Читать книгу Hope - Christin Thomas - Страница 10
Kapitel 5
ОглавлениеSam kam mit roten Augen aus dem Anhörungsraum. Sein Vater erkannte auf Anhieb, dass er geweint hatte und nahm seinen Sohn in die Arme. „Was ist denn passiert?“, fragte Robert besorgt.
Doch Sam löste sich aus seiner Umarmung. Er mochte es nicht, wenn er Schwäche zeigte. Wieso musste sein Vater so einen Moment dann nur noch schlimmer machen? Doch als auch Sky ihn fragend ansah, blieb ihm nichts anderes übrig, als den beiden von der Frage des Rates zu erzählen. Ihre Zukunft hing davon ab und Sam konnte nicht einschätzen, ob er dazu beigetragen hatte, dass sie Leben durfte oder ob sie sterben musste.
„Mister Winson hat mich gefragt, ob ich es bedauern würde, wenn Sky nicht bei uns bleiben könnte.“ Sein Vater ballte nachdenklich die Hände zu Fäusten. „Ich konnte nicht antworten. Ich weiß nicht, wieso. Irgendwie war ich durcheinander und nervös. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich brachte einfach kein Wort heraus. Ich will nicht schuld sein, wenn sie gehen muss, Dad.“
Sein Vater konnte ihn gut verstehen. „Schon gut.“
Dann ergriff er Sams Hand. Er zog ihn ohne ein weiteres Wort zum Aufzug. Sky folgte den beiden schnellen Schrittes. Als Sam etwas sagen wollte, schüttelte sein Vater kaum merklich mit dem Kopf, doch in seinen Augen lag ein lautes Nicht hier! und so schluckte Sam die Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. Auch Sky passte sich der Stille an. Sie hielt ihre Neugier zurück, als spürte sie die Eile, die plötzlich vom Professor ausging. Auch durch die Eingangshalle spurteten sie und hetzten die Stufen hinab.
Er wusste nicht warum, doch Sam fürchtete sich vor der Ungewissheit. Irgendetwas stand hinter der Frage, die Mister Winson ihm gestellt hatte – wie ein Schatten, der es seinem Vater Angst und Bange werden ließ. Dabei war das Ratsoberhaupt auch ohne etwas zu sagen furchteinflößend. Winson hatte eine ungemütliche Aura und so war Sam froh darüber, das Regierungsgebäude endlich verlassen zu können.
Sky und er setzten sich auf die Rückbank und sein Vater navigierte das Fahrzeug mit dessen Kontrollfeldern. Sam konnte sehen, dass es scheinbar nach Hause ging. Während er auf die Finger seines Vaters achtete, versank Sky erneut im gewaltigen Anblick Cyrons, als hätte sie schon vergessen, welche unangenehmen Fragen ihnen gestellt worden waren.
Als das Fahrzeug sich in die Lüfte hob, schien Sams Vater jedoch noch immer voller Anspannung zu sein. „Du gehst gleich in dein Zimmer und packst etwas Kleidung ein. Danach hilfst du Sky dabei ein paar Kleidungsstücke auszuwählen. Aber ihr müsst euch beeilen. Ich werde in der Zeit ebenfalls einiges zusammensuchen und mich danach um Jenna kümmern.“
„Was soll das heißen?“, fragte Sam und auch Skys Blick fiel verständnislos nach vorn.
Sein Vater wirkte plötzlich traurig, als er sagte, dass er sich um Jenna kümmern müsse. Was sollte das überhaupt bedeuten? Nie zuvor hatte sein Vater so etwas gesagt. Jenna war doch selbst dazu da, um sich um alles zu kümmern.
„Dad?“ Sam wurde mit jedem Augenblick unruhiger. „Was meinst du damit? Wir werden doch nicht abhauen, oder?“
„Sam, bitte nicht jetzt“, entgegnete sein Vater streng. „Ich erkläre es dir später. Konzentrier dich darauf, welche Dinge du zusammenpacken wirst. Entscheide dich jetzt, wir haben nur wenig Zeit.“
Sam spürte, wie seine Beine zu zittern anfingen, hilflos sah er Sky in die Augen.
„Ganz ruhig“, flüsterte sie. „Ich verstehe nicht, was los ist, aber ihr macht mich beide sehr nervös.“
Sam wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Gedanken rasten, als er erkannte, dass Skys Augen zu leuchten begannen. Ihr Verteidigungsmodus schien sich langsam zu aktivieren und sie begann sich nach möglichen Gefahren umzusehen.
