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Montag - 1. Juli
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Nachdem ich erst um drei Uhr nachts wirklich eingeschlafen bin, bin ich jetzt um 6:45 Uhr nicht gerade fit. Ich sage nur: scheiß Jetlag! Ich hoffe, dass sich das relativ schnell einpendelt. Am Vorabend habe ich noch meine Anziehsachen zurecht gelegt für den heutigen Tag. Ich merke schnell, dass eine lange Hose eine ganz schöne Herausforderung wird bei der Hitze. Es ist gerade mal 7 Uhr morgens und ich schwitze jetzt schon damit. Aber ich kann doch schlecht mit kurzen Sachen in die Arbeit.
Fertig für die Arbeit gehe ich zur Rezeption. Der Herr von gestern Nachmittag, der wenigstens ein wenig Englisch konnte, ist leider nicht mehr da. Dafür finde ich jetzt eine junge Dame dort, die mich aber mal so überhaupt nicht versteht. Gut, dass ich meinen Reiseführer mitgenommen habe. Ich suche mir das Wort für „Taxi“ heraus und zeige darauf. So scheint sie es zu verstehen und kurze Zeit später ist wirklich ein Taxi für mich da. Dem Taxifahrer zeige ich eine ausgedruckte Mail. Dort steht die Adresse meiner Arbeitsstelle darauf. Ich arbeite für die nächsten Wochen, im Gegensatz zu den Jungs, in einem Bürogebäude relativ zentral in der Stadt. Andreas und Michael müssen hingegen in die Fertigung, welche sich außerhalb von Shanghai befindet. Dafür fährt jeden Morgen ein Bus hin und abends wieder zurück. Zu der Bushaltstelle kommen sie ebenfalls mit dem Taxi. Ich habe aber vor nur heute mit dem Taxi zu fahren. Ich hoffe mir kann dann heute noch einer erklären wie ich an ein U-Bahn-Ticket komme und wo die nächste U-Bahn-Station ist.
Eine knappe halbe Stunde später und einige Nerven weniger (an die Fahrweise der Chinesen muss ich mich wirklich noch gewöhnen) stehe ich dann auch schon vor dem Gebäude, in dem sich anscheinend ein Büro meiner Firma befinden soll. Ich frage einfach den nächstbesten, der mir über den Weg läuft, nach meinem Ansprechpartner. Ich zeige ihm ebenfalls die Mail, die ich ausgedruckt habe. Mit Handzeichen gibt er mir zu verstehen, dass ich in den 21. Stock des Gebäudes muss. Dort angekommen sehe ich auch das richtige Firmenlogo. So falsch kann ich also nicht sein. In die Büros komme ich aber trotzdem noch nicht ohne einen Ausweis, also muss ich wieder warten bis mir jemand begegnet. Nach einigen Minuten öffnet sich die Aufzugtür und endlich steigt eine Frau aus dem Aufzug. Diese versteht aber leider auch nicht was ich von ihr will. Also wieder her mit der Mail. Da stehen ja die Kontaktdaten meines Ansprechpartners darauf. Sie nimmt mich mit ins Büro, wo ich mich schon einmal an einen Tisch setzen soll bis meine Ansprechperson erscheint.
Beim Warten entdecke ich einen LAN-Anschluss. Klasse! Dann kann ich mich doch gleich mal zu Hause melden. Nachdem ich gestern nicht schlafen konnte, hatte ich zwar versucht mit meinem eigenen Laptop ins Internet zu kommen. Es war allerdings auch kein Wunder, dass es nicht funktioniert hat, denn einige der Adern waren einfach nicht angeschlossen.
Sobald ich im Internet bin schreibe ich eine Mail nach Hause und berichte vom Flug und meinen ersten Stunden in meiner neuen Heimat. Ein kurzer Blick in die sozialen Medien wage ich auch noch. Ich sehe ein Foto meiner Freunde wie sie den Sonntag bei strahlendem Sonnenschein und selbstgemachten Erdbeerlimes gemütlich ausklingeln haben lassen. Wenn ich nicht am anderen Ende der Welt sitzen würde, wäre ich da wohl auch dabei gewesen wäre. Dabei bekomme ich schon ein bisschen Heimweh.
