Читать книгу Hope - Christin Thomas - Страница 9

Kapitel 4

Оглавление

Sky trat zum ersten Mal hinaus. Sie sah zum Himmel hinauf und sie erkannte, wie Recht Sam mit seiner Aussage hatte. Die gelbliche Farbe sah trocken aus.

„Wir sind von einem Schutzschild umhüllt, einer Art Glaskuppel, die uns vor Angriffen und der Atmosphäre schützt. Außerhalb der Stadt können wir nicht atmen. In diesem Punkt bist du ein viel weiter entwickeltes Wesen als wir.“ Der Professor grinste sie an. „Komm, wir fahren jetzt zum Stadtrat. Sam wartet im Fahrzeug auf uns.“

Vorsichtig stieg sie ein. Die Sitze waren weich und sie ließ sich in den Stoff sinken. Freundlich winkte ihr Sam begrüßend zu, doch sie war gar nicht in der Lage etwas zu sagen. Zu fasziniert war sie von dem Anblick des großen Platzes, der von schützenden Zäunen umringt war. Die Kontrolleure prüften vor der Ausfahrt noch einmal den Wagen und Sky wich zurück, als ihre Laser sie erfassten.

„Schon gut. Das dient nur der Sicherheit“, beruhigte Sam sie.

Als ihr Blick den seinen traf, erkannte er, dass ein weißes Licht aus ihren Augen erstrahlte. „Dad?“, erklang seine Stimme voller Sorge.

Der Professor blickte auf die Rückbank. „Beruhige dich, Sky. Es ist alles in Ordnung. Diese Maßnahmen wirst du noch oft erleben, sie dienen unserem Schutz.“

Nur langsam wich das Licht und Sam erkannte, wie sich ihr Körper wieder entspannte.

„Nun kennst du auch ihren Verteidigungsmodus, das passiert auch im Angriffsmodus. Sie prüft, ob von einem Objekt Gefahren ausgehen und würde notfalls reagieren. Ich sagte ja bereits, dass sie dich auch beschützen wird, Sam.“

Bislang hatte Sam sie nicht als eine kampffähige Maschine betrachtet. Er war bei den Testläufen nicht dabei gewesen und war im Augenblick sehr froh darüber. Der Gedanke, dass sie zu töten in der Lage war, beunruhigte ihn irgendwie. Sie diente seinem Schutz, er wusste, dass sie so programmiert war. Doch was, wenn sie eine Fehleinschätzung treffen würde? Sie könnte einen Streit ja falsch deuten oder eine harmlose Situation missverstehen. Sam hatte keine Vorstellung davon, inwieweit ihre Kenntnisse solcher Dinge ausreichten, um die Lage immer richtig einzuschätzen. Er versuchte sich gedanklich abzulenken, doch er wackelte nervös mit den Beinen.

Als sie das Tor passierten und das Fahrzeug an Höhe gewann, klebte Sky hingegen an der Scheibe. Von Sams Nervosität bekam sie nichts mit. Zu aufgeregt war sie, als sie die vielen Gebäude erblickte. Von dort oben konnte sie Tausende von Menschen erkennen, die sich ihren Weg durch Cyron bahnten. Andere Gleiter rauschten an ihnen vorbei oder über sie hinweg. Sie war so fasziniert, dass ihr der Mund vor Staunen weit offen stand. Erst als sie langsam hinabglitten, spürte Sam plötzlich ihre Hand auf seiner.

„Sieh mal!“ Sie deutete auf das entfernt gelegene Stadtarchiv, dessen Hologramm der Erde von überall her zu sehen war.

„Das ist ein Abbild unserer Heimat“, sagte Sam.

Sky lächelte. „Es ist wunderschön.“ Ihre Hand löste sich und sie strich berührt über das Glas der Scheibe, als streichelte sie den Planeten, der sich in der Ferne friedlich berühren ließ.

Nein, sie war kein Monster. Sam erkannte nichts Bösartiges. Zu sehr entdeckte er in jenem Augenblick sich selbst in ihr wieder.

„Wir sind da“, riss sein Vater beide aus ihren Gedanken. Er hatte sich zu ihnen hinübergelehnt. „Ihr sagt nichts, solange ihr nicht gefragt werdet. Überlegt euch eure Antworten gut, bevor ihr sie aussprecht. Der Stadtrat könnte in jeder kleinsten negativen Andeutung einen Grund sehen, die Freigabe der R2-Serie abzulehnen. Versteht ihr das?“

Sam und Sky nickten stumm. Sie waren beide etwas nervös, denn es war nicht nur die erste Anhörung für Sky. Auch Sam hatte sich noch nie vor dem Rat der Stadt verantworten müssen. Er war ja auch eigentlich gar nicht eingeladen worden, doch sein Vater bestand darauf, dass er für ihren Zuspruch von Nutzen sein könnte.

