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1. Kapitel

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Die Parsen bringen ihre Toten in die Türme des Schweigens, wo die Geier ihre stumme Arbeit tun. Die Vorstellung eines indischen Bestattungsrituals ist ihr nicht unangenehm, weil sie die Stille liebt. Vollkommene Stille, nicht das künstliche Schweigen von Begräbnisveranstaltungen, gebrochen durch Hüsteln und Scharren, gemurmelte Beileidsfloskeln und die plüschigen Sätze der Mittler zwischen Himmel und Erde. Die Toten können sich nicht wehren, doch Evas vorherrschender Gedanke bei der Beerdigung ihrer Mutter war, daß diese auch noch Gefallen gefunden hätte an ihrem finalen Fest. Ein schöner Eichensarg aus dem gleichen Holz wie der überdimensionierte Wohnzimmereinbauschrank, auf den Mutter so stolz gewesen war. Ein Meer von Kränzen und Schleifen und Blumen. Die weinenden Tanten und der gefaßte Witwer. Die Tochter mit schwarzem Hut und steinernem Gesicht. Der Prediger, der die bigotte Christin mit höllischer Grammatik in den Himmel beförderte, begleitet vom Aufheulen der Schwestern der Toten, die Sentimentalität mit Trauer verwechselten. Sie nahmen ihr übel, daß sie nicht weinte am Grab der Mutter, die einzige Tochter, der man nie ganz getraut hatte, weil sie irgendwie anders war, und nun war sie aus Deutschland angereist, um ihrer Mutter das letzte Geleit zu geben, tränenlos, wie man das von ihr erwarten durfte. Die arme Magda, die es mit ihrer Eva nie leicht gehabt hatte...

Warum zum Teufel muß sie an dieses Begräbnis denken nach so vielen Wochen? Die Tote sieht Magda keineswegs ähnlich. Magda war groß und mächtig gewesen, ein Koloß in Tweed, so hat Eva sie in Erinnerung. Sie starb in Tweed, die Mutter, einen gnädigen Tod in den Worten des Hausarztes. Eva stimmte mit ihm überein, daß Herzversagen eine angemessene Form für Magdas Abgang war. Er verstand nicht, was sie meinte. Beim Leichenschmaus erzählte er Witze über Ärzte und Pathologen. Der Vater lachte, und die Tanten schwiegen betreten. Es gab Tafelspitz mit Wirsing und Salzkartoffeln, Mutters Lieblingsspeise. Der Bürgermeister lobte den burgenländischen Rotwein und Magdas Einsatz für die Armen der Gemeinde. Sie waren nicht geladen, die Armen, aber dies hätte die Wohltäterin auch nicht als angemessen empfunden. Eva dachte, daß Mutter die Kellner gescheucht hätte, die mit dem Nachschenken des Weines nicht nachkamen. Ihr Vater sah alt und verloren aus, ein wenig angeekelt, wie ihr schien.

Evas Tote erinnert in nichts an Magda. Sie ist klein und schmächtig, ein greisenhafter Kobold mit schmutzigen Zehen- und Fingernägeln. Schüttere Haare, ein ungepflegtes Gebiß; Eva betrachtet das armselige Ganze, während sie die Plastikhandschuhe überstreift. Die Leiche ist «angerichtet», also entkleidet und mit aufgestütztem Kopf bereit für ein Procedere, das nicht mehr von ihrer Welt ist. Der Obduktionsgehilfe hat Evas Sezierbesteck neben die Waage gelegt, auf der später die Organe gewogen werden. Es ist wunderbar still im Raum, auch noch, als Franz in den Obduktionssaal kommt, ein kleiner Mann, der in einem Deutschland, das nicht mehr existiert, Tiere präparierte. Er umkreist die Tote mit seinem unbeweglichen Gesicht, das auch bei problematischen Leichen nur professionelle Neugierde verrät.

Ihr würde nicht auffallen, daß er ein Mann von beinah obskurer Häßlichkeit ist. Evas Wahrnehmung ist die eines schweigsamen, tüchtigen Mitarbeiters, der während der Obduktion keine Witze erzählt wie die Kripobeamten, die damit im Angesicht des Todes ihr Unbehagen überspielen.