„Dad, du machst uns Angst“, ertönte panisch Sams Stimme, den Skys Reaktion erneut aufwühlte.
„Ihr müsst mir jetzt vertrauen. Im Haus wird kein Wort gesagt, bis Jenna die Energiezufuhr unterbrochen hat und wir von Coroc abgeschirmt sind. Danach muss alles ganz schnell gehen. Beruhig dich bitte, Sam, denn es bleibt vorerst keine Zeit für Fragen.“
Der Professor hatte sich diesmal nicht umgedreht. Er sah fixiert aus. Der Gleiter raste wie ein Geschoss durch die Luft und es dauerte nicht lange, bis ihr Zuhause in Sicht war.
Das Fahrzeug hielt über dem Parkplateau, das direkt über dem Haus lag. Als es hinabgesunken war, sprang Sams Vater umgehend heraus und sah sich mehrmals um, bevor er Sam und Sky hektisch hinauswinkte. Danach rannten sie zum Aufzug und ließen sich in das zweite Geschoss hinab.
Als sich die Türen öffneten, stand Jenna bereits im Flur. „Guten Tag, Mister Stanson.“
Sein Vater nickte ihr nur kurz zu und entgegnete ihr: „Unterbrechen Sie die Energieversorgung aller Räume.“
Jenna machte sich umgehend auf den Weg und es dauerte nicht lang, bis das Licht kurz erlosch, bevor die Notenergieversorgung des Hauses ansprang. Sam spürte, wie sein Vater ihn drängend nach vorn schob, und er schnappte sich Skys Hand, bevor er mit ihr losrannte.
Sie hatte keine Zeit sich ihr eigentliches Zuhause anzusehen. Sam führte sie in sein Zimmer und griff nach seinem Hologramm-Armband. Zügig legte er es sich um, bevor er sich eine kleine Tasche an den Gürtel heftete. Es handelte sich um ein kleines Wunder der Technik, das die Fähigkeit besaß Dinge zu komprimieren und sie dadurch kleiner und leichter zu machen. So verstaute er in ihr sein Körperfunktionsmessgerät, einige Klamotten, seine Aktionsbrille und einen Allzweckstab, der viele Funktionen übernehmen konnte, ähnlich einem Taschenmesser, welche es einst bereits auf der Erde gegeben hatte. Sky verfolgte jeden seiner Schritte, noch immer leuchteten ihre Augen und sie schien sich keineswegs in Sicherheit zu fühlen. Das sollte eigentlich ihr neues Heim werden, doch sie hatte längst begriffen, dass das nicht geschehen würde.
Als Sam mit dem Packen fertig war, rief er ihr umgehend zu: „Nun zu dir!“ Erneut ergriff seine Hand die ihre. Im Eiltempo liefen sie die Flure des Hauses entlang, bis sie eines der hintersten Zimmer erreichten. Es hatte eine große Glasfront, durch die Sky eine wunderbare Aussicht auf das Stadtarchiv gehabt hätte. Das große weiße Bett mit seiner schwungvollen Form sah unglaublich gemütlich aus. Sie hätte sich ganz bestimmt sehr wohl gefühlt.
Doch so sehr sie diesen Raum auch bewunderte, er half ihr nicht die Sorge um ihren Paten abzulegen. Ihre Aufgabe lag darin Sam zu beschützen und irgendetwas Schlimmes ging vor sich. Der Professor hatte keinen Zweifel daran gelassen und so zog sie ohne große Überlegungen einige der weißen Kleidungstücke aus der Ankleide, die sich aus dem Boden heraus vor ihnen aufgebaut hatte.
Unterdessen hatte auch Sams Vater alles Wichtige eingepackt und trat nun Jenna entgegen.
„Es tut mir leid“, flüsterte er. Ihm war klar, dass sie in Wirklichkeit nichts von all dem verstehen würde, doch es war ihm eine Herzensangelegenheit und so umarmte er die treue Seele seines Hauses.
„Kann ich etwas für Sie tun, Mister Stanson?“, fragte sie mit ihrer verzerrten Stimme und dem Professor trieb dieser Augenblick Tränen in die Augen.
Liebevoll blickte er in die Augen der alten Maschine. „Sie haben genug für uns getan, Jenna. Es ist an der Zeit Abschied zu nehmen.“
Und als sein Vater gerade die kleine Klappe über ihrer Brust öffnete, vernahm er die Schritte von Sam und Sky, die sich dem Wohnraum eilig näherten. Sich seiner Sache völlig sicher drückte der Professor einen kleinen gelben Knopf, der neben vielen anderen lag. In wenigen Minuten würde sie sich selbst zerstören und dadurch den Alarm Corocs auslösen.
