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3.2 Arten von komplexen Wörtern Wörter;komplexe;Arten

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In der Literatur haben sich verschiedene Blickwinkel auf die Differenzierung komplexer Wörter etabliert.

Zum einen werden sie nach der Produktivität der Wortbildung differenziert: Jene, „die durch produktive Prozesse gebildet werden und daher morphosyntaktisch und semantisch regelmäßig sind.“ Andere, „die zwar morphologisch komplex sind, aber entweder nicht auf allen Ebenen kompositionell sind oder keinem produktiven Muster angehören.“ (Schmid u.a., 2001, S. 2) Es kann also nicht strikt unterschieden werden in regelbasiert gebildete und nicht regelbasierte komplexe Wörter, weil es Übergangserscheinungen gibt.

Ein anderes Kriterium ist, ob historisch komplexe Wörter transparent sind, ob sie synchron noch in Komponenten zerlegt werden können. Wenn dies nicht der Fall ist, werden sie als Simplizia im Lexikon gespeichert. (Schmid u.a., 2001, a.a.O.) Während Wasserglas ohne Probleme in die Konstituenten Glas und Wasser (‘Glas für Wasser’) zerlegt werden kann, ist dies bei Kleinod (‘Kostbarkeit’) nicht der Fall, da es in der Gegenwartssprache keine Minimaleinheit Od gibt. UsualitätDie komplexen Wörter werden auch hinsichtlich der Usualität (Üblichkeit) differenziert. Man unterscheidet usuelle von okkasionellen, beispielsweise bei Bhatt (1991, S. 27). Bhatt, C.In dem nachfolgenden Beispiel ist das Wort Superreiche enthalten, das ein usuelles komplexes Wort ist. Die Schöpfung (Geldver-)Mähren wird sicher okkasionell (nicht usuell) bleiben und nicht in den deutschen Wortschatz eingehen.

[…] würden wir gern wissen, um wen es sich bei den vier anderen Superreichen aus Böhmen und (Geldver-)Mähren handelt […]1

Neben den morphologisch-semantisch komplexen Wörtern können phonologisch komplexe Wörter bestimmt werden. SpracheGliederungdoppelteDie menschliche Sprache ist doppelt gegliedert, d.h. neben einer inhaltlichen Strukturierung ist auch eine rhythmische Organisation vorhanden. Während die Morpheme die inhaltlichen Grundeinheiten sind, die es ermöglichen, auch bisher unbekannte Wörter zu interpretieren, bilden die Silben auf der Ausdrucksebene die Sprechgrundeinheiten, da sie sich auf einen Zug aussprechen lassen. Sie bilden sich unabhängig von ihrer Bedeutung. Das Wissen um sie, ermöglicht es, auch bei neuen Wörtern eine Resilbifizierung vorzunehmen. Außerdem sind sie maßgeblich für die deutsche Worttrennung am Zeilenende (Silbentrennung). Im Deutschen ist die Morphemstruktur mit der Silbenstruktur häufig nicht übereinstimmend, beispielsweise bei biegen (bieg+en [bi:.gən]) (genauer in Römer und Voß, 2010). Römer, C.Voß, H.

Hinsichtlich der rhythmischen Wortstruktur sind einsilbige von den mehrsilbigen (silbig komplexen) Wörtern zu unterscheiden, Beispiele nachfolgend:

Baum, Maus, … = einsilbig

ha-ben, Mie-te … = zweisilbig

ein-tei-len, Schluss-leuch-te … = dreisilbig

Tret-boot-ver-leih, Ze-bra-strei-fen … = viersilbig

Cha-rak-te-ris-tik, Pup-pen-the-a-ter …= fünfsilbig

Zusammenfassend unterscheiden wir nach unterschiedlichen Kriterien (Transparenz, Wort- und Wortformenbildung, Lexikalisierung, Silbigkeit) synchron folgende Arten von komplexen Wörtern (KW):

1 morpho-semantisch transparente KW

2 eingeschränkt kompositionell transparente KW

3 KW mit derivationellen Wortbildungsmarkern

4 zusammengesetzte Bildungen KW

5 usuelle KW

6 okkasionelle KW (Augenblicksbildungen)

7 phonologisch KW (Mehrsilber) Wörter;komplexe

Der deutsche Wortschatz

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