Читать книгу Vom Heimat finden und Himmel suchen - Christina Schöffler - Страница 7

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Willkommen liebe Leserin,

lieber Leser!

Willkommen auf meiner Jahresreise!



Mit dem Notizbuch in der Hand bin ich am Anfang des Jahres gestartet, um Reiseberichte aus meinem Alltag aufzuschreiben – vor mir die vier Jahreszeiten. Also nicht diese köstliche Pizza, sondern die echten Zeiten, die wir in unserem Breitengrad Jahr für Jahr durchleben und die ich in ihrem Wechsel so sehr liebe. Immer wenn ich gerade die Nase voll habe vom kalten Winter, kommt der Frühling um die Ecke, und wenn die Sommerhitze unerträglich wird, brausen die Herbststürme heran mit den gemütlichen, dunkler werdenden Tagen im Gepäck. Und wenn die Dunkelheit dann fast nicht mehr zu ertragen ist, taucht mit sanftem Strahlen die Weihnachtszeit auf und erinnert daran, dass Jesus in unsere Welt hineingeboren wurde.

Auch das Leben mit Gott kennt verschiedene Jahreszeiten. So mancher versucht uns zwar am Anfang der Strecke zu versichern, dass sich auf dem Glaubensweg stets Frühlingsblüte und Erntezeiten ablösen, aber jeder, der schon ein Stück darin gegangen ist, weiß, dass dem nicht so ist. Auch hitzige Zeiten, Unwetter gefolgt von dunklen Tagen sind Teil der Reise und gehören zu unserem Glauben wie der stille Rhythmus von Saat und Ernte, Dunkelheit und Hoffnung, Tod und Auferstehung. Alles hat SEINE Zeit. Auch darum wird es in diesem Buch gehen.

Und dann bestimmen auch unerwartete Ereignisse auf dem Weg die Richtung unserer Reise. In diesem Jahr war es unser Umzug, den wir zwar erhofft, aber nicht so schnell erwartet haben. Somit drehen sich viele der Geschichten um die Suche nach Heimat – um das Ankommen und Wurzelnschlagen ebenso wie um das Loslassen und Unterwegsbleiben.

Und während ich dieses Vorwort schreibe, hat uns alle mit der Coronakrise ein anderes unerwartetes Ereignis getroffen. Dieser kleine Virus sauste wie eine Abrisskugel in unsere Leben, ließ einmal kräftig den Boden wackeln und tragende Pfeiler tanzen. Wir wurden gemeinsam erschüttert wie Menschen, die in einem Erdbebengebiet leben – nur dass die meisten von uns bisher dachten, dass es bei uns keine Erdbeben gibt. Plötzlich mussten wir uns in einem Alltag zurechtfinden, der so ganz anders war. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich wochenlang mein Kind zu Hause unterrichten muss, wir keine Freunde treffen dürfen und den Einkauf nur noch mit Mundschutz erledigen, wäre ich wahrscheinlich durchgedreht (was dann auch leider manchmal passiert ist!). Es ist eine Zeit, die uns vor Augen geführt hat, dass wir letztlich nur wenig im Griff haben und viel verletzlicher sind, als wir ahnten.

Draußen ist es Sommer geworden. Wieder einmal. Ungeachtet der kleinen und großen Krisen auf unserem Erdball wächst das Getreide auf den Feldern und biegen sich die Himbeerzweige in unserem Garten von der süßen Last der reifen Früchte. Der beständige Wechsel der Jahreszeiten erinnert mich an Gottes Zusage an seine Menschenkinder, nachdem die große, zerstörerische Flut über die Erde hinweggegangen ist: »Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht« (1. Mose 8,22). Unser Schöpfer bleibt uns treu. Der Gott, der in Jesus seinen Fuß auf unsere Erde gesetzt hat, steigt aus unserer Geschichte nicht aus. Solange diese Erde steht, ist er an unserer Seite, Jahr für Jahr. Sommer und Winter. Tag und Nacht. Es ist, wie der Pfarrer Helmut Thielicke es geschrieben hat, nachdem seine Stiftskirche und so vieles mehr den Trümmern des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fiel: »Der ruhende Pol inmitten aller verwirrenden Unruhen ist die Treue Gottes.«2

Die Treue Gottes ist der ruhende Pol in dieser Welt. Sie ist die Herberge auf dem Weg, in der immer ein warmes Essen auf uns wartet, egal wie spät und wie müde wir am Ende des Tages bei ihr einkehren. Hier sind wir willkommen, zu allen Zeiten unseres Lebens. An den Festtagen, an denen sich die Tafeln biegen unter all dem Guten, ebenso wie an den Allerweltstagen, an denen wir schnell ein Käsebrot verdrücken, bevor wir die Wäsche aus dem Keller holen, und erst recht an den Tagen, an denen wir uns alleine und traurig an den Tisch setzen, um eine Trostsuppe zu löffeln.


Jesus ist der treue Weggefährte auf jedem Abschnitt unserer Lebensreise. Und er kennt den Weg nach Hause. Das ist einer der vielen Gründe, warum ich jeden Morgen nach seiner Hand greife und jeden Abend ein »Danke, dass du da warst!« flüstere.

Wir sind nicht alleine. Und wir haben einen Ort, an dem wir, so wie wir sind, willkommen sind. Jetzt und ewig.

Es ist mein Wunsch und mein Gebet, dass meine Geschichten etwas von dieser liebevollen Einladung in sich tragen.

Herzlichst,

Eure Christina

Erster Schritt

»Heute machen wir eine Weltreise«, sagst du lachend.

»Da muss ich mich aber noch umziehen und packen!«, sage ich.

Du winkst ab: »Komm, wie du bist! Ich hab alles, was wir brauchen.«

Ich zögere nur kurz. Dann sehe ich dich an.

Wir treten über die Schwelle des Tages.

Meine Hand sucht deine. Warme Nähe.

»Bereit?«, fragst du.

Und ohne meine Antwort abzuwarten, gehst du los.

Vom Heimat finden und Himmel suchen

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