Sam ahnte, was sein Vater getan hatte, als er sah, wie dieser sich das Gesicht am Ärmel abwischte. „Dad? Warum hast du das gemacht?“ Er stand wie versteinert da, nur Skys Hand gab ihm in diesem Moment noch Halt.
„Wir haben maximal fünf Minuten, bis dahin müssen wir bei der Hauptschleuse sein“, drängte sein Vater, der noch immer keine Zeit hatte auf die Fragen seines Sohnes zu antworten. Sam schluckte den Klos hinunter, der wie ein Stein in seinem Hals lag. Zügig begleiteten er und Sky den Professor zum Aufzug. Sie würden die Stadt tatsächlich verlassen. Und sie schienen dies eindeutig unerlaubt zu tun.
„In den Gleiter, schnell!“, rief Robert, als er seine Tasche in das Fahrzeug warf und sich eilig hineinsetzte. „Manuelle Steuerung“, gab er als Befehl an dessen Computer. Die Armatur verformte sich und ein Steuerknüppel richtete sich vor dem Professor auf. Als Sam und Sky Platz genommen hatten, glitten die Türen zu.
„Anschnallen!“, rief sein Vater unter Hochdruck und beide gehorchten.
Sam spürte, wie schwer es war den Sicherheitsgurt mit seinen zittrigen Händen zu schließen. Es war lange her, dass sein Vater von ihm verlangt hatte, dass er sich anschnallte. Doch diese Fahrt schien rasant zu werden.
„Drei Minuten“, flüsterte Sam mehr zu sich selbst, als er auf sein Hologramm-Armband blickte.
Sein Vater navigierte das Fahrzeug in die Lüfte und sie nahmen umgehend an Geschwindigkeit zu. Sie sahen, wie die Gebäude immer schneller an ihnen vorbeirauschten.
Sam warf einen Blick zurück. Ihr Zuhause entfernte sich Stück für Stück. Wie sollten sie es in der kurzen Zeit nur zur Hauptschleuse schaffen? Der Professor hatte das jedoch längst bedacht. Er verließ die gekennzeichneten Luftstrecken und schoss plötzlich mit dem Gleiter durch den Spalt zwischen zwei Gebäuden hindurch. Sam krallte sich in den Stoff der Sitze und Sky klammerte sich an ihren Gurt. Sie schloss die Augen, deren Licht im Schutz ihrer Lider verschwand. Die Fenster der umliegenden Büros und Wohnungen waren so dicht an ihnen dran, dass Sam fast meinte, jede Einzelheit darin erkennen zu können. Dann ertönte ein Knall aus der Ferne und nur einen Augenaufschlag später erklang der Alarm Corocs, der durch ganz Cyron hallte. Jenna hatte sich und ihr Zuhause zerstört. Fassungslos versuchte Sam aus dem Rückfenster etwas erkennen zu können, doch ihr Haus lag mittlerweile zu weit entfernt. Nur der dunkle Rauch, der hinter den Gebäuden aufzog, deutete auf das Flammenmeer hin, in dem all ihre Habseligkeiten untergingen. Der Knall hallte noch immer durch Sams Kopf. Dieser Moment hatte ihm eine Gänsehaut beschert. Jenna war tot und mit ihr starb so vieles aus der Vergangenheit. Es gab kein Zurück mehr. Er wusste, dass sie nun Gejagte waren.
„Sie werden die Schleusen schließen, Dad!“, rief Sam, dem angst und bange war. Nun würden die Soldaten der Stadt einen Gleiter auf den Sicherheitskameras entdecken, der mit hoher Geschwindigkeit unerlaubten Luftraum durchquerte. Sie würden sicher begreifen, dass sie auf der Flucht nach draußen waren.
„Da ist sie!“, schrie sein Vater auf, als er endlich die Hauptschleuse in Sicht hatte.
