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Samstag - 29. Juni

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Samstag - 29. Juni

Ausgemacht war, dass mich der Airportliner um 17:45 Uhr abholt. Schon immer überpünktlich sitze ich somit auch schon um 17 Uhr fix und fertig angezogen und auf gepackten Koffern bereit. Ein kleiner Puffer hat noch nie geschadet. Rein theoretisch könnte es jetzt also losgehen. Den vorerst letzten Tag in Deutschland habe ich ausgiebig mit meiner Familie verbracht. Noch einmal ein schönes deutsches Frühstück mit Brezen, Wurst und Eier. Die werde ich so schnell wohl nicht mehr bekommen. Mit Christian (meinem jüngeren Bruder) habe ich noch viel Zeit mit spielen verbracht. Kaum vorstellbar, dass ich ihn und meine Eltern so lange nicht mehr sehen werde.

Die letzten Minuten verbringe ich jetzt natürlich auch mit ihnen. Wir sitzen gemeinsam im Wohnzimmer, als es plötzlich an der Tür klingelt.

„Mmmh … für den Aiportliner ist es aber doch noch viel zu früh“, meine ich und schaue dabei auf die Uhr.

Mama ist überhaupt nicht überrascht und schlägt vor „Schau doch einfach mal zur Tür.“

Als ich die Tür aufmache, ist es auch nicht der Abholservice. Es sind Jana, Sophie und Thomas, (drei Freunde von mir). Sie sind extra noch einmal gekommen, um sich von mir zu verabschieden. Ich bin wortwörtlich zu Tränen gerührt. Ich bin ja grundsätzlich schon sehr emotional und nahe am Wasser gebaut (kein Film mit Happy End ohne ein paar Tränchen). Mit so etwas hätte ich nie gerechnet. Vor allem, weil sie sich doch schon kurze Zeit davor bei mir per sozialer Medien verabschiedet, mir einen guten Flug und eine gute Zeit gewünscht hatten. Noch einmal wird mir alles Gute gewünscht und noch einmal versichere ich ihnen, dass ich mich regelmäßig melde und auf jeden Fall Fotos schicken werde. Sie bleiben, bis ich ein wenig später dann abgeholt werde.

Der Abschied fällt nun allerdings umso schwieriger. Jeder wird noch einmal kräftig gedrückt. Vor allem aber natürlich meine Eltern. Mein Bruder ist nicht so der Knuddeltyp, aber da muss er jetzt einfach durch.

„Ich melde mich sobald ich kann“, verspreche ich.

Im Moment weiß ich zwar noch nicht wie das Telefon- und Internettechnisch aussehen wird in den nächsten Wochen, aber bezüglich einer Handykarte soll ich mich einfach an die chinesischen Kollegen wenden, wurde mir vor ein paar Tagen als Tipp mitgegeben.

Ich schaffe es zwar meine Tränen zurückzuhalten, allerdings nur bis zur nächsten Kreuzung. Kaum sehe ich mein zu Hause und meine Eltern nicht mehr, muss ich anfangen zu weinen. Ich werde meine Eltern und meinen Bruder schon sehr vermissen. Und als dann per SMS noch einige Verabschiedungen von weiteren Freunden eintreffen, bin ich völlig fertig mit den Nerven. Ein Glück, dass ich noch alleine im Shuttle sitze. Was der Fahrer denkt, ist mir auch egal. Wird der doch sicherlich öfter haben solche Abschiedsszenen. Gott sei Dank habe ich noch Zeit meine Gefühle wieder im Griff zu bekommen bis Michael und Andreas ebenfalls dazusteigen.

Die beiden stoßen gut eine halbe Stunde später an einem Rastplatz hinter Regensburg zu mir. Sie haben ihre Abschiedsszenen auch schon hinter sich.

Die Fahrt zum Münchner Flughafen kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Und mit jedem Kilometer steigt die Nervosität mehr und mehr. Bis auf das anfängliche „Hallo“ sind wir alle drei recht ruhig.

Der Fahrer fährt uns direkt an das Terminal der Lufthansa, mit welcher wir in wenigen Stunden Richtung Osten fliegen. Mit unserem Gepäck gehen wir zum Einchecken. Allerdings funktioniert das mittlerweile über Automaten.

