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RASSEDISPOSITIONEN

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Natürlich würde es den Rahmen dieses Buches sprengen, alle Rassen und ihre jeweiligen Eigenschaften vorzustellen. Ich möchte hier nur einige wichtige Punkte in Kurzform zusammenfassen, die für Sie wichtig sein können, um das Verhalten Ihres Hundes richtig einzuschätzen und entsprechend vorbereitet zu sein. Grundsätzlich würde ich Ihnen immer empfehlen, sich eingehend über eine Rasse zu informieren, deren Anschaffung Sie in Erwägung ziehen. Befragen Sie hierzu nicht nur Züchter, da diese häufig dazu neigen, die Vorteile der Rasse anzupreisen und die Nachteile zu verschweigen oder doch zumindest zu verharmlosen. Selbstverständlich gibt es auch Züchter, die wirklich eingehend informieren, doch leider ist dies noch nicht die Mehrheit, und deshalb kann es nicht schaden, auch noch im Internet zu recherchieren und vor allem mit Leuten zu sprechen, die mit einem solchen Hund zusammenleben. Eventuell kann es auch gut sein, einen Tierarzt nach seinen Erfahrungen zu befragen, denn viele Rassen neigen durch Überzüchtung zu bestimmten Krankheiten. Je gründlicher Sie sich informieren, desto besser.

Grundsätzlich können alle Hunde an Beute interessiert sein, aber bei einigen Rassen sind bestimmte Elemente aus dem Jagdverhalten züchterisch selektiert und hervorgehoben worden. Zum Beispiel bei den Retrievern das Beutetragen, bei den Vorstehhunden – wie der Name schon sagt – das Vorstehen vor der Beute, bei den Hütehunden das Belauern, Einkreisen und Vorantreiben.


EIN GOLDEN RETRIEVER IM ARBEITSEINSATZ IST EIN SELTENER ANBLICK GEWORDEN.


EIN JAGDHUND BEIM RASSETYPISCHEN VORSTEHEN MIT KONZENTRIERTEM BLICK AUF DIE BEUTE.




DAS FIXIEREN, ANSCHLEICHEN UND VORWÄRTSTREIBEN WURDE BEI DEN BORDER COLLIES ZÜCHTERISCH SELEKTIERT.


ES IST FAST SCHON IN VERGESSENHEIT GERATEN:


AUCH DIESE TERRIER WURDEN URSPRÜNGLICH FÜR DIE JAGD GEZÜCHTET UND BRINGEN AUCH HEUTE NOCH JEDE MENGE TALENT FÜR DIESE AUFGABE MIT.

Bei den Terriern wurde die so genannte Beuteaggression gefördert. Man wollte Hunde züchten, die klein, wendig und mit großem Mut an die Beute gingen. Allen voran ist hier sicher der Jagdterrier zu nennen, aber auch die anderen Terrier verfügen über ein erstaunliches Potential, mit dem die Besitzer nicht immer umzugehen wissen. Zur Zeit am schlimmsten betroffen sind die West Highland und Jack Russell Terrier, da sie wegen ihres netten Aussehens und ihrer angenehmen Größe vor allem im städtischen Bereich als Familienhunde sehr beliebt und weit verbreitet sind. Wenn der kleine Terrier dann aber mit seinem Temperament ständig am Gartenzaun kläfft und die ganze Nachbarschaft damit stört, die Katze auf den Baum jagt oder seine erlegte Maus gegen alles und jeden verteidigt, dann ist die Überraschung groß...

