Читать книгу Teppiche - Clemens von Alexandria - Страница 7

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III. Kapitel

8.

1. Die Masse ist aber in ihrem Wesen der Witterung im Winter ähnlich; sie ist unbeständig und unberechenbar.

2.„Oft schon schuf das Mißtraun Gutes und Vertrauen Unheil oft.“2233

3. Und Epicharmos sagt: „Nie vergiß, daß Zweifeln gut ist, in ihm liegt des Denkens Kraft.“2234

4. Nun bringt freilich der Zweifel an der Wahrheit den Tod wie der Glaube an sie das Leben; aber umgekehrt wieder führt der Glaube an die Lüge und der Zweifel an der Wahrheit ins Verderben.

5. Ebenso verhält es sich mit der Enthaltsamkeit und der Unenthaltsamkeit. Wenn man sich nämlich der guten Werke enthält, so ist das ein Zeichen von Schlechtigkeit; wenn man sich dagegen des Unrechts enthält, so ist das der Anfang des Heiles.

6. So scheint mir der Sabbat dadurch, daß er fordert, sich vom Schlimmen fernzuhalten, auf die Enthaltsamkeit hinzuweisen und darauf, wodurch sich der Mensch von den Tieren unterscheidet.

7. Weiser wieder als der Mensch sind die Engel Gottes. „Du hast ihn“, so heißt es, „ein wenig niedriger als die Engel gestellt.“2235 Man bezieht nämlich dieses Schriftwort nicht auf den Herrn (freilich trug auch er das Fleisch an sich) sondern auf den Vollkommenen und den Gnostiker, der durch die Zeitlichkeit und die (irdische) Hülle niedriger als die Engel gestellt ist.

8. Deshalb sage ich, daß die Weisheit (der Engel) etwas anderes ist als das Wissen (der Menschen); hinsichtlich des Lebens nämlich unterscheiden sie sich nicht. Denn die sterbliche Natur, das heißt der Mensch, hat mit dem der Unsterblichkeit Gewürdigten das Leben gemeinsam, während das letztere hinsichtlich der Art seines geistigen Schauens und seiner Enthaltsamkeit vorzüglicher ist.

9.

1. In diesem Sinne scheint mir auch Pythagoras2236 Gott allein weise genannt zu haben (denn auch der Apostel schreibt in dem Brief an die Römer: “… des zur Erzielung von Glaubensgehorsam unter allen Völkern Bekanntgemachten, dem allein weisen Gott durch Jesus Christus“2237), sich selbst aber wegen seiner Liebe zu Gott einen Philosphen (d.h. einen Freund der Weisheit).”Gott sprach mit Moses“, so heißt es daher,”wie ein Freund mit einem Freunde."2238

2. Das Wahre ist also Gott offenbar; so hat denn die Wahrheit in ihm ihren Ursprung; der Gnostiker aber liebt die Wahrheit. “Gehe hin zur Ameise”, so heißt es, “du Träger, und werde ein Schüler der Biene!”, sagt Salomo.2239

3. Denn wenn jedes Geschöpf eine einzige seinem Wesen entsprechende Art der Betätigung hat und dies beim Rind ebenso wie bei dem Pferd und bei dem Hund der Fall ist, was sollen wir da beim Menschen als die für ihn eigentümliche Art der Betätigung angeben?

4. Er gleicht aber, wie ich meine, einem Kentauren, dem thessalischen2240 Geschöpf, da er aus einem vernünftigen und einem unvernünftigen Teil zusammengesetzt ist, aus Seele und Leib. Der Leib aber bearbeitet die Erde und strebt zur Erde,2241 die Seele dagegen ist auf Gott hin ausgerichtet, wenigstens soweit sie durch die wahre Philosophie erzogen wird.

5. Und sie eilt den mit ihr Verwandten droben zu, nachdem sie sich von den Begierden des Körpers und mit ihnen zugleich von Mühsal und Furcht abgekehrt hat; freilich haben wir gezeigt,2242 daß auch das Erdulden und die Furcht zum Nutzen gereichen können.

