechtlich erschossen wurde. Seine Frau Charlotte hatte übrigens bis zum tragischen Ende vergeblich versucht, in Europas Fürstenhäusern diplomatische Hilfe für ihren Mann zu bekommen. Auch Kronprinz Rudolf, Sohn Kaiser Franz Josephs, dessen tragischer Selbstmord bis heute rätselhaft bleibt, ist hier vertreten.
Der Onkel: Kaiser Maximilian von Mexiko
Kaiser Franz Joseph war als Onkel Franz Ferdinands nicht immer der gütige ältere Herr, als der er so gerne dargestellt wird. In Wahrheit führte »der gute Kaiser Franz Joseph« ein strenges Regiment, nicht nur in der Innen- und Außenpolitik. Das hat auch die Familie oft genug gespürt, mein Urgroßvater Erzherzog Franz Ferdinand aber in ganz besonderem Maße. Sehen Sie sich seine verschiedenen Bilder und Gemälde etwas genauer an – ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.
Was an den Bildnissen Erzherzog Franz Ferdinands auffällt, ist der durchwegs ernste und entschlossene Blick. Fast gewinnt man den Eindruck, Lachen oder wenigstens Lächeln kam für diesen Mann nicht infrage. Diese Haltung kommt nicht von ungefähr. Um den Menschen hinter der nachdenklichen und ernsten Fassade zu ergründen und anderen zugänglich zu machen, habe ich mich entschlossen, in diesem Buch meinen Urgroßvater ins Zentrum der Betrachtungen zu stellen. Wenn Sie nun also mehr über den Thronfolger erfahren und dabei die vielen anderen Familienmitglieder, deren Gesichter Sie in den Schlossräumlichkeiten betrachten können, zum Teil nur erwähnt werden, so wissen Sie jetzt, warum. Ich will das Andenken an diesen großen Mann und Vordenker so bewahren, wie es ihm gebührt. Es geht mir dabei nicht darum, die Geschichtsschreibung zu beeinflussen; aber es gibt mir das gute Gefühl, meinem Urgroßvater ein sehr persönliches Denkmal der etwas anderen Art zu setzen.