«Keine Zuschauer heute?» Franz hilft ihr, die Tote auf die Seite zu drehen. Ein schmächtiger, bleicher Rücken; die Leichenstarre ist bereits eingetreten.

Blaurote, zusammengeflossene Totenflecken lassen sich auch durch starken Druck nicht mehr entfernen. Merkmale von Fremdeinwirkung sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. «Nein. Die Frau wurde auf einer Parkbank gefunden. Eine Obdachlose.» Nur eine Obdachlose, hatte sie sagen wollen und das eine, häßliche Wort noch schnell unterschlagen. «Sie sterben leichter», sagt Franz, ein monumentaler Satz aus seinem Mund. Zehntel, der gerade den Räum betritt, hat ihn nicht gehört. Dr. Dr. Max Zehntel ist, ebenso wie Eva, nicht zum Kongreß der Gerichtsmediziner nach Wien gefahren, eine Entscheidung, die ihm das Wohlwollen des Direktors einbringen soll, doch zunächst nur eine Leiche beschert. Der Gedanke, daß die Kollegen diesen Tag mit Leichengeflüster und anschließendem geselligen Beisammensein beim Heurigen verbringen, während er und Dr. Röhm die Stellung halten, vermag seine Laune nicht zu bessern. Doch Zehntel hat das Image eines umgänglichen Dicken, und diesem Bild der anderen hat er sich gebeugt. Er grüßt wie immer mit «Schönen guten Tag», ignoriert zunächst die Tote und sucht nach passenden Handschuhen und dem Diktiergerät. Eva wirft ihm ein Paar auf den Tisch, Hausfrauenarbeit, verinnerlichte Handlungsweisen, und er macht einen angedeuteten Diener, weil er glaubt, daß Frauen Clowns lieben, und seine Vorstellung von Frauen sehr eindimensional ist. Erst dann wirft er einen Blick auf die Leiche.

«Gott sei Dank. Kein Wasser, kein Feuer, keine lange Liegezeit. Ich weiß auch nicht, aber in letzter Zeit sind meine Geruchsnerven anfälliger geworden. Ich sollte den Beruf wechseln.»

Du solltest endlich still sein und anfangen, denkt Eva. Zehntel ist ein leidlich guter, jedoch schwatzhafter Kollege, übertroffen nur noch von Dr. Marlies Winter, die Obduktionen dazu nutzt, ihre unendlichen Familientragödien zu transportieren. Evas Verdacht, daß Dr. Winters lustvolle Leichenschnitte in Wirklichkeit ihrem noch sehr lebendigen Ehemann gelten, wird von anderen Kollegen geteilt.

«Dann wollen wir das arme Hascherl mal totbringen.»

Der Jargon der Rechtsmediziner, für die Leichen eine Todesursache aufzuweisen haben, bevor sie tatsächlich als tot gelten dürfen. Alles im Leben muß seine Ordnung haben, also auch das Ende. Eva ist Rechtsmedizinerin geworden, weil sie die Stille liebt und die Klarheit dieser Arbeit. Der Tod ist kein Mysterium, sondern die logische Folge des Lebens, ein anatomischer Vorgang, der wissenschaftlich zu begründen ist. Dr. Dr. Zehntel teilt diese Auffassung, doch im Gegensatz zu Dr. Röhm wecken die Toten in ihm kein persönliches Interesse. Sie interessiert sich für die Geschichte ihrer Leichen. Für ihn sind sie Objekte, deren Erledigung ihn seinem Ziel, Institutsdirektor zu werden, näher bringen.