Dann gibt es Rassen, die ein besonders großes Laufbedürfnis haben, in der Regel sehr schnell sind und dementsprechend große Kreise ziehen. Wenn sich ein solcher Hund zum Beispiel 100 oder sogar 200 Meter weit von Ihnen wegbewegt, ist das in seiner Verständniswelt nicht weit! Er weiß genau, wie schnell er diese Strecke zurücklegen und innerhalb von Sekunden wieder vor Ihnen stehen kann. Würde ein Basset oder Dackel 200 Meter weit voraus laufen, wäre dies weit – für einen solchen Hund ist es das nicht. Zu diesen Rassen gehören nicht nur die Schlitten- und Windhunde, sondern auch die meisten Jagdhunde wie zum Beispiel Deutsch Kurzhaar, Langhaar und Drahthaar, alle Setter, und viele weitere. Einige der genannten Rassen sind Sprinter, die auf kurzen Strecken hohe Geschwindigkeiten erreichen, andere sind Ausdauerläufer auf lange Distanzen. Während der Trainingszeit sollte bei ihnen unbedingt darauf geachtet werden, dass sie genug Freilauf bekommen, denn sonst sind sie nicht ausgelastet, und es kann zu Problemverlagerungen kommen. Suchen Sie sich entweder eine Hundeschule mit großem eingezäunten Gelände oder fragen Sie bei einem Betriebsgelände oder Sportplatz, ob Sie den Hund gelegentlich dort laufen lassen dürfen, wenn sonst niemand dort ist. Meine Kunden haben damit fast immer gute Erfahrungen gemacht, wenn sie versprochen haben, eventuell abgesetzte Häufchen einzusammeln und sich mit einer kleinen Aufmerksamkeit wie ein paar Blumen, einer Packung Pralinen oder Ähnlichem bedankt haben.

Die Windhunde gehören außerdem zu den Sichtjägern, was bedeutet, dass sie tendenziell eher als andere Rassen auf sich bewegende Objekte, Menschen oder Tiere am Horizont reagieren – und haben sie sich erst in Bewegung gesetzt, sind sie innerhalb kürzester Zeit sehr schnell.

Schließlich gibt es Rassen, bei denen es einen großen Unterschied ausmacht, ob sie aus einer so genannten Leistungszucht stammen oder nicht. Leistungszucht bedeutet im jagdlichen Sinne, dass diese Hunde auch wirklich für die Jagd genutzt werden sollen und dass deren Eltern, Großeltern usw. auch am Wild arbeiten. So ist es ein erheblicher (!) Unterschied, ob Sie zum Beispiel einen Dackel, Beagle, Cockerspaniel, Setter oder Retriever von einem Jäger kaufen oder von einem Züchter, dessen Hunde seit Generationen nicht mehr im jagdlichen Einsatz sind.



LÄUFT EIN SOLCHER HUND 100 METER VORAUS, IST DIES IN SEINER VORSTELLUNGSWELT NICHT WEIT. ER WEISS GENAU, WIE SCHNELL ER DIESE STREcKE ZURÜCKLEGEN KÖNNTE, UM IN SEKUNDENSCHNELLE WIEDER BEI SEINEM MENSCHEN ZU SEIN.

Auch die Mischlinge seien noch kurz erwähnt. Ich werde oft gefragt, ob nicht ein Mischling der gesündeste, anhänglichste und auch jagdlich am wenigsten motivierteste Hund sei. Das ist so pauschal natürlich keinesfalls richtig. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie haben einen Mischling aus Beagle (der kann ganz besonders gut riechen) und Setter (der ist sehr lauffreudig und schnell), dann haben Sie einen Mischling aus zwei sehr begabten Jagdhunden – also nicht unbedingt ein Garant für einen geringen Jagdtrieb. Oder nehmen wir an, Sie haben einen Mischling aus Greyhound und Labrador – wieso sollte der weniger jagdlich interessiert, gesünder und anhänglicher sein als seine reinrassigen Eltern? Wenn Sie sich für einen Hund interessieren, der ein Mischling ist, lesen Sie einfach die Rassebeschreibungen der Elterntiere durch, soweit diese bekannt sind, und stellen Sie sich darauf ein, dass er von beiden etwas mitbringt. Wieviel wovon kann Ihnen niemand voraussagen, das werden Sie erfahren, wenn Sie mit dem Hund zusammenleben. Freunde von mir haben übrigens eine Mischung aus Terrier und Dackel – der überhaupt nicht jagdlich interessiert ist und bei Spaziergängen durch Wald und Flur gemütlich neben ihnen herschlurft. Tja, so ist das mit den Mischlingen...

Das - unerwünschte - Jagdverhalten des Hundes

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