Als sie die Stufen des Regierungsgebäudes emporstiegen, vergrub Sam die Hände in seinen Manteltaschen. Er rieb sich mit dem Zeigefinger die Daumen, eine Geste, die ihn irgendwie stets zu beruhigen wusste.

Sie betraten die große Eingangshalle, deren Boden aus Glas bestand und in dem man auf ein Aquarium hinabsah. Sam erkannte unter seinen Füßen einen Blaugunder, einen sehr großen Fisch, der sich mit seinen sechs Flossen vorantrieb und seinen hell erleuchten blauen Schwanz hinter sich herzog. Sky kniete sich augenblicklich nieder und legte die Hände auf dem Boden ab. Doch der Professor bat sie aufzustehen und so hatte sie kaum Zeit sich die Fische genauer anzusehen.

„Wir müssen in den Anhörungssaal. Dieser befindet sich weiter oben“, erklärte der Professor und leitete die beiden zu einem Röhrenaufzug. „Fünfter Stock“, sagte er, als sie sich alle darin befanden und ohne, dass etwas von der Fahrt spürbar gewesen wäre, ging nur einen Wimpernschlag später die Tür auf.

Sky hätte die Eindrücke als Mensch kaum sammeln können. Sie entdeckte so viele Kleinigkeiten, die ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. In diesem Gang gab es einen dunkelgrauen Boden, der mit kunstvollen Lichtelementen verziert war. Die Wände waren strahlend weiß und die Decke war zum Greifen nah. Sie schwebte über ihren Köpfen und ließ durch eine dahinterliegende Glaskuppel einen kleinen Blick in den Himmel zu. Erstaunt sah sie auf, während sie den Gang hinabgingen. Das Sonnenlicht erleuchtete die Wände und die Schatten der Gleiter, die über das Gebäude hinwegflogen, tanzten auf diesem herrlichen Anblick. Die weißen Türrahmen waren mit Schnitzereien des Stadtwappens geschmückt und die Türen selbst waren aus dunklem Holz. Sie wirkten wie ein Schatten im grellen Licht ihrer strahlenden Rahmen. Doch da war noch etwas, das mit den Augen nicht wahrzunehmen war. Der Duft in den Räumlichkeiten war blumig und frisch. Als befände man sich inmitten eines Gartens. Sky schien es, als könnte sie jede einzelne der etlichen Blumen riechen. Das gesamte Regierungsgebäude wirkte anmutig und wunderschön auf sie. Nur zu gern wäre sie stehengeblieben und hätte all das auf sich wirken lassen. Doch als der Professor eine der Türen öffnete, war es soweit. Hier würde man über ihre Zukunft entscheiden und obwohl die Faszination noch immer in ihr lag, so erweckte dieses Wissen etwas Furcht in ihr. Das konnte einfach noch nicht alles sein.


Robert trat dem Stadtrat entgegen. Dieser bestand aus fünf Männern und sein Oberhaupt war Mister Winson. Es waren alles alte und erfahrene Männer, die durch die Stadt zum Rat erwählt worden waren. Wichtige Entscheidungen wurden von ihnen gefällt und nun sollten sie über die Zukunft der R2-Serie richten. Sky und Sam blieben an der Tür stehen, nachdem Sams Vater ihnen gedeutet hatte anzuhalten. Nur er selbst ging bis zum Pult des Rates und verneigte sich kurz.

Mister Winson, der in der Mitte der Stadträte saß, erhob sich und warf einen prüfenden Blick am Professor vorbei. „Sie soll ebenfalls nach vorne treten“, entschied er und Professor Stanson nickte bereitwillig.

„Geh schon“, flüsterte Sam ihr zu. Also trat Sky näher zu den Männern, die sie durchdringend musterten.

„Das, meine verehrten Ratsmitglieder, ist Sky. Sie ist der erste erweckte Cyborg der R2-Serie und, wie Sie alle wissen, die erste künstliche Intelligenz, die in der Lage ist Gefühle zu empfinden.“

Einer der Männer sah ziemlich beeindruckt aus, die anderen wirkten eher skeptisch.