Während Zehntel die «äußere Besichtigung» der Leiche in sein Aufnahmegerät diktiert, schneidet Eva von Ohr zu Ohr und zieht die Kopfhaut nach vorne. Der Anblick ist grotesk und kümmert niemanden. Mit einer Handsäge beginnt Franz, das Schädeldach zu bearbeiten. Das Geräusch erinnert Eva an die alte Brotschneidemaschine im Haus ihres Vaters. Sie entnimmt das Gehirn und legt es auf die Waage. Das weibliche Gehirn ist durchschnittlich um zehn Prozent kleiner als das männliche, eine Tatsache, die allein aussagt, daß Männerhirne größere Zwischenräume haben und bei Frauen die Nervenzellen dichter sind.

Zehntel diktiert.

Eva untersucht das Schädeldach nach Bruchlinien und stellt keine Auffälligkeiten fest. In der Halshaut sind Würgemale nicht nachweisbar. Sie findet auch kein Hämatom an der Aufgabelung der großen Halsschlagader und erinnert sich an die weibliche Leiche mit dem frischen Bluterguß am Carotissinus. Vor Gericht konnte nicht bewiesen werden, daß der Ehemann seine Frau mit einem gezielten Handkantenschlag getötet hatte. Die Gutachterin Röhm hatte nicht ausschließen können, daß die Frau unglücklich gestürzt war.

Die Frau vor ihr war vierundfünfzig Jahre alt geworden! Sie lebte seit etwa zehn Jahren im Obdachlosenmilieu, so stand es im Polizeibericht. Eva fragt sich, welcher Art Leben sie ausgesetzt war, während sie das Skalpell an der Drosselgrube ansetzt. Die Haut teilt sich willig, es sind kaum Fettschichten zu durchschneiden, und sofort breitet sich der Geruch der Fäulnis aus, den Eva kaum noch wahrnimmt. Zehntel tritt einen Schritt zurück, er denkt, daß er sich nie an diesen Duft gewöhnen wird, er riecht ihn noch, wenn er abends geduscht hat, er nimmt seine Leichen sozusagen mit nach Hause, und seine Frau wirft ihm krankhaften Waschzwang vor, ein Punkt ganz oben in der langen Liste gegenseitiger Vorhaltungen. Sie riecht nichts, seine Frau, genausowenig wie Dr. Röhm, die er um ihren absolut unterentwickelten Geruchssinn beneidet. Röhms Nase hält sogar den überfälligsten Leichen stand. Ihre Nase ist wenig, ein ganz klein wenig adlerartig gebogen und gibt ihrem Gesicht eine Härte, die es nicht verdient. Ausgleichende Gerechtigkeit, er kennt keine vollkommenen Frauen, und wenn, würde er sie fürchten.

Eva untersucht die Organe und schneidet heraus, was für die feingeweblichen Untersuchungen gebraucht wird. Zehntel asserviert Mageninhalt, Blut und Urin für weiterführende Tests. «Eine komplette kleinknotige Leberzirrhose», sagt Eva, «das wäre eine mögliche Ursache.» Vor ihre Hand mit dem Messer schiebt sich das Bild einer Frau, die an einer Straßenunterführung sitzt, die Flasche in der Hand, neben sich zwei Plastiktüten, einen Hund vielleicht, der Wärme gibt. Eine Frau, die sich nirgendwo verstecken kann vor der Welt, eine öffentliche Figur, die Abscheu oder Mitleid erregt, oder schlimmer noch: Gleichgültigkeit. Nie hat sie es fertiggebracht, an solchen Leuten vorbeizugehen, sie zu ignorieren, als wären sie Straßendreck, dem man ausweichen muß. Nein, sie bleibt stehen, schuldbewußt, worüber sie sich ärgert, steht und kramt in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie und dort nach Kleingeld. «Eine absolut lächerliche Demonstration von Güte», hat er sie stets gerügt. Eines von tausend Dingen, die er an ihr auszusetzen hatte.

Sie schneidet ein schmales Stück von der Leber ab und hebt es mit der Pinzette in Formalin. Franz verschließt die Kopfhaut mit groben Stichen. Niemand wird diese Leiche sehen wollen, doch der Eindruck des Unbeschädigtseins muß erhalten bleiben. Franz wird auch den auseinanderklaffenden Oberkörper zunähen und ihn vorher, je nach Menge der entnommenen Organe, mit Zellstoff ausstopfen. Die ordentliche Leiche gehört zum Rechtsstaat. Man wird sie angemessen entsorgen, weil auch Leichen ihren Platz auf der Welt haben. Rund eine Million pro Jahr sind es in Deutschland. Das Ziel allen Lebens ist der Tod.

