Читать книгу Primary Nursing in der ambulanten Langzeitpflege - Christine Bretbacher - Страница 14
1.3 Ziele, Nutzen und Abgrenzung
ОглавлениеZiel der Dissertation ist die Gewinnung von Erkenntnissen über die Wirksamkeit des Pflegesystems Primary Nursing auf pflegebedürftige ältere Menschen in der ambulanten Langzeitpflege unter Berücksichtigung ausgabenseitiger Veränderungen auf Kosten- und Leistungsträger. Die Pilotstudie soll mit der gewonnen Datenbasis die Möglichkeit bieten, um nachprüfbar festzustellen, welche Auswirkungen die pflegerische Arbeitsorganisation in der ambulanten Pflege auf die Leistungs- und Ausgabensituation erzeugt mit dem primären Interesse der Forscherin, Mittelgebern und auch dem Pflegedienstleister belegen zu können, wie sich ein Pflegesystem auf die Effizienz auswirkt und dieses damit letztlich auch legitimiert (Stockmann 2006).
Konkret untersucht werden soll, ob sich die pflegerische Versorgungsqualität und damit die pflegerische Wirksamkeit in der ambulanten Langzeitpflege durch Primary Nursing verändert und ob ein kausaler Zusammenhang zwischen den primären Outcomes und der Pflegeorganisationsform hergestellt werden kann. Weiter soll untersucht werden, welche Kosten die Einführung von Primary Nursing verursacht und ob die Intervention kosteneffektiv ist. Als Hauptergebnisse werden der Nachweis eines besseren funktionellen Status als Ausdruck von Selbständigkeit bzw. einer geringeren Pflegeabhängigkeit in den Basisaktivitäten des täglichen Lebens (ATL) erwartet. Einzelne ATL gelten als »pflegesensitiv«, das heißt, als von Pflegepersonen beeinflussbarer Zustand (Wingenfeld et al. 2011).
Zusätzlich werden Veränderungen in der subjektiv empfundenen gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie die Reduktion unerwünschter Ereignisse wie Notfalleinweisungen in ein Krankenaus oder potentiell vermeidbare Krankenhauseinweisungen bei pflegebedürftigen älteren Menschen als positive Ergebnisse erwartet (Czypionka et al. 2014; Frank 2009; Rondinelli et al. 2014). Der Nutzen der Studie ist der Versuch, eine im bislang noch wenig beachteten Untersuchungsraum der ambulanten Langzeitpflege neue Intervention und deren Ergebnisse in Anbetracht soziodemografischer Entwicklungen in den wissenschaftlichen Diskurs einzubringen. Durch die Kombination mit einer gesundheitsökonomischen Evaluation können die Kosten der Intervention Primary Nursing sowie die Kosteneffektivität des Pflegesystems berechnet werden und den Entscheidungsträgern sowie der interessierten Fachöffentlichkeit Denkanstöße liefern über möglicherweise noch ungenutzte Potentiale auf der Mikroebene hinsichtlich pflegeökonomischer Verbesserungspotentiale in der Pflege (Müller Staub 2017).
Es soll ersichtlich werden, ob es auch aus pflegeökonomischer Sicht lohnenswert ist, Primary Nursing als neues Pflegesystem zu implementieren – vor allem, weil viele Studien der letzten Jahre eine höhere Zufriedenheit, sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Pflegepersonen belegen (Muntinga et al. 2012; Stuck et al. 2000; Rubenstein, Stuck 2001; Leichsenring 2015; Gray et al. 2015; Nandram 2014). Ein wesentliches Qualitätskriterium des Studiendesigns stellt dar, dass die empfohlenen Schlüsselkriterien für »home-based health promotion studies« des British National Institute for Health berücksichtigt wurden, um Unsicherheiten in evidenzbasierten Studien auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Zu diesen Kriterien zählen die dezidierte Betrachtung des Settings und der Zielgruppe mit deren soziodemografischen, sozioökonomischen Aspekten und gesundheitsspezifischen Merkmalen und Risiken, die genaue Beschreibung des Interventionsprogrammes und deren Implementierung sowie die Darstellung der gesundheitsbezogenen Outcomes inklusive Kosten und Wirkungen (Tappenden et al. 2012).