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2.2.2 Die subjektive Bedeutung des Geschehens

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Krisenhaften Charakter bekommt eine äußere Belastung erst durch die subjektive Bedeutung, die Menschen ihr beimessen. Diese kann sowohl interindividuell als auch intraindividuell im Lauf eines Lebens erheblich variieren. Die Vorstellung über die Ursachen und die Funktion der Krise und deren Bedeutung kann dabei erheblich von den realen Hintergründen abweichen. Zum Verständnis, warum die subjektive Bewertung des Geschehens oft so unterschiedlich ausfällt, sind sowohl lerntheoretische Überlegungen, wie auch psychodynamische Theorien hilfreich.

Wie bedrohlich man eine Situation erlebt und ob das Gefühl entsteht, eine Belastung sei momentan nicht bewältigbar, hängt nicht nur mit der Intensität der Anforderung zusammen, sondern auch damit, wie man sie kognitiv begreift. Im transaktionalen Stress-Coping Modell (Lazarus und Folkman 1984) wird dies als »primary appraisal« bezeichnet. Als Folge der Belastung muss der Betroffene außerdem überprüfen, auf welche Ressourcen er aktuell zurückgreifen und über welche Bewältigungskompetenz er somit verfügen kann (»secondary appraisal«). Beides zusammen bestimmt dann darüber, ob durch ein momentanes Ungleichgewicht zwischen Belastung und Bewältigungsmöglichkeit Überforderung und unkontrollierbarer Stress entstehen und sich eine Krise entwickelt.

Wieso der Betroffene die Situation aber kognitiv genau so und nicht anders begreift, ist oft nur aus seiner Persönlichkeits- und Lebensentwicklung und der sich daraus ergebenden Psychodynamik nachvollziehbar und verstehbar. Diese wird noch durch eine ganze Reihe von zusätzlichen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die Bindungserfahrungen, die mit den wichtigsten Bezugspersonen in der Kindheit gemacht wurden, die aktuellen Lebensumstände, das Lebensalter, die Vulnerabilität durch psychische oder körperliche Krankheit ( Kap. 2.2.3) und die Lebenseinstellung im Allgemeinen ( Kap. 2.6). So wird in aller Regel der Verlust eines Elternteils in der Kindheit eine vollkommen andere Bedeutung haben als in einem späteren Lebensalter und folglich wird mit der eventuell entstehenden Krise auch sehr unterschiedlich umgegangen.

Spannungsfelder der Krisenintervention

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