Eva denkt an ihre Mutter, während sie das Herz wiegt und ausmißt. Magda war immer so gesund gewesen, von einer Robustheit, die dem kränkelnden Vater wie ein ewiger Vorwurf erscheinen mußte. Nur selten erlaubt sich Eva den Gedanken, daß Magdas plötzliches «Herzversagen» vom Hausarzt allzu willig als Todesursache bescheinigt wurde. Vater hatte als praktischer Arzt doch alle Möglichkeiten. ... Nein, das darf man nicht denken, auch wenn Pathologen behaupten, daß vierzig Prozent aller außerhalb eines Krankenhauses ausgestellten Todesscheine eine falsche Diagnose enthalten. Was hätte Magdas Hausarzt tun sollen? Dem geschätzten Kollegen eine polizeiliche Untersuchung auf den Hals hetzen? An Herzstillstand sterben wir letztlich alle, warum also die Familie der Tortur eines Anfangsverdachts und einer Obduktion aussetzen? Begnügen wir uns damit, daß Magda plötzlich und unerwartet von uns gegangen ist. Ihr Begräbnis war ein großes Familienfest. Die Todesanzeige war geschmackvoll. Und es gibt Menschen, die leben nicht einmal. Sie werden geboren und sterben und füllen die Zwischenzeit mit nützlichen Handlungen aus.

Zehntel diktiert, und Franz weist sie auf die Tätowierung am linken Arm hin. Zwei kaum sichtbare Einstichstellen... und eine weitere, mit Unterblutung des umgebenden Gewebes, im Handgelenkspalt. «Es sieht so aus, als seien wir fündig geworden.» Sie zeigt Zehntel die Stellen, und er pfeift anerkennend. «Eine ziemlich diskrete Fixerin, hat wohl irgend- einen Anfängerfehler gemacht ... für die Histologie rausschneiden.»

An ihrem Blick sieht er, daß seine letzte Bemerkung überflüssig war. Eine empfindliche Person, die Röhm, und als Frau und Rechtsmedizinerin mit Vorsicht zu genießen. Seit zwei Jahren arbeitet sie am Institut, und fachlich kann man ihr leider nichts vorwerfen. Dies wäre auch nur relevant, wenn sie seinen Plänen im Wege stünde. Doch Ehrgeiz scheint nicht zu ihren Stärken zu zählen.

Um so besser, denkt Zehntel, während er diktiert, daß die Gesamtumstände der Obduktion für eine Intoxikation sprechen, jedoch die endgültige Todesursache erst durch weitere Untersuchungen geklärt würde. «Wie heißt die Frau eigentlich?»

«Maria Blumenschein.» Franz hilft Dr. Röhm, die Organe an ihren Platz zurückzulegen, obgleich sie keinerlei Funktion mehr haben. Evas Handschuhe sind blutverschmiert.

«Mit diesem Namen hätte man aber mehr anfangen können.» Zehntel sieht die Leiche beinahe strafend an. Sie stinkt und beeinträchtigt seinen Appetit auf das bevorstehende Mittagessen mit einer Medizinstudentin.

Vielleicht war sie irgendwann einmal glücklich, denkt Franz, während er behutsam die Stiche setzt, um sie für das Begräbnis zu präparieren. Er hat keine Lust, Zehntel seine Gedanken mitzuteilen, und den begründeten Verdacht, daß dieser sich kaum dafür interessieren würde. Franz liebt seine Leichen auf eine beschützende, behutsame Art. Sie sind so wehrlos, wenn sie auf dem Metalltisch liegen. Man muß sie mit Respekt und Würde behandeln, weil sie alle eine Geschichte haben, die sie nicht mehr erzählen können.

