Читать книгу Liebe auf Distanz - Christine Koller - Страница 8
Prominente Liebespendler
ОглавлениеDie magische Anziehung von Mann und Frau über Ländergrenzen, Reiche und ganze Kontinente hinweg, ist kein Phänomen der Neuzeit. Doch verlangte das Liebesmodell seinen Pionieren eine hoch dotierte Position und Privilegien ab, sich diesen Luxus leisten zu können. Dadurch ergibt es sich, dass einige von ihnen auch eine gewisse geschichtliche Relevanz und Prominenz besitzen.
Als die Anführer des Reigens prominenter Liebespaare zählen wohl Kleopatra und der römische Kaiser Marcus Antonius. Ihn lernte die 28-jährige Königin von Ägypten im Jahre 41 v. Chr. im kilikischen Tarsos (heute Türkei) näher kennen, wo sie mit Antonius über den bevorstehenden Feldzug gegen die Parther verhandelte. Von da an trafen sich die beiden – getrennt von Feldzügen und Antonius’ Verpflichtungen – in Alexandria oder im syrischen Antiochia. Drei Kinder entstammten der machthungrigen Verbindung, die von Rom misstrauisch beäugt wurde und nach elf Jahren mit dem Tod des Kaisers endete.
Ein ähnlich populärer Liebespendler ist Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Über 18 Jahre lang führten er und Christiane Vulpius eine wilde Ehe, in der beide oft mehrere Monate lang getrennt voneinander lebten. Schuld daran war Goethes Anstellung bei Herzog Karl August als preußischer General. Und auch als der 47-Jährige sich nach seiner Heirat mit Vulpius 1806 stärker auf die wissenschaftlichen und künstlerischen Anstalten des Herzogtums konzentrierte, war er meist drei bis sechs Monate im Jahr auf Reisen in Jena, Karlsbad, Dresden oder Teplitz.
Als Zugvogel wider Willen kann man den tollkühnen Fliegeroffizier Charles A. Lindbergh wirklich nicht bezeichnen, der kürzlich mit seinem Liebesleben für gewaltigen Medienwirbel sorgte. Als nämlich seine Münchner Nachkommen dessen Vaterschaft bekannt gaben und zusammen mit 120 Briefen den Beweis für eine jahrelange Liebe über den großen Ozean antraten, die erst der Tod des legendären Fliegers 1974 entzweite.
Der Tod schied 1904 auch den russischen Dichter Anton Tschechow von seiner Distanz-Liebe, der Schauspielerin Olga Knipper. Fünf Jahre währte ihr Glück, das beide in einem Briefwechsel verewigt haben.
Auch vom intellektuellen Vorzeigepaar Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre gibt es Dokumente ihrer Commuter-Liebe: „Ich verbrachte Tage und Wochen von Sartre getrennt, und am Sonntag in Tours hatten wir Hemmungen, am helllichten Tag in ein Hotelzimmer zu gehen ... Ich entdeckte, dass die Sehnsucht nicht nur ein seelisches Leid, sondern ein körperlicher Schmerz sein kann ...“, schreibt die Beauvoir beispielsweise in ihrem Buch „In den besten Jahren“. Nach diesem Intermezzo in Tours, wo Sartre 1929/30 seinen Militärdienst leistete, trennte die beiden ihre Lehrtätigkeit in unterschiedlichen Städten – Marseille, Le Havre, Rouen. Als Sartre 1937 schließlich seiner Geliebten nach Paris folgte, lebten sie zwar im gleichen Hotel, nur mit dem Unterschied, dass die Beauvoir ein Zimmer eine Etage höher bewohnte. So konnte jeder sein „eigenes Ich“ entdecken und seiner „individuellen Freiheit“ frönen; insbesondere Sartre, der von seiner polygamen Natur überzeugt war und auf Zufallslieben nicht verzichten wollte.
Zwar nicht im gleichen Hotel, jedoch in der gleichen Stadt in unterschiedlichen Apartments wohnten der Schauspieler Axel Milberg und seine Lebensgefährtin Judith Betzler. Die Geburt des gemeinsamen Kindes einte die beiden: Milberg zog in Betzlers Wohnung im Münchner Stadtteil Lehel; auf seine alte Bleibe in Schwabing hat der Mime allerdings nicht ganz verzichtet – sie ist bis auf weiteres untervermietet.
Nicht nur die geistige Freiheit, die Schauspieler gerne leben, sondern auch ihr Beruf und das nötige Kleingeld macht sie bzw. die Show-Biz-Branche zu einer wahren Fundgrube prominenter Pendler. So fliegt Heike Makatsch aus dem gemeinsamen Londoner Liebesnest nach Deutschland zum Drehen ein, Til Schweiger von Malibu und Johnny Depp von seinem Bauernhof in der Provence nach Hollywood, in die Karibik oder wo sonst sich der Drehort gerade befindet. Die Liste der Schauspieler ließe sich um sämtliche Glamour-Paare fortsetzen, wenn sie nicht versuchen, gemeinsam zu drehen wie Melanie Griffith und Antonio Banderas oder Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones. Ähnlich mobil müssen Spitzensportler sein. Sie tingeln nicht nur für Wettkämpfe rund um den Erdball, sondern heuern schnell mal bei einem neuen Verein an. Bestes Beispiel: Starkicker David Beckham, dessen Ehefrau und Ex-Spice-Girl Victoria laut Aussagen der Yellow-Press über den Umzug nach Madrid gar nicht „amused“ war und mit einer Fernbeziehung liebäugelte. Auch Boris Becker und seine neue Flamme, die Tänzerin Caroline Rocher, pendeln der Liebe wegen zwischen New York, der Schweiz und den Tennisplätzen dieser Welt hin und her. Fashion-Shows und Traumkulissen fürs Foto-Shooting in Miami, der Karibik oder auf Fuerteventura trennen liierte Models von ihrem Herzblatt – etwa die deutsche Beauty Heidi Klum und den italienischen Rennstall-Besitzer Flavio Briatore.
Dass dem Liebestaumel auf Distanz allerdings Grenzen gesetzt sind, mussten Sandra Bullock und Schauspielkollege und Ex-Lover Ryan Goslings feststellen: Zwischen beiden standen nicht nur 17 Lebensjahre, sondern auch 2000 Kilometer. So weit war es nämlich von Bullocks abgelegener Ranch in Texas zu seinem Loft in Los Angeles. Die räumliche Entfernung führte auch für Cosma Shiva Hagen oder Juliane Werding zum Aus für die Beziehung. Und um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, reisen TV-Moderatorin Sandra Maischberger und ihr Lebensgefährte Jan Kerhart seit kurzem nicht mehr „der Arbeit und einander nach“, sondern bezogen in Berlin eine gemeinsame Wohnung.
Anders ergeht es Bundespolitikern und ihren Partnern. Seit dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin entzweit die neue Hauptstadt viele von ihnen zumindest für eine gewisse Zeit; prominentestes Beispiel Kanzler Gerhard Schröder. Umzugsmobilität müssen auch Manager wie Wolfgang Reitzle beweisen, der mit seiner Frau Nina Ruge drei Jahre lang zwischen London und München pendelte. Seit er 2002 zur Linde AG in Wiesbaden wechselte, ist die räumliche Distanz nicht mehr ganz so groß – vor allem, wenn Ruge beim ZDF in Mainz vor der Kamera steht.