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Auch im Tierreich ein bekanntes Phänomen?

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Ähnlich wie der Mensch pendeln auch Tiere. Bis zu 6000 Arten von Zugvögeln, Fischen, Robben oder Fledermäusen legen auf der Suche nach Brutplätzen, der wärmenden Sonne oder Nahrung zum Teil Tausende von Kilometern zurück. Da stellt sich doch die Frage, ob nicht auch im Tierreich der eine oder andere Liebespendler verborgen ist. Weil Tiere jedoch Liebe nicht kennen und bei der Partnersuche lediglich Instinkten folgen, lässt sich unter ihnen dieses Paarmodell nur schwerlich ausmachen.

Leoparden etwa leben in Revieren, die sich auf 30 bis 1200 Quadratkilometern erstrecken. Mit Urin und Kratzspuren an Bäumen markieren sie diese Reviere, die allenfalls mit denen einzelner Weibchen überlappen. Hat die Raubkatze zur Paarungszeit ein Weibchen erobert, lebt sie kurzzeitig mit der Partnerin zusammen und hilft bei der Nahrungsbeschaffung und der Aufzucht der Jungen.

Auch eine Vielzahl von Vögeln bildet während dieser Zeit ein Team, das – unterbrochen von „Beutezügen“ – getrennt zusammenlebt. Unter ihnen zum Beispiel der Pinguin, der zudem zwischen zwei Welten pendelt – nämlich Wasser und Erde. Während der zirka 13 Wochen dauernden Brutpflege trennt sich das Paar in regelmäßigen Abständen von ein bis sechs Tagen, um die Küken mit Nahrung zu versorgen. Nach der Aufzucht der Jungen geht jeder seiner Wege, und ob sie sich im nächsten Jahr noch mal begegnen, ist mehr als fraglich.

Beim Weißstorch ist das relativ häufig der Fall. Nachdem beide Partner getrennt von einander im sonnigen Afrika überwintern, treffen sie sich im darauffolgenden Frühjahr am Brutplatz wieder. Dort brüten sie abwechselnd das Gelege aus und teilen sich anschließend die Aufgabe, den Nachwuchs mit Würmern, Fröschen, Mäusen oder Eidechsen zu versorgen. Nach neun Wochen ist auch das tollpatschigste Küken flügge und so kann Familie Adebar im August nach einander wieder gen Süden aufbrechen.

Dass manche Tiere (im Unterschied zu den Dauervermählten wie Biber, Gibbon-Affe und einigen Vogelarten) nur zur Aufzucht der Jungen eine Art Fernbeziehung eingehen bzw. dieses wie im Fall der Weißstörche zufällig erfolgt, liegt nach Ansicht von Professor Josef Reichholf, Leiter des Zoologischen Instituts in München, zum einen daran, dass zum Beispiel Vögel in der Nicht-Paarungszeit geschlechtsneutral sind, geschrumpfte Hoden und Eierstöcke besitzen. Zum anderen gibt es keine Möglichkeit zur Kommunikation über weite Distanzen hinweg.

Anders scheint dies bei Walen der Fall zu sein. So haben Wissenschaftler entdeckt, dass Wale über mehrere Kilometer unter Wasser hinweg kommunizieren können. Die Laute, die sie von sich geben, sind lang und weisen wiederkehrende Muster auf, die zu melodisch und komplex sind, um sie als Vokalisationen abzutun, meinen die Forscher. Interessant ist auch, dass ihr Inhalt von Jahr zu Jahr wechselt und dass sich die Sprache einzelner Populationen von anderen unterscheidet. Außerdem wurde beobachtet, dass Walbullen die Weibchen auch außerhalb der Paarungszeit begleiten, jedoch meist nicht länger als einen Tag.

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