„Nun, Professor, beginnen wir also mit den Fragen. Ich werde zuerst Ihnen ein paar Fragen stellen und danach gehen auch einige an Sky. Dieses Gespräch wird ab der ersten Frage nur als Tonaufnahme dokumentiert. Dieser Vorgang dient Ihrer Sicherheit. Sollten wir die Freigabe erteilen, schützen wir damit Ihre Identität. Haben Sie vorab Fragen?“

Mister Winsons Stimme war ungemütlich. Sam hatte diesen Mann bereits im Fernsehen als unsympathisch empfunden und in der Realität gab es keinerlei Unterschied. Er wirkte kalt und die tiefen Kerben in seiner Haut verliehen seinem Gesicht stets ein grimmiges Aussehen.

Sein Vater schien jedoch wie immer unbeeindruckt. Er stand diesem furchteinflößenden Mann ganz ruhig gegenüber. „Ich würde den Rat darum bitten, die Meinung meines Sohnes zu berücksichtigen. Sein Name ist Samuel und er ist der Pate dieses R2-Modells.“

Es dauerte nicht einmal einen Augenblick, bis Sam genervt mit den Augen rollte. Da war es wieder. Samuel. Er mochte den Geschmack dieses Wortes nicht. Es war natürlich nicht so, dass es tatsächlich nach irgendetwas schmeckte, doch Sam nannte es so, wenn er den Klang eines Wortes deutete. Und Samuel schmeckte nach etwas Älterem und irgendwie auch ziemlich langweilig. Da war ihm die Abkürzung Sam deutlich lieber. Es war erfrischender dieses Wort zu sagen und so war es ihm jedes Mal ein Gräuel, wenn sein Vater ihn anders vorstellte.

„Nun gut“, gewährte Mister Winson den Wunsch seines Vaters. Dann sah er auf das Pult hinab. Man konnte nichts dahinter sehen, doch das Licht, welches sich auf der Kleidung der Ratsmitglieder brach, ließ Steuerelemente vermuten. Sicherlich wurde nun die Aufzeichnung gestartet und er las seine Fragen noch einmal genau durch. Als sein Blick sich wieder hob, richtete sich sein Vater noch einmal ganz gerade auf.

„Die R2-Serie kann also Gefühle wahrnehmen. Wo liegen die Grenzen dieser Technik?“

Der Professor räusperte sich. „Nun ja, sie empfindet physische Gefühle ebenso wie psychische. Daher gibt es bislang keine erkennbaren Grenzen, verehrtester Rat.“

„Ist dieser Cyborg in der Lage sich zu verlieben?“

Sams Augen weiteten sich. Was war das denn für eine Frage? Sein Vater hatte diese doch zuvor eigentlich bereits beantwortet.

„Sky ist wie wir in der Lage das Gefühl der Liebe zu entwickeln. Dafür gibt es noch keinerlei Beweise, weil sich nicht alle Gefühle einfach so prüfen lassen wie beispielsweise Schmerz.“

Mister Winson warf hin und wieder einen Blick auf den R2 und baute mit den Pausen zwischen seinen Fragen bei allen eine unglaubliche Anspannung auf.

„Ihr Cyborg ist aber nicht in der Lage sich in irgendeiner Art und Weise mit einem Menschen zu paaren oder sich gar selbst fortzupflanzen?“

Sams Vater schüttelte den Kopf. „Nein, verehrter Rat, diese Eigenschaft ist ausschließlich den biologischen Spezies vorbehalten. Im Forschungszentrum gibt es dazu ein Betriebsgesetz, welches wir verpflichtet sind einzuhalten. Es liegt keinerlei Straftat in diesem Punkt und auch bezüglich keinem anderen dieser Gesetze vor.“

„Glauben Sie nicht, Professor, dass ein Wesen mit künstlicher Intelligenz, welches in der Lage ist ein Gefühl der Minderwertigkeit zu entwickeln, dadurch einen solchen Komplex erfahren könnte?“

Sam schluckte, ebenso wie sein Vater. Nur Sky stand vollkommen regungslos da.

