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Die Windschutzscheibe ist von Mücken schwarz gesprenkelt. Ich nehme die Abfahrt 22 auf die R5a in Richtung Mons-Est und verlasse diese wieder nach vier Kilometern. Im Kreisverkehr auf der Chaussée du Roeulx nehme ich die erste Ausfahrt auf die Rue Docteur Dewetz.

Einfamilienhäuser ducken sich hinter Bäumen und Mauern, von manchen sieht man nur das schwarz gedeckte Dach. Während die Reifen des Skyliners auf dem Asphalt der Chemin de Saint-Antoine flüstern, kreischen in meinem Kopf die Gedanken wie wilde Affen. Es ist kurz vor zwölf und nur noch achthundert Meter zum Ziel.

Wieder hoppe ich über einen der Bodenschweller und nach zweihundert Metern biege ich in die Rue Henri Dunant ab, eine Allee mit riesenhaften Birken. Ich stecke meine Nase zum Fenster hinaus und rieche Snobismus in seiner Reinform; selbst das Gezwitscher der Vögel kommt mir verhalten vor.

»Sie haben Ihr Ziel auf der rechten Seite erreicht«, tönt die Stimme aus dem Lautsprecher, und diese Tatsache spüre ich am ganzen Körper. Mein Blut quirlt in den Adern. Hier wohnt er also, oder sollte ich besser sagen: Hier residiert er?

Das Haus wird von einer übermannshohen Mauer umgeben und wirkt wie eine Festung. Der Eindruck wird noch verstärkt durch das wuchtige geschmiedete Tor, dessen Eisenstäbe mehrere Meter in die Höhe ragen und in Pfeilspitzen enden.

Nun passieren mehrere Dinge gleichzeitig: Während mein Handy die amerikanische Nationalhymne von sich gibt, öffnen sich die Flügel des Tores. Das Handy rutscht durch die Vibration von der Länderkarte hinunter in den Fußraum und ich strecke mich danach. Der Chor singt gerade inbrünstig ›stripes and bright stars‹ als ich über das Hörersymbol streiche.

»Sofia! Hallo, willst du nicht reinfahren?«

Und ob ich das will. Nachdem ich den Motor abgewürgt habe, starte ich ihn neu und zuckle im Schneckentempo durch das Tor und weiter auf der mit Muschelsand aufgeschütteten Auffahrt, auf das Haus zu. Ich fahre vorbei an Zypressen, deren Spitzen sich in luftiger Höhe im Wind wiegen, vorbei an einer riesigen Fächerpalme und einem Teich, an dessen Ufer filigrane Gräser einen Schutzwall um die Seerosen bilden. Auf der Wasseroberfläche schimmert das Blau des Himmels.

Ein unliebsames Bild poppt vor mir auf: Eine Unkraut jätende Gärtnerin im Vierfüßlerstand. Sie streckt ihren Po, der die Form eines Apfels hat, in die Höh. Jeff steht genau hinter ihr. Sein Mund ist leicht geöffnet.

In Wirklichkeit kommt er mit langen Schritten um die rechte Hausecke und wedelt mit dem Arm in Richtung einer Doppelgarage. Er trägt ein sandfarbenes Freizeithemd, das er lässig über der Hose trägt. Es flattert beim Gehen.

Fast hätte ich vergessen, wie groß er ist. Und wie konnte ich es nur so lange ohne ihn aushalten?

Das Tor öffnet sich. Jeff steht breitbeinig und mit verