Читать книгу Herzstücke in München - Christine Metzger - Страница 9
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DIE HOHE KUNST DES AUSZIEHENS
Wenn Sie länger in München leben, werden Sie sich gewiss erinnern: Die »Schmalznudel« hat früher um 5 Uhr aufgemacht und war damals Schnittstelle für Menschen aus zwei Welten. Die einen tranken nach durchzechter Nacht hier den letzten, die anderen, deren Tagwerk früh begann, den ersten Kaffee.
Heute öffnet das »Café Frischhut« – das niemand so nennt, weil es vulgo »Schmalznudel« heißt und nicht anders – die schwere Holztür um 8 Uhr. Sonst hat sich nichts geändert. Das Publikum ist noch immer gemischt, der Kaffee kommt aus dem Haferl und nicht aus dem Pappbecher und schon gar nicht aus dem Land Togo. Die Einrichtung ist altmodisch gemütlich, die naiven Bilder an den Holzwänden stammen von der Mutter Frischhut, und im Sommer lädt die Terrasse ein.
Im nahen Biergarten Viktualienmarkt wird alle sechs Wochen das Bier einer anderen Münchner Brauerei ausgeschenkt. Immer passend: köstliche Fischsemmeln von Fisch Witte (www.fisch-witte.de).
Das Schmalzgebäck gibt es seit fast 50 Jahren in gleichbleibender Qualität: Stritzerl, »Ausgezogene«, Krapfen und Rohrnudeln mit diversen Füllungen. Wenn in der Gastronomie Schmalz zum Einsatz kommt, können Sie sich ganz auf Ihre Nase verlassen: Riecht’s ranzig, nix wie raus. In der »Schmalznudel« duftet es nur nach Kaffee. Und es brutzelt. Im heißen Butterschmalz tanzen die Ausgezogenen, schwimmen Krapfen und die länglichen Stritzerl. Erst sind sie blass wie der eierreiche Hefeteig, dann nach dem Wenden leuchten sie goldbraun. Im Eingangsbereich können Sie zuschauen, wie man Schmalznudeln macht, und lernen, warum sie »Ausgezogene« heißen: Die Hefeteiglinge werden gezogen. Wenn der Meister das mit einer flotten Handbewegung macht, sieht es einfach aus, es ist aber eine hohe Kunst. »Ausgezogene« müssen nämlich im Zentrum ganz dünn und außen wulstig sein. Frischer und köstlicher als in der »Schmalznudel« können Sie sie in München nirgendwo bekommen.
»Café Frischhut«, vulgo »Schmalznudel« · Mo–Fr 7–18, Sa 5–17 Uhr · Prälat-Zistl-Str. 8 Altstadt · Tel. 089/26 82 37 · Haltestelle: U/S Marienplatz