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RÖMER, IREN UND EINE EISERNE JUNGFRAU

Man stelle sich einen modernen Spa vor. In sanftes Licht getaucht, mit esoterischer Musik und plätschernden Feng-Shui-Brunnen. Und dann ein Tauchbecken im Saunabereich, das den Namen »Waterboarding« trägt. Das ginge natürlich gar nicht und würde mit Recht Stürme der Entrüstung hervorrufen.

Ende des 19. Jahrhunderts, als das Müller’sche Volksbad erbaut wurde (1897–1901), hatte man weniger Hemmungen. Die vom Architekten Carl Hocheder entworfene Dusche im römisch-irischen Schwitzbad heißt »Eiserne Jungfrau« und trägt somit den Namen eines mittelalterlichen Folterinstruments. Wer auf die Bezeichnung kam, ist nicht überliefert, vermutlich einer der Arbeiter. Mag sein, dass ihn die Form an die Eiserne Jungfrau erinnerte – man betritt ein Dreiviertelrund aus horizontal verlaufenden kupfernen Rohren – oder er hasste kaltes Wasser und empfand es als Folter, damit bespritzt zu werden. Die Eiserne Jungfrau in dieser Bauform ist einzigartig. Wenn Sie auf den Knopf drücken, sprüht das Wasser aufsteigend aus den Rohren bis zu einer Höhe von zwei Metern und kühlt den Körper ringförmig ab. Das tut gut, denn an diesem Punkt hat man sich bereits in den drei Warmlufträumen des Schwitzbads aufgehalten und sich langsam erwärmt: erst 45, dann 60 und schließlich 80 Grad.

Wie die Dusche, blieb das gesamte Volksbad so erhalten, wie es um die Wende zum 20. Jahrhundert im Neobarock mit Jugendstilelementen gestaltet wurde. Für diejenigen, die hier die Wartungsarbeiten vornehmen, ist das eine Herausforderung. Wenn etwas kaputt geht, und sei es nur ein Wasserhahn, lässt sich der nicht durch ein Baumarktprodukt ersetzen, er muss von einer Spezialfirma original im Jugendstil nachgebaut werden. Da kommt es schon mal vor, dass etwas nicht so funktioniert wie in einem modernen Bad, aber die Stammgäste nehmen’s gelassen. Schließlich ist das Volksbad das »Opernhaus unter den Bädern«, kleine Altersschwächen verzeiht man ihm gern.

Müller’sches Volksbad · Schwimmhalle 7.30–23, Sauna 9–23, Wannen- und Brausebad Mo 7.30–9.30 und 17.30–20.30, Di–Fr 7.30–9.30 Uhr · Rosenheimer Str. 1 · Au-Haidhausen Haltestelle: S Isartor

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