6. Denn wenn “durch das Gesetz Erkenntnis der Sünde kommt”,2243 wie die sagen, die das Gesetz anklagen, so werden wir ihnen entgegenhalten: “Auch schon vor dem Gesetz war Sünde in der Welt”,2244 aber “ohne Gesetz ist die Sünde tot”.2245

7. Denn wenn man die Ursache der Furcht, nämlich die Sünde, wegnimmt, so hat man auch die Furcht weggenommen, noch weit mehr aber die Strafe, wenn nicht vorhanden ist, was seinem Wesen nach von Begierde erfüllt ist. “Denn für einen Gerechten ist das Gesetz nicht vorhanden”,2246 sagt die Schrift.

10.

1. Richtig sagt also Herakleitos: „Der Dike (des Rechtes) Name würde man nicht kennen, wenn es dieses (das Unrecht) nicht gäbe.“2247 Und Sokrates sagt, um der Guten willen wäre das Gesetz nicht entstanden.2248

2. Aber auch dies verstanden die Ankläger nicht, daß, wie der Apostel sagt, „wer den Nächsten liebt, nichts Böses tut“.2249 „Denn die Gebote: Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! und wie die Gebote sonst lauten, all das wird in diesem einzigen Satze zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten wie dich selbst lieben!“2250

3. Dementsprechend heißt es wohl: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen lieben, und du sollst deinen Nächsten wie dich selbst lieben!“2251 Wenn aber der, der den Nächsten liebt, nichts Böses tut, und wenn alle Gebote in der einen Forderung der Liebe zum Nächsten zusammengefaßt werden, so wollen die Gebote, die die Furcht drohend über den Menschen schweben lassen, Liebe, nicht Haß bewirken.

11.

1. Darnach ist die Furcht, die das Gesetz erzeugt, keine Gemütsbewegung.2252 „Daher ist das Gesetz heilig“ und nach dem Wort des Apostels in der Tat „vom Heiligen Geiste gegeben“.2253

2. Wir müssen also, wie es scheint, die Natur des Leibes und das Wesen der Seele genau erforschen und das jedem von beiden gesetzte Ziel zu erfassen suchen und dürfen den Tod nicht für ein Übel halten.

3. „Denn solange ihr Sklaven der Sünde wart“, sagt der Apostel, „wart ihr der Gerechtigkeit gegenüber frei. Welche Frucht hattet ihr also damals? Nur solches, worüber ihr euch jetzt schämt; denn das Ende davon ist der Tod. Jetzt aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung und als letztes Ende das ewige Leben. Denn der Sünde Sold ist der Tod; Die Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“2254

12.

1. Es dürfte demnach bewiesen sein, daß Tod ist die durch den Körper vermittelte Gemeinschaft der Seele, die zum Sündigen geneigt ist; Leben aber ist die Trennung (der Seele) von der Sünde.

2. Aber zahlreich sind die vor unseren Füßen liegenden Bollwerke und Gräben der Begierde und die Fallgruben des Zorns und der Leidenschaft; über diese muß hinwegspringen und überhaupt allen Veranstaltungen hinterlistiger Anschläge entfliehen, wer die Erkenntnis Gottes nicht mehr nur „durch einen Spiegel“2255 schauen will.

3. „Denn es entziehet der waltende Zeus schon der Tüchtigkeit Hälfte Jeglichem Manne, sobald ihn die Stunde der Knechtschaft ereilet.“2256

4. Als Knechte aber kennt die Schrift diejenigen, die unter die Sünde und an die Sünden verkauft sind,2257 die Wollüstigen und die, deren Sinn auf den Leib gerichtet ist, die mehr Tiere als Menschen sind, die dem Vieh ähnlich wurden,2258 „geile Hengste, die nach den Weibern ihrer Nächsten wiehern“,2259 ein unbändiger Esel ist der Zuchtlose, ein wilder Wolf der Habgierige und eine Schlange der Betrüger.

5. Dadurch, daß der Philosoph sein ganzes Leben hindurch sich auf die Trennung der Seele vom Leibe vorbereitet,2260 gewinnt er die gnostische Freudigkeit, den natürlichen Tod leicht und ruhig ertragen zu können, der ja nur die Lösung der Fesseln ist, mit denen die Seele an den Körper gebunden ist. Denn „mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt“,2261 sagt der Apostel, „und obwohl ich noch im Fleische bin, lebe ich doch schon so, als ob ich ein Bürger des Himmels wäre“.2262

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