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Reiz und Schattenseiten des Pendelns: Ein paar Fakten

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Eine Fernbeziehung ist nicht immer einfach: „Gerade in Momenten, in denen man jemanden zum Anlehnen bräuchte, etwa bei Problemen mit Familie oder Freunden, ist niemand da“, gesteht Olav Hoffmann aus Brühl hei Köln. Aus diesem Grund hat der 20-jährige Zivildienstleistende, der in Kürze eine Ausbildung als Rettungsassistent beginnt, ein Forum im Internet programmiert. Unter www.fern-beziehung.de können sich Interessierte und Leidensgenossen online zu der delikaten Zweier-Kiste Tipps geben und austauschen.

Vorwiegend junge Frauen zwischen 18 und 36 Jahren nutzen den virtuellen Kummerkasten, um sich ihr Sehnen und Hadern von der Seele zu schreiben. Tatsächlich empfinden 60 Prozent der Distanz-Liebespaare ihre Situation als negativ, während sich 40 Prozent damit arrangiert haben bzw. sie als ideales Lebensmodell schätzen. In der Regel ist es allerdings ein Mix aus Vor- und Nachteilen, von dem die im Anschluss an dieses Kapitel interviewten 45 Pendler und Ehemaligen (im Alter von 15 bis 81 Jahren) berichten und den sie unterschiedlich gewichten bzw. erleben. Zum Teil weichen die Einschätzungen eines Paares so krass voneinander ab, dass man glaubt, Männer kämen vom Mars, Frauen von der Venus.

Einzeln betrachtet werden in Sachen „Getrennt zusammenleben“ folgende Vorteile benannt:

Die eigene Unabhängigkeit ebenso wie mehr Freiheit fürs Ich und die positiven Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung. Ein weiterer Pluspunkt ist die Erweiterung des eigenen Horizonts durch das Kennenlernen neuer attraktiver Orte, Menschen und Mentalitäten. Mobile Liebende schätzen an dem Paarmodell die ungebremsten Karrierechancen für beide, die Möglichkeit der totalen Konzentration auf den Job, ihre Zeitsouveränität sprich ihren eigenen Rhythmus leben zu können und dass der Freundes- und Bekanntenkreis erhalten bleibt. Die gemeinsam verbrachte Zeit wird intensiver, bewusster und konfliktfreier erlebt. Außerdem bringt die Distanz-Liebe neue Impulse fürs Miteinander, gibt Partnern Wochenende für Wochenende mehr Sicherheit und schweißt viele noch stärker zusammen: „Gewohnheit bedeutet hier nichts, zu einander zu stehen alles“, betont Top-Managerin Eva B., die seit fünf Jahren mit ihrem Freund zwischen Düsseldorf und Straßburg hin und her pendelt und kürzlich geheiratet hat.

Bei den Nachteilen bzw. den Problemen und Ängsten nervt die Zeitknappheit am Wochenende, die zu überfrachteten Stresstagen führt, bei denen der Partner sowie der Freundes- und Bekanntenkreis häufig dennoch zu kurz kommen. Hohe Kosten durch das Hin- und Hertingeln, fehlende Unterstützung im Alltag, Einsamkeit und das Problem, nirgends richtig zu Hause zu sein, wirken sich zusätzlich belastend aus. Eifersucht und Seitensprunggefahr werden sehr häufig als negativ empfunden ebenso wie zu wenig Sex und Zärtlichkeiten plus fehlende Nestwärme und Nähe durch einen gemeinsamen Alltag. Die Leere nach den gemeinsam verbrachten Stunden sowie eine vermeintliche Unvereinbarkeit von Kind und Pendeln sind neben einer fehlenden gemeinsamen Perspektive weitere neuralgische Punkte dieser Part-Time-Liebe: „Obwohl ich glücklich bin, bekomme ich manchmal arge Zweifel, ob diese Beziehung das Richtige ist, weil ich doch viel alleine und einsam bin, Kinder kein Thema sind etc. Dann packt mich die Angst und ich frage mich, wie das wohl in fünf oder zehn Jahren sein wird, wenn sich bis dahin nicht wirklich etwas in unserer Beziehung verändert (und das wird es wahrscheinlich nicht, denn Gabi will ja Schauspielerin bleiben und Schauspieler leben nun mal so)“, gesteht Jörg F. seine Ängste.

Liebe auf Distanz

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