Franz modelliert in seiner Freizeit Puppen, die keine Abnehmer finden, weil ihre Gesichter Leichenmasken gleichen. Seine kleine Wohnung ist voll von ihnen, was niemanden stört, da er alleine lebt. Früher, in Potsdam, hat er sein Zuhause mit ausgestopften Tieren geteilt. Er kann sich bis heute nicht erklären, warum seine Verlobte ihn verlassen hat, doch es ist vorstellbar, daß die Tiere etwas damit zu tun hatten.

Zehntel hat das Diktiergerät zur Seite gelegt und entledigt sich seiner Handschuhe. Dr. Röhm sortiert die Gefäße mit den Leichenteilen und wäscht dann das Blut von ihrem Sezierbesteck. Er muß ihr attestieren, daß sie selbst unter der unförmigen Kittelschürze eine tadellose Figur zeigt, ein wenig üppig, jedoch mit Rundungen an den richtigen Stellen. Sie lebt allein, mehr ist im Institut nicht bekannt, und einen Moment lang stellt sich Zehntel anstelle der Leiche ein Liebespaar auf dem Seziertisch vor, ein angenehm perverser Gedanke, der seine Geruchsnerven besänftigt. «Und was steht bei Ihnen noch an, verehrte Kollegin?»

«Ich muß nachmittags zum Gericht. Ein Alkoholgutachten.» Eva erwidert seinen neugierigen Blick mit Gleichgültigkeit. «Eine Sekretärin, die nach einem Betriebsfest einen Rentner umgefahren hat. Er war auf dem Weg zum Friedhof.» Warum erzählt sie ihm das? Als ob es nicht genug überflüssige Sätze in ihrem Leben gegeben hätte.

Zehntel grinst erwartungsgemäß. «Na, dann hatte es der arme Kerl ja nicht mehr weit ... ich bin nach dem Mittagessen in meinem Zimmer, falls Sie mich brauchen.»

Er nickt Eva zum Abschied zu, auch Franz, aber um eine Spur knapper. Zehntel ist froh, aus dem Obduktionssaal zu kommen und seine Kräfte für etwas sehr Lebendiges zu mobilisieren. Die Medizinstudentin: ein bißchen mollig, ein bißchen dumm, ein bißchen schmachtend. So hat er sie gern, die jungen Frauen. Schade, daß er sich nicht traut, seine Frau zu betrügen, weil er ein bißchen Angst vor ihr hat. Er gehört zu den alten Hunden, die laut bellen, aber nicht mehr beißen, ein koketter Gedanke mit einundvierzig Jahren. Er zieht ihn der Annahme der Feigheit vor.

Eva geht die langen stillen Flure zurück in ihr Zimmer. Die Kollegen sind beim Kongreß in Wien, wo sie viel reden, vor allem aber viel essen und trinken werden. Vermutlich wird sich auch die eine oder andere Affäre entwickeln, die in stereotyper Leidenschaft in uniformen Hilton-Zimmern ausgetragen wird. Eva hat sich freiwillig für die Stallwache gemeldet, weil Wien unerwünschte Erinnerungen wecken würde. Aber vermutlich hätte der Direktor sie ohnehin dienstverpflichtet. Er mag sie nicht, der Herr Professor Wirtz, und er kann es sich leisten, sie nicht zu mögen. Wirtz, genial und eitel, braucht widerspruchslose Bewunderung und Kollegen, die sich an seinen Trinkorgien beteiligen. Nach seiner Vorstellung sind Frauen weder gute Trinker noch gute Rechtsmediziner. Eva weiß, daß er sich manche ihrer Obduktionsberichte vorlegen läßt, doch anscheinend hat er bislang nichts gefunden. Wie hatte Magda doch immer gesagt: «Kind, dein Mangel an Anpassungsfähigkeit wird dich noch in Teufels Küche bringen.» Mutters fromme Erziehungssprüche. Doch. Sie hätte gern Magdas Herz gesehen, schon aus pathologischer Neugierde. Möglich, daß es zu leicht war für den schweren Körper. Die Türme des Schweigens wären ein guter Platz für Magda gewesen.

Dame sticht Bube

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