Hinter ihrem Gleiter tauchten umgehend Fahrzeuge der Luftwache auf, die über ein Funksignal plötzlich im Innenraum zu hören waren. „Halten Sie sofort an oder wir werden schießen müssen!“
Sam lief der Schweiß die Stirn hinab. Er dachte, er müsse gleich sterben. Er war sich sicher, dass sie gleich abgeschossen würden. Die Angst, die ihn beherrschte, blockierte ihn. Schockiert saß er sprachlos auf der Rückbank, die Finger noch immer in den Sitz gekrallt und die Augen weit aufgerissen. Sein Vater zog den Steuerknüppel nach rechts und der Gleiter wich zur Seite, während ein Geschoss an ihnen vorbeizog und in die Schutzkuppel Cyrons einschlug. Sky riss erschrocken die Augen auf und warf einen prüfenden Blick auf ihren Schützling. Wie betäubt vernahm Sam den Befehl sich festzuhalten, als sich ihr Gleiter der Hauptschleuse näherte. Sie war bereits fast geschlossen und der kleine Spalt schien viel zu winzig zu sein, um dort lebend hindurchzukommen. In diesem Augenblick drehte sich das Fahrzeug gänzlich auf die Seite und Sam drohte mit dem Oberkörper auf Sky zu rutschen. Er schrie aus Leibeskräften und Sky schlug sich den Kopf an der Scheibe. Sein Vater durchbrach die Hauptschleuse und sie hörten das Energiefeld, das sie zu berühren drohte.
Dann schwang sich der Gleiter wieder in die Horizontale und Sams Körper sackte erschöpft in sich zusammen. Dicht hinter ihnen vernahmen sie das laute knisternde Geräusch, das ihnen sagte, dass die Energiewand sich nun vollkommen geschlossen hatte.
Sams Vater atmete schwer. „Ist alles in Ordnung?“, erklang seine Stimme. „Geht es euch gut?“
„Ich habe mir den Kopf gestoßen, aber ich bin nicht verletzt, Robert“, antwortete Sky, die sorgfältig ihre Stirn abtastete. Auch sie sah erschöpft aus, doch das Leuchten ihrer Augen erlosch. Sie spürte die plötzliche Erleichterung des Professors. Sam hingegen fühlte den Schmerz seiner Finger, die sich vollkommen verkrampft hatten, doch auch ihm ging es ansonsten gut.
„Habe ich jetzt Zeit etwas zu fragen?“, brachte er leise hervor. Er konnte das Nicken seines Vaters sehen. „Wohin fliegen wir?“
„Wir fliegen erst einmal, bis wir aus der Reichweite ihrer Detektoren sind. Sie werden uns mit großer Wahrscheinlichkeit folgen. Die Explosion durch Jenna wird sie vermutlich glauben lassen, dass sie hinter Attentätern der Magier her sind. Bis sie alle Aufzeichnungen analysiert haben, sollen sie auch genau das glauben. Wir fliegen in das Gebiet der Jäger und werden dort erst einmal Schutz suchen.“
Sam glaubte sich verhört zu haben. „Bei den Jägern?! Dad! Sie werden uns umbringen!“ Er lehnte sich aufgewühlt nach vorn und griff seinem Vater an die Schulter. „Halt an! Du bringst uns alle um, wenn wir da reinfliegen!“
Doch Robert entzog sich entschieden dem Griff seines Sohnes. „Es gibt jemanden unter ihnen, der das nicht tun wird.“
Sky verstand die plötzliche Aufregung nicht. Gespannt lauschte sie dem Gespräch. Noch ohne Kenntnis über die sogenannten Jäger verließ sie sich einzig und allein auf den Professor. Er würde seinem Kind nicht schaden und sie sah dahingehend derzeit keine Gefahr für ihren Paten.
„Du kennst einen von ihnen?“ Sam ließ sich zurück in den Sitz sinken und wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn.
„Ja, sie ist deine Tante und auch wenn sie andere Prinzipien hat als wir, so ist sie doch keine Befürworterin dieses Krieges.“
Er hatte eine Tante? Noch nie hatte er etwas über andere Verwandte gehört. Sams Eltern hatten nie irgendjemanden erwähnt und er hatte schon als Kind begriffen, dass jegliche Fragen nach seiner restlichen Familie unbeantwortet bleiben würden. Nun ahnte er auch warum. In seiner Familie gab es also Jäger, Menschen, die sich von der Technik abgewandt hatten. Und so hatte sich seine Tante mit großer Wahrscheinlichkeit auch von seinen Eltern distanziert. Schließlich waren sie bedeutende Personen in der technischen Forschung Hopes.