„Das ist eine sehr gute Frage, verehrter Rat.“ Sein Vater schindete Zeit. Das war es, was er ihnen geraten hatte. Nun musste er erst einmal selbst genau überlegen, bevor er antworten konnte. „Es gibt auch unter unseresgleichen Menschen, die nicht in der Lage sind auf natürliche Weise ein Kind zu zeugen oder zu gebären. Dennoch erfahren sie …“

„Das ist nicht der Ansatz, den ich meine, Mister Stanson“, fiel Winson ihm ins Wort. „Sky kann sich also in einen Menschen verlieben. Könnte sie sich im Angesicht dessen, dass sie im Gegensatz zu einem Menschen nicht zu einem sexuellen Akt in der Lage ist, minderwertig vorkommen?“

„Das könnte durchaus passieren“, entgegnete der Professor, dem keinerlei Gegenargumente in den Sinn kamen.

„Wäre es dann nicht auch möglich, dass sich diese Liebe in Abneigung gegen ihre Schöpfer verwandeln könnte?“

Robert wollte gerade etwas entgegnen, als Sky plötzlich ungefragt das Wort ergriff: „Sie reden von Hass, nicht wahr? Sie glauben, ich könnte die Menschheit dafür hassen, dass ich nicht jede ihrer Fähigkeiten besitze und ihnen zwar ähnlich, aber nie gleich sein werde. Dann möchte ich Ihnen nun auch gern eine Frage stellen, verehrter Rat. Ich möchte wissen, woran Sie glauben. Wer hat Sie erschaffen?“

Mister Winson und die anderen Mitglieder sahen überrascht aus. Sam schlug sich im Hintergrund die Hand vor den Kopf, weil er gar nicht fassen konnte, dass sie diesem Mann einfach seine Gesprächsführung aus den Händen riss.

Doch der alte Ratsleiter schien sich nicht beirren zu lassen. „Wir glauben an eine höhere Macht, an einen Gott, der in allen Dingen ist und jedes Wesen erschaffen hat. Etwas Übernatürliches, für das wir keinen anderen Namen kennen außer diesen, der uns seit Urzeiten begleitet.“

„Dann besitzt Ihr Schöpfer ebenfalls Fähigkeiten, die Sie nicht besitzen. Und dennoch verehren Sie ihn dafür, dass er Ihnen das Leben geschenkt hat. Oder irre ich mich?“

Das Ratsoberhaupt Winson sah überrascht aus. „Wohl wahr. Du hast Recht, R2, aber ich empfinde auch keine derartige Liebe für meinen Schöpfer. Sie kennen scheinbar die Unterschiede noch nicht. Unser Glaube ist eine familiäre Liebe und keine, die der Fortpflanzung dient.“

In Skys Augen lag Unsicherheit. „Ist denn die Liebe nur auf Körperlichkeit bedacht?“

„Nein“, ergriff der Professor plötzlich das Wort, der nun unendlich dankbar für ihre Denkansätze war. „Es ist viel mehr als das.“

Das Oberhaupt des Rates sah nach und nach jedes andere Mitglied an. Sie nickten zustimmend und er schien die Fragen über diese Möglichkeiten damit abzuschließen.

„Gut, Professor, nehmen wir nun einmal an, sie würde in die Hände der Magier fallen. Soweit unser Verstand es zulässt, ist sie in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen und anderer Ansicht zu sein, als wir es wünschen. Ist diese Vermutung korrekt?“

Sams Vater nickte und sein Sohn konnte keinen Augenblick länger still stehen. Unruhig trat er von einem Bein aufs andere und rieb sich wild Daumen und Zeigefinger.

„Das stimmt. Sie ist nicht geschaffen worden, um sich einzig zu unterwerfen. Sie ist ein Zeichen unserer Fähigkeiten und stellt eine eigene Art da. Sky wird sich stets selbst fragen müssen, wofür sie stehen will.“

Es schien, als würden die Ratsmitglieder ebenfalls unruhig werden. Sie sahen sich nervös an und hätten scheinbar am liebsten selbst das Wort ergriffen.

„Dann ist sie auch in der Lage unsere Vorstellung von der Zukunft als falschen Weg anzuerkennen und könnte sich unserem Feind anschließen.“

Der Professor wehrte sofort ab. „Das ist sehr unwahrscheinlich. Sie würde die Prinzipien ablehnen, die ihr das Leben ermöglichen und ich halte das für zu weit hergeholt. Mit allem Respekt, verehrter Rat, aber diese Vorstellung muss ich ablehnen.“

Mister Winsons generell grimmige Miene verzog sich nun gänzlich dazu. „Es geht in dieser Hinsicht nicht um Ihre Fantasie, es geht einzig um die Optionen, die Möglichkeiten und nicht um Ihre eigene Einschätzung dieser Frage. Ist das deutlich genug, Professor?!“

