Читать книгу Paidagogos - Clemens von Alexandria - Страница 6
ОглавлениеII. Kapitel. Daß der Erzieher unserer Sünden wegen die Leitung hat.
4.
1. Unser Erzieher, meine Kinder, gleicht Gott, seinem Vater, dessen Sohn er ist; er ist sündlos, ohne Tadel und ohne Leidenschaften der Seele, ein unbefleckter Gott in der Gestalt eines Menschen, dem väterlichen Willen dienstbar, der Logos Gott, der in dem Vater ist,5 der zur Rechten des Vaters ist,6 der Gott ist auch in Menschengestalt.
2. Er ist für uns das fleckenlose Vorbild; ihm unsere Seele ähnlich zu machen, müssen wir mit aller Kraft versuchen.7 Aber er ist von menschlichen Leidenschaften völlig unberührt; deshalb ist er ja auch allein Richter, weil er allein sündlos ist. Wir aber wollen, soweit es in unserer Macht steht, versuchen, so wenig wie möglich zu sündigen.8 Nichts ist so dringend nötig wie, daß wir uns zuerst von den Leidenschaften und Krankheiten der Seele befreien und sodann es vermeiden, leichtfertig in die Gewohnheit der Sünden zu verfallen.
3.9 Das beste ist, überhaupt nicht zu sündigen, in gar keiner Weise, was, wie wir wissen, Gottes Sache ist; das zweite ist, sich nie mit irgendeiner absichtlichen Übeltat zu befassen, was Eigenart des Weisen ist; das dritte ist, nicht in gar zu viele unfreiwillige Verfehlungen zu geraten, was denen zu eigen ist, die gut erzogen wurden; an letzter Stelle soll genannt sein, daß man nicht allzu lange bei seinen Fehlern verharrt; aber auch dieses bedeutet für die zur Buße Gerufenen eine heilbringende Wiederaufnahme des Kampfes.
5.
1. Und vortrefflich scheint mir der Erzieher durch Moses zu sagen: „Wenn jemand in seiner Gegenwart plötzlich stirbt, so wird sofort das Haupt seiner Weihe (sein geweihtes Haupt) befleckt werden, und es soll geschoren werden.“ 10 Den unfreiwilligen Fehler nennt er hier einen plötzlichen Tod und sagt von ihm, daß er beflecke, weil er die Seele verunreinigt; deshalb gibt er auch schnellstens die Behandlung an, indem er rät, sofort das Haupt scheren zu lassen und damit anempfiehlt, die den Verstand beschattenden Haare der Unwissenheit abschneiden zu lassen, so daß der Verstand (dieser thront nämlich im Gehirn), befreit von dem dichten Wald der Schlechtigkeit, wieder der Buße zueilen kann.
2. Nachdem er dann einiges hinzugefügt hat, fährt er fort: „Aber die früheren Tage sind unvernünftig (oder: werden nicht angerechnet)“,11 womit offenbar auf die Sünden hingewiesen wird, die wider die Vernunft (oder: unabsichtlich) geschehen sind. Und das Unabsichtliche nannte er plötzlich, das Sündigen aber unvernünftig. Deshalb hat der Logos, der Erzieher, die Leitung übernommen, um die unvernünftige Sünde zu verhindern.
3. Überlege von hier weiter auf Grund der Schrift: „Deshalb sagt der Herr folgendes“; 12 auf die zuvor vorhandene Sünde wird tadelnd durch das folgende Wort hingewiesen, dementsprechend daß das gerechte Gericht folgt; und dies wird auch ganz klar durch die Propheten, wenn sie sagen: „Hättest du nicht gesündigt, so hätte er dies nicht gedroht“,13 und „Deswegen spricht der Herr also“, 14 und „Deswegen weil ihr auf diese Rede nicht hörtet, deswegen sagt der Herr folgendes“, 15 und „Deswegen, siehe, spricht der Herr“. 16 Denn deswegen ist die Weissagung gegeben, wegen des Gehorsams und wegen des Ungehorsams, damit wir wegen des einen gerettet, wegen des andern gestraft werden.
6.
1. Unser Erzieher ist also das Wort, das durch Ermahnungen die widernatürlichen Leidenschaften der Seele heilt. Denn im eigentlichen Sinn heißt Heilkunst die Hilfeleistung bei den Krankheiten des Körpers, eine durch menschliche Weisheit lehrbare Kunst.17 Aber das Wort des Vaters ist allein heilender Arzt menschlicher Schwachheit und heiliger Beschwörer für die Krankheiten der Seele. „Rette, mein Gott,“ so steht geschrieben, „deinen Knecht, der auf dich hofft; erbarme dich meiner, Herr, denn zu dir werde ich den ganzen Tag rufen!“ 18
2. „Denn die Heilkunst“, sagt Demokritos, „heilt die Krankheiten des Körpers, die Weisheit aber befreit die Seele von den Leidenschaften.“ 19 Aber der gute Erzieher, die Weisheit, das Wort des Vaters, er, der den Menschen erschuf, sorgt für das ganze Geschöpf, und seinen Leib und seine Seele heilt der allheilende Arzt der Menschheit.
3. „Stehe auf“, sagt der Heiland zu dem Gichtbrüchigen, „nimm das Bett, auf dem du liegst, und gehe nach Hause!“ 20 Und sofort wurde der Kranke gesund. Und zu dem Gestorbenen sagte er: „Lazarus, komm heraus!“ Und der Tote kam aus dem Grabe heraus, 21 so wie er war, bevor er krank wurde, da er sich (während des früheren Lebens) innerlich auf die Auferstehung vorbereitet hatte.
4. Aber auch die Seele für sich allein heilt er durch Gebote und Gnadengaben; doch hält er mit den Anweisungen vielleicht noch etwas zurück, an Gnadengaben aber reich sagt er zu uns Sündern: „Vergeben sind dir die Sünden.“ 22
5. Wir aber sind gleichzeitig mit dem Gedanken daran unschuldige Kinder geworden, indem wir die beste und sicherste Stelle von seiner alles herrlich ordnenden Macht zugewiesen erhalten, die es zuerst mit dem Weltall und dem Himmel und den Umdrehungen und Kreisen der Sonne und den Bewegungen der übrigen Gestirne wegen des Menschen zu tun hat, dann aber mit dem Menschen selbst, dem die ganze Mühe gilt.
6. Und da sie ihn für ihr erhabenstes Werk hält, hat sie seine Seele mit Weisheit und Besonnenheit für den richtigen Weg ausgerüstet, seinen Körper aber mit Schönheit und Ebenmaß gebildet; was aber die Taten des Menschengeschlechtes betrifft, so hat sie ihnen sowohl das, was an ihnen selbst gut und glücklich ist, als auch ihre eigene schöne Ordnung eingeflößt.