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V. Kapitel

19.

1. Bewundernswert sind auch diejenigen von den Stoikern, die sagen, daß die Seele vom Körper nach keiner Seite hin beeinflußt werde, weder zum Schlechten hin durch Krankheit noch zur Tugend hin durch Gesundheit; beide seien vielmehr, so sagen sie, sittlich völlig gleichgültig.2277

2. Indes ist uns auch Hiob durch seine ganz außerordentliche Selbstbeherrschung und durch seinen überragenden Glauben als ein gutes Beispiel aufgezeichnet; er war aus einem Reichen zu einem Armen, aus einem angesehenen Mann zu einem verachteten, aus einem Schönen zu einem Häßlichen und aus einem Gesunden zu einem Kranken geworden;2278 aber er beschämte den Versucher und pries seinen Schöpfer;2279 so trug er das zweite wie das erste und zeigte recht deutlich, daß der Gnostiker imstande ist, sich in alle Dinge gut zu schicken.

3. Und daß die trefflichen Taten der Alten als Vorbilder zu unserer Besserung aufgestellt sind, das zeigt der Apostel mit den Worten: „… so daß meine Gefangenschaft in Christus bei der ganzen kaiserlichen Leibwache und bei allen übrigen bekannt wurde und daß die meisten meiner Brüder im Herrn, durch meine Gefangenschaft in ihrem Vertrauen gestärkt, um so mehr das Wort Gottes furchtlos zu verkündigen wagen.“2280 Denn auch die Martyrien sind herrlich geheiligte Vorbilder der Bekehrung.

4. „Denn alles, was geschrieben wurde“, sagt der Apostel, „wurde zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Standhaftigkeit und den Trost, die uns die Heilige Schrift vermittelt, die Hoffnung auf den Trost haben.“2281

20.

1. Die Seele scheint, wenn sie Schmerz empfindet, von ihm gewissermaßen wegzustreben2282 und die Befreiung von dem vorhandenen Schmerz für wertvoll zu halten. In einem solchen Zeitpunkt vernachlässigt sie begreiflicherweise auch das Lernen, da ja auch die anderen Tugenden nicht mehr beachtet werden.

2. Wir sagen aber deshalb doch wohl nicht, daß die Tugend selbst leide; denn die Tugend kann gar nicht krank sein; vielmehr leidet nur der Träger beider, der Tugend und der Krankheit, unter dem, was ihn bedrängt. Und wenn er sich nicht innerlich darüber erhaben fühlen kann, so verliert der, der noch nicht so weit gekommen ist, daß die Selbstbeherrschung bei ihm zum bleibenden Zustand geworden ist, die Haltung; und daß er das Leid nicht ruhig ertragen kann, erweist sich als gleichwertig damit, wie wenn er vor ihm geflohen wäre.

21.

1. Ebenso verhält es sich auch mit der Armut. Denn auch sie zwingt die Seele, die Beschäftigung mit dem Notwendigen, der wissenschaftlichen Betrachtung und dem Streben nach der reinen Sündlosigkeit, aufzugeben, indem sie den, der sich noch nicht durch die Liebe Gott völlig hingegeben hat, dazu zwingt, sich mit dem Erwerb des Nötigen zu beschäftigen, während andererseits die Gesundheit und die reiche Fülle an dem, was zum Leben nötig ist, die Seele, die das Vorhandene richtig zu verwenden weiß, frei und ungehemmt erhält.

2. Denn „Bedrängnis für ihr Fleisch“, sagt der Apostel, „werden solche Leute zu ertragen haben; ich möchte aber euch damit verschonen. Denn ich wünsche, daß ihr frei von Sorgen seid, damit ihr die gute Sitte wahren und ohne jede Ablenkung treu bei dem Herrn ausharren könnt.“2283

22.

1. Um diese Dinge also muß man sich kümmern, nicht um ihrer selbst, sondern um des Leibes willen; die Fürsorge für den Leib aber geschieht der Seele wegen, auf die sich alles bezieht.

2. Bei dieser Fürsorge muß derjenige, der in wahrer Erkenntnis wandeln will, das Geziemende kennenlernen; denn das die Lust kein Gut ist, das ist eine sichere Tatsache deswegen, weil einige Lüste böse sind. (Nach diesem Satz erscheint das Gute als ein Übel und das Übel als ein Gut.)2284

3. Wenn wir ferner einige der Vergnügungen wählen, andere aber meiden, so kann nicht jede Lust etwas Gutes sein.

4. Das gleiche gilt in ähnlicher Weise auch von den Schmerzen, von denen wir die einen zu ertragen bereit sind, während wir die anderen zu vermeiden suchen. Wählen und Meiden geschieht aber auf Grund des Wissens.

5. Daher ist das Wissen das Gute, nicht die Lust; und seinetwegen werden wir manchmal auch diese oder jene Lust wählen.

23.

1. So entscheidet sich z.B. der Märtyrer dafür, die durch die Hoffnung ihm verbürgte Lust durch den augenblicklichen Schmerz zu erlangen. Wenn aber beim Durst der Schmerz, beim Trinken dagegen die Lust verspürt wird, so bewirkt das vorher vorhandene Schmerzgefühl das (nachfolgende) Lustgefühl. Nun kann aber das Schlechte nicht die bewirkende Ursache von etwas Gutem sein; also ist keines von beiden etwas Schlechtes.

2. Daher schreibt Simonides2285 wie auch Aristoteles:2286 „Gesundsein ist für jeden das Beste Und dann schön an Gestalt zu sein das Zweite Und das Dritte: reich zu sein ohne Trug.“

3. Und Theognis von Megara sagt: „Kyrnos, wenn’s gilt zu entfliehen der Armut, mußt du dich stürzen Auch in die Tiefe des Meers, hoch von den Felsen herab.“2287

4. Und wiederum sagt der Lustspieldichter Antiphanes: „Der Reichtum gleicht dem schlechten Arzt: er macht uns blind, Wenn wir als Sehende zu ihm gekommen sind.“2288

24.

1. So erzählen ja auch die Dichter von dem Reichtum, daß er von Geburt an blind sei.2289

2.„Und sie gebar einen Sohn, der die strahlende Sonne nicht schaute“, sagt Euphorion von Chalkis.2290

3. Und Euripides hat in dem Stück „Alexandros“ gedichtet: „Ein schlecht Erziehungsmittel ist zu tapferm Sinn Der Reichtum für die Menschen und die Schwelgerei.“2291

4. Es heißt ja (bei ihm) auch: „Der Armut Teil ward Weisheit, weil sie ihr verwandt.“2292

5. Die Habgier würde nicht nur Sparta, sondern überhaupt jede Stadt zugrunde richten.2293

6.„Nicht weißes Silber also oder Gold allein hat für die Menschen Geldeswert, die Tugend auch“, wie Sophokles sagt.2294

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