„Aha“, presste Sam hervor. „Und wovor fliehen wir?“
„Mister Winson hätte keine Freigabe erteilt, Sam. Seine Fragen ließen kein Stück Neugier zu, nur Skepsis. Ich kann das nicht zulassen. Ich sehe nicht zu, wie sie diese Arbeit vernichten und Skys frisch begonnenes Leben beenden.“
Sams Gesicht verzog sich weinerlich. „Aber du hast Jenna auf dem Gewissen! Wir haben kein Zuhause mehr. Wo sollen wir denn hin? Wo sollen wir leben, wenn man nach uns sucht?“ Der Schock, den die Ereignisse des Tages hervorgerufen hatten, wich den Tränen der Verzweiflung. Er vergrub weinend das Gesicht in beiden Händen. Sein geliebtes Stadtarchiv lag mit jeder Meile, die sie zurücklegten, weiter von ihm entfernt. Die Vorstellung seiner Zukunft verschwamm in der Ungewissheit. Der Traum von einem Besuch auf der Erde zerplatzte. Wieso sollte man dem Sohn eines durchgeknallten Forschers diese Expedition gewähren? Noch vor wenigen Augenblicken war sein Vater ein erfolgreicher und geschätzter Wissenschaftler gewesen. Nun war er nur noch ein Flüchtling, der einen R2 gestohlen hatte und der die Schuld an einer Explosion trug.
„Ich weiß das, Sam!“, fuhr sein Vater ihn plötzlich ebenfalls aufgebracht an. „Aber es muss sein. Das ist das Ergebnis meines ganzen Lebens. Sie ist die größte technische Errungenschaft unserer Zeit und sie ist ein Teil der Antworten auf unsere Fragen. Wir wurden wie sie erschaffen. Wenn wir in der Lage dazu sind eine fast perfekte Kopie von uns herzustellen, dann war es jemand vor uns vielleicht ebenfalls! Ich lasse mir das nicht nehmen, Sam! Nicht so!“
Danach herrschte Stille zwischen den beiden. Sein Sohn schniefte, obwohl die Tränen schlagartig versiegt waren. Er hatte seinen Vater noch nie so aufgebracht erlebt. Er hat seine geliebte Jenna für Sky geopfert. Für ihn war es kaum vorstellbar, wie sich sein Vater nun fühlen musste. Der Professor ließ sich jedoch nichts anmerken. Er konzentrierte sich mit starrem Blick auf die Landschaft vor ihnen. Berge erstreckten sich am Horizont und Wälder lagen in der Ferne um sie herum. Noch war der Boden sandig und trocken, doch schon bald würden sie über hohe Baumkronen hinwegsausen.
Noch schien ihnen niemand zu folgen, doch Sky blickte immer wieder zurück. Jeden Augenblick könnte man ihre Verfolgung aufnehmen. Doch auch vor ihnen gab es vieles, das ihr unbekannt war. Es fiel ihr schwer alles, was passiert war, zu verstehen. Sie hatten die Stadt so schlagartig verlassen, dass sie erst jetzt wirklich begriff, was eigentlich passiert war. Noch vor einem Tag hatte sie sich auf ein friedvolles Leben gefreut: angekommen in einer Familie, mit einem eigenen Zimmer und in der Annahme, dass die Gesellschaft sie aufnehmen würde. Doch nun hatte sie Skepsis durch den Stadtrat erfahren und ihr Zuhause glich längst keinem Heim mehr. Nur einen Augenblick hatte sie in ihrem Zimmer verbracht. Nun wusste sie plötzlich, dass es außerhalb ihrer Vorstellung einen andauernden Krieg gab, einen, in dem sie scheinbar eine Gefahr darstellte – zumindest erinnerte sie sich in diesem Augenblick an die skurrilen Fragen des Ratsoberhauptes. Sie dachte an all das Misstrauen und Sams gerötetes Gesicht und wie er nicht in der Lage gewesen war zu antworten. Er hatte Angst um sie. So wie sie nun um ihn. Diese Welt befand sich schließlich in einem Krieg. Einem, von dem ihr der Professor nichts gesagt hatte. Aber warum nicht? Lag es daran, dass man glaubte, sie könnte sich den Gegnern anschließen, ganz so, wie Mister Winson es befürchtete? Oder hatte Robert sie auch damit nur schützen wollen? Sie war schließlich der Grund für diese Flucht. Er wollte offenbar um jeden Preis, dass sie am Leben blieb. All das tat er für sie. Sky blickte bekümmert zu Sam hinüber. Sie hoffte, dass sein Vater das Richtige tat. Sie wollte nicht, dass ihr Pate ihretwegen in Gefahr gebracht wurde. Doch was konnte sie schon tun? Sky musste einfach vorsichtig bleiben und versuchen weiter auf die Entscheidungen des Professors zu bauen.