„Also ich weiß ehrlich gesagt nicht wie das jetzt genau geht“, gebe ich zu. „Als ich das letzte Mal geflogen bin, bin ich einfach an den Schalter gegangen. Dann haben die das alles für mich erledigt.“

Auch Andreas weiß nicht genau Bescheid.

Michael kann uns aber helfen „Ich habe das schon mal gemacht. Am besten ich fang mal an und dann kriegen wir das schon hin.“

Im Nachhinein waren das Einchecken und die Kofferabgabe gar nicht so schwierig. Die Koffer sind weg und wir haben unsere Tickets.

Auch den Weg zum Gate meistern wir erfolgreich. Bei unserem Glück liegt dieses natürlich am letzten Eck des Flughafens. Mit noch ausreichend Zeit heißt es also nun warten. Das Boarding findet erst ab 21:15 Uhr statt, also noch gut eine Stunde Wartezeit.


Die Wartezeit vertreiben wir uns alle auf eine andere Art und Weise. Während ich mich mit meinem Reiseführer beschäftige, spielt Michael mit seinem Handy und Andreas vertritt sich noch die Beine, indem er an den nächstgelegenen Gates umherläuft. Noch ist die Stimmung etwas kühl und ruhig zwischen uns. Wir sprechen kaum ein Wort miteinander. Während sich die beiden Jungs schon ganz gut kennen, bin ich die "Neue" in der Runde. Natürlich kennen wir uns vom sehen, aber aufgrund der unterschiedlichen Studiengängen und Ausbildungsrichtungen, hatten wir bis jetzt nicht allzu viel miteinander zu tun. Ich hoffe, dass das in den kommenden Wochen noch besser wird. Aber ich denke mir, wenn wir die Nervosität verschwunden ist und ich die sie erst besser kennengelernt habe, wird das schon.


Schon erstaunlich wie sich alle drängen, wenn es kurz vor Boardingzeit ist. Eine riesige Schlange hat sich schon einige Minuten vor Beginn gebildet und jeder will der erste sein. Verstehe ich gar nicht. Sollte man doch meinen, dass wir alle in den Flieger kommen, bevor er startet. Michael, Andreas und ich lassen uns deswegen auch Zeit und sehen uns das Spektakel von unseren Plätzen an bis sich die Schlange um einiges verkürzt hat. Was soll ich mich jetzt schon in das Flugzeug sitzen. Schließlich darf ich das jetzt dann geschlagene zwölf Stunden. Muss ich wahrscheinlich auch nicht verstehen.

Vom Gate aus kann ich schon einen Blick auf den riesigen Vogel werfen, der uns in eine andere Welt bringen soll. Meine bisherigen Flüge gingen ja nur nach Wien und Malta. Da waren die Flieger um einiges kleiner als dieser Airbus.

Die Nervosität steigt immer mehr und ich denke mir „Noch hätte ich Zeit umzudrehen!“, was natürlich Quatsch ist.

Auch bei unseren Sitzplätzen müssen wir bis ans Ende des Fliegers. Wir sitzen alle drei nebeneinander: ich am Fenster, Michael direkt neben mir und Andreas auf der anderen Seite des Ganges. Das Handgepäck verstauen wir über unseren Köpfen. Zum Zeitvertreib lasse ich ein Buch bei mir. Allerdings werde ich das wohl nicht brauchen, wenn ich das Medienangebot so sehe: Filme und Serien aus allen möglichen Genres, Musik und Hörbücher und sogar Spiele. Zudem kann ich jederzeit die Flugstrecke sehen und verfolgen wo wir uns gerade befinden. So werden die zwölf Stunden schon vorüber gehen.

Passend zum Ende von „Iron Man 2“ kommt das Essen: Salat zur Vorspeise, als Hauptmenü habe ich Reis und Fleisch gewählt und einen Quark mit Früchten als Nachspeise. Für Flugzeugessen schmeckt es auch gar nicht mal so schlecht. Ich mache mir noch einmal Gedanken bezüglich des Essens in den nächsten Monaten.

Während sich der Zauberkünstler Oscar mit seinen Begleitern, dem geflügelten und sprechenden Affen Finley und dem Porzellanmädchen, durch das zauberhafte Land Oz schlägt und die böse Hexe bekämpfen will, schlafe ich irgendwo über dem östlichen Teil Europas ein.

Abenteuer China

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