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8 LASS DICH ÖFTER UNTERBRECHEN – BEI SCHÖNEN TÄTIGKEITEN

»Die Gewöhnung stumpft unsere Sinne ab.«

Michel de Montaigne

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass wir eine Tätigkeit gerne unterbrechen, wenn sie uns unangenehm ist oder keinen Spaß macht? Alles, was wir gerne machen, ziehen wir dagegen meist nonstop durch. Ist das sinnvoll?

Fehler 1: Drei Wochenenden für die Steuererklärung

Statt auf der Arbeit endlich den Bericht zu verfassen, lassen wir uns zunächst von den Kollegen, dann vom Kaffeeautomaten und schließlich im Internet ablenken. Beim Putzen der Wohnung kommen wir nicht ohne längere Pausen am Kühlschrank, am Smartphone oder am Bücherregal vorbei. Und mit der Steuererklärung, die eigentlich an einem Nachmittag erledigt wäre, plagen wir uns drei Wochenenden ab.

Fehler 2: Nur 5,4 Minuten für den Liebesakt

Bei schönen Tätigkeiten hingegen lassen wir uns nicht gerne unterbrechen. Eine Tafel Schokolade ist im Nu verputzt. Der Liebesakt dauert im Durchschnitt 5,4 Minuten. Und die Weihnachtsgeschenke reißen wir alle noch vor dem Festmahl auf.

Wir handeln so, weil wir davon überzeugt sind, dass Unterbrechungen unser Glück stören und den Genuss schmälern.

Besser: Angenehmes unterbrechen und auskosten

Es ist aber genau andersherum! Bei unangenehmen Tätigkeiten vermindert jede Unterbrechung die Gewöhnung und lässt uns noch mehr leiden, wenn wir wieder zum Unerfreulichen zurückkehren. Außerdem verlieren wir Zeit, da wir uns nach jeder Unterbrechung neu in die Aufgabe hineindenken müssen.

WAS STECKT HINTER DER GEWÖHNUNG?

Unter Gewöhnung oder Habituation versteht man in der Psychologie folgenden Prozess: Wenn wir irgendeinem Reiz (etwa einem Geräusch) zum ersten Mal ausgesetzt sind, erfolgt eine Orientierungsreaktion. Das heißt, unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf diesen Reiz. Nehmen wir denselben Reiz immer wieder wahr, lässt diese Reaktion nach – wir gewöhnen uns an ihn. Umgekehrt reagieren wir wieder auf den Reiz, wenn wir ihm eine Zeit lang nicht begegnet sind. Das Reizwort »Steuererklärung« ruft also jedes Wochenende wieder eine unangenehme Reaktion in uns hervor.

Wir können also das Phänomen der Gewöhnung für uns nutzen, indem wir eine unangenehme Verrichtung nicht unterbrechen. Da sie ihren negativen Reiz verliert, je länger wir sie am Stück ausführen, erscheint sie immer weniger lästig. Ein weiterer Vorteil ist, schneller mit der unerfreulichen Tätigkeit fertig zu werden.

Eine schöne Beschäftigung hingegen sollten wir öfter unterbrechen. So vermeiden wir die Gewöhnung. Nach jeder Unterbrechung freuen wir uns wieder auf diese Tätigkeit. Wir haben also viel länger etwas davon und können es mehr genießen.

Umsetzung: Mit viel Übung wird es zur Gewohnheit

Probiere es selbst aus. Putze Deine Wohnung ohne Unterbrechung in zwei Stunden. Erledige die Steuererklärung an einem Nachmittag. Iss alle drei Stunden eine Rippe Schokolade (für Fortgeschrittene: ein Stück Schokolade). Öffne jeden Abend nur ein Geschenk, damit Du mehrere Tage etwas von Weihnachten hast. Klingt eigentlich ganz logisch, oder?

Ausnahme bestätigt die Regel

Es gibt aber eine kleine Einschränkung. Wenn Dir eine Tätigkeit so unangenehm, schwierig oder umfangreich erscheint, dass Du sie immer wieder aufschiebst oder sogar zu scheitern drohst, solltest Du überlegen, ob Du sie nicht streichen oder delegieren kannst. Ist das nicht möglich, empfehle ich, die Tätigkeit in mehrere Abschnitte aufzuteilen. Nach jedem Abschnitt legst Du eine Pause ein. Dieses Vorgehen braucht zwar Zeit, Du kommst aber zumindest voran. Als extra Anreiz kannst Du Dich in jeder Pause für den absolvierten Abschnitt belohnen – zum Beispiel mit einer Rippe (oder auch einem Stück) Schokolade.

Das Minimalismus-Projekt

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