Kurze Zeit später kommt dann endlich mein Ansprechpartner und ich bekomme einen neuen Platz zugewiesen. Dort werde ich also die nächsten drei Monate sitzen. Da er aber noch keine Zeit für mich hat, besteht meine erste Aufgabe darin, einen deutschen Text ins Englische zu übersetzen. Gut, dass ist ja machbar und ich bin fürs Erste einmal beschäftigt.
Im Laufe des Vormittags zeigt mir dann eine weitere Kollegin, Flora, die auch neben mir sitzt, die ganze Abteilung mit all seinen Büros und Laboren. Sieht schon um einiges anders aus als wie in Regensburg, alles viel kleiner und viel sporadischer.
Den Rest des Vormittags verbringe ich damit im Internet zu surfen und einige Dokumente zu übersetzen. Ich hoffe, dass das noch aufregender wird in der nächsten Zeit.
Zum Mittagessen werde ich von den Kollegen in ein koreanisches Restaurant eingeladen. Wieder verstehe ich nicht was das alles heißen soll in der Menükarte, aber die Kollegen werden mir schon etwas Essbares bestellt haben. Man kann es zumindest essen, selbst mit Stäbchen und Kakerlaken habe ich auch noch keine gesehen.
Nachmittags erwacht die Arbeitswelt in Deutschland, was es mir möglich macht mit einem anderen Kommilitonen im firmeneigenen Chat zu schreiben.
Da ich heute ja schon früher im Büro war, darf ich auch früher gehen. Über den Heimweg habe ich mich in den letzten Stunden ausführlich informiert. Trotzdem bin ich total erleichtert, dass eine Kollegin mich zur U-Bahn-Station bringt. Sie besorgt mit mir auch die Karte, mit der ich ab sofort Taxi, Bus und natürlich U-Bahn fahren kann. Im Prinzip ist es auch gar nicht schwer. Jede Linie hat ihre eigene Farbe und wenn man dann noch weiß in welche Richtung man will, dann ist das einfach. Um die richtige Richtung zu finden, habe ich noch einen Ausdruck des U-Bahn-Netzes. Ich denke, in ein paar Wochen werde ich diesen aber auch nicht mehr brauchen. Mit einer Visitenkarte vom Hotel und etwas durchfragen finde ich auch dort wieder hin. Morgen schaffe ich das auf jeden Fall schon mit der U-Bahn in die Arbeit.
Ich weiß nicht, ob die Jungs schon da sind, also gehe ich auf mein Zimmer. Dort angekommen fällt mir wieder ein, dass ich ja immer noch keine LAN-Verbindung habe. Mit Fotoapparat und Wörterbuch gehe ich zur Rezeption. Ich habe ein Foto von der LAN-Buchse gemacht, wie sie aus der Wand hängt. Mittlerweile ist es wieder ein junger Kerl, der an der Rezeption Wache hält. Und eigentlich wundert es mich auch gar nicht, dass auch er mich wieder nicht versteht. Aber dank des Fotos hat er es wohl doch kapiert was ich will. Mit Hilfe von Übersetzungsseiten im Internet verspricht er, dass es morgen repariert wird. Da bin ich ja mal gespannt! In dem Moment kommen die Jungs die Treppe runter ins Foyer. Wir gehen wieder gemeinsam auf Essenssuche. Diese endet dieses Mal im Supermarkt beim Obst und Brot. Und wieder wird mir klar, dass das essenstechnisch noch nicht meine Kultur ist, überall Fisch (teilweise in Aquarien, lebendig), Algen, kein richtiges Brot und der Aufbau des Ladens ist auch anders als gewohnt. Um zu den Lebensmitteln zu kommen, muss man erst einmal durch Technik- und Hygieneartikel.
Lange bleiben wir dann auch nicht mehr draußen. Alle drei sind wir noch kaputt vom Jetlag. Der Abend endet also nach dem Abendessen und nach einer Dusche recht bald im Bett. Hoffentlich schlafe ich heute Nacht besser und auch länger als gestern.