Robert nickte resignierend. „Dann fahren wir fort. Nun, vor uns steht also ein Cyborg, der durchaus Gründe erfahren könnte, die ihn zu einer ablehnenden Haltung unserer Art zu leben gegenüber verleiten könnten. Ein Wesen, das sich durchaus dafür entscheiden könnte, sich mit unserem Feind zu verbünden. Und Sie glauben dennoch, dass die R2-Serie und ihre Besonderheiten wertvolle Errungenschaften sind?“

Sams Vater stimmte zu: „Ja, Mister Winson. Ich glaube daran, weil ich stets guter Dinge bin. Sky dient der Verteidigung meiner Familie, aber sie soll sich eben nicht vorkommen, als würden wir sie nur deshalb zu schätzen wissen. Sie soll ein Teil unseres kleinen Kreises werden und Akzeptanz erfahren. Daher glaube ich, dass einzig der Umgang mit einem R2 darüber entscheiden wird, für welchen Weg er sich im Leben entscheidet. Ich kann an dieser Stelle nur den Vergleich zur Erziehung von Kindern heranziehen, denn ich sehe darin Ähnlichkeiten.“

Die Antwort seines Vaters war gut, der Stadtrat musste einfach die Freigabe seiner Serie erteilen. Man könnte ja Zulassungen erstellen, ohne die man keinen Cyborg dieser Art kaufen konnte. Sam wollte auf keinen Fall mit ansehen müssen, wie sie die Träume seines Vaters zerstörten. Und da er Sky längst als lebendes und fühlendes Wesen erkannt hatte, wäre es qualvoll gewesen, eine Entscheidung mit anhören zu müssen, die über ihren Tod entschied.

Das Ratsoberhaupt setzte sich. „Dann habe ich nur noch eine Frage speziell an Sie, Professor. Wenn dem so ist, wieso haben Sie uns weder im Vorfeld noch nach der Erweckung über diesen Ansatz Ihrer Forschung informiert? Wir wissen erst seit wenigen Stunden von den Gefühlsfähigkeiten der R2-Serie und sollten wir sie einstampfen, dann haben Sie mit den finanziellen Mitteln vieler Investoren jongliert.“

Das war das erste Mal, dass Sam davon erfuhr, dass das Forschungszentrum sich scheinbar nicht selbst mit seinen Entwicklungen finanzierte. Die Menschen, die Anlagen in dem Projekt hatten, würden sicher nicht erfreut sein, wenn diese Verhandlung ein negatives Ergebnis brachte.

Sein Vater war eine ganze Weile still und Mister Winson drängte ihn zu einer Antwort: „Professor, bitte, Sie sollten unsere Zeit nicht vergeuden.“

Robert schluckte. „Um ehrlich zu sein ist den Investoren durchaus bewusst, in was für eine Forschung sie investierten. Ich erhielt bei der Vorstellung unserer Ideen großen Zuspruch und jede der beteiligten Personen hielt es für das Beste diese Entwicklung vorerst nur im Forschungszentrum klar zu benennen. Es durfte keinerlei Risiko für die Erschaffung der R2-Serie geben. Es gibt dazu eine handschriftliche Unterzeichnung aller.“

Empört stand Winson erneut auf. „Sie verstoßen gegen Ihre Verfassung, die besagt, dass Sie im Bereich Ihrer Forschungen dem Stadtrat stets alle Einzelheiten mitzuteilen haben. Wir hätten der Entwicklung dieser R2-Serie in diesem Punkt vielleicht nicht zugestimmt. Somit haben Sie etwas gebaut, das eine fälschliche Genehmigung erhielt!“

„Ich bin mir dessen sehr bewusst, verehrter Stadtrat, und werde jegliche Verantwortung tragen. Verone hat die Freigabe der Informationen durch uns erhalten, weil wir den R2 gern in der Gesellschaft testen wollten, um die Meinung der Öffentlichkeit ebenfalls einzuholen. Das sollte ursprünglich vor einer Verhandlung geschehen. Weder ich noch einer der anderen Forscher wollten Sie erzürnen. Dieses Abkommen diente dem Schutz des Projektes und der Sicherheit Cyrons.“

„Glaubten Sie ernsthaft, dass wir uns die Berichte nicht anhören? Oder dass wir uns ein solches Verhalten länger angesehen hätten, damit Sie uns Meinungen der Öffentlichkeit präsentieren, die einen solchen Cyborg in keinster Weise so hinterfragen würden, wie wir es tun?“

„Nun, mit allem Respekt, verehrter Rat, aber Sie sind die Stimme des Volkes und daher sollte das Volk einen Teil zu dieser Entscheidung beitragen.“

„Genug jetzt!“, fuhr der alte Mann Sams Vater an. „Wir entscheiden für sie, dazu haben sie uns erwählt und diese Aufgabe erfüllen wir mit bestem Gewissen. Hiermit ist Ihre Anhörung beendet, Professor. Sie dürfen dort hinten Platz nehmen.“ Verärgert deutete Mister Winson auf einen Sessel, der nahe dem Eingang stand. Sam erkannte die Enttäuschung seines Vaters und er wusste nicht, was er noch tun konnte.

Der Rat richtete sein Wort an Sky. „Wir kommen nun zu dir, R2. Oder sollen wir dich lieber Sky nennen?“

Sie nickte vorsichtig, sagte aber nichts weiter.

„Nun gut. Wie fühlst du dich bislang in der Nähe deines Paten oder des Professors? Gab es irgendwelche Differenzen oder fühltest du dich in irgendeiner Weise unwohl?“

„Nein, verehrtester Rat.“ Sky lernte schnell und hatte die offizielle Anrede des Rates prompt übernommen. „Bislang bin ich sehr glücklich, in ihnen meine Zukunft zu sehen. Der Professor ist ein sehr liebenswerter Mensch. Er ist stets vorsichtig im Umgang mit mir und übermittelt unglaublich viel Wissen. Ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben, aber dasselbe empfinde ich in Sams Nähe.“

„Sam? Du meinst Samuel, nicht wahr?“

Sam hätte am liebsten danach gefragt, wen sie wohl sonst meinen sollte, doch diese Unhöflichkeit konnte er sich hier keineswegs erlauben. Auch wenn er Mister Winson sehr wohl gern einmal darüber aufgeklärt hätte, wie viel Arbeit sein Vater sich im vergangenen Jahr gemacht hatte und dass ihm dieser ganze Zirkus im Angesicht dessen und der ganzen Zeit, die er aufgebracht hatte, undankbar erschien.

Sky hatte längst zugestimmt, während Sam sich mal wieder in seinen Gedanken verloren hatte, doch als sie ihn zu loben begann, war er sofort bei der Sache.

„Er ist unglaublich clever. Genau wie sein Vater. Sie sollten Sam einmal hören, wenn er von der Erde spricht. Man kann seine Vorstellungen in seinen Augen leuchten sehen und er hat mich damit direkt fasziniert. Ich glaube, dass er ein sehr fantasievoller Mensch ist. Er hat mir versprochen, dass er mir die Erde zeigen würde und ich konnte sie vorhin tatsächlich sehen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ihnen vertrauen kann und bin in ihrer Nähe sehr glücklich.“

„Das klingt sehr schön, Sky.“ Dann sah er zum Professor hinüber. „Ich hoffe, dass ihre Antworten nicht auch eine Abmachung aus dem Forschungszentrum sind?“

„Nein, Mister Winson. Es gibt keine anderen Abmachungen, über die Sie nicht informiert sind“, erklärte Sams Vater.

Eine von Mister Winsons in Falten gelegten, grauen Augenbrauen hob sich skeptisch, doch er widmete sich prompt erneut Sky. „Eine letzte Frage: Bist du über den aktuellen Krieg zwischen den Magiern und uns im Bilde?“

Sie sah zu Sams Vater zurück, ehe ihr Blick wieder den von Mister Winson traf. Man sah ihr an, dass sie sich um eine Antwort bemühte, die ihrem Dasein nicht schadete. Doch sie war ehrlich, denn sie hätte nichts darüber erzählen können. „Nein. Ich weiß, was ein Krieg ist, aber ich bin leider noch nicht darüber informiert, dass Sie sich scheinbar in einem Gefecht befinden, verehrtester Rat.“

Mister Winsons Blick traf erneut prüfend die anderen Ratsmitglieder, die scheinbar auch mit Skys Anhörung zufrieden waren. Und so wurde diese für beendet erklärt. Als er Sam darum bat nach vorn zu treten, schickte er Sky und den Professor vor die Tür.

„Den Paten wollen wir allein sprechen“, waren die Worte gewesen, die Sam das Herz in die Hose rutschen ließen. Als er hören konnte, wie sich die Tür schloss, war der Druck plötzlich so groß, dass er den Tränen nah war.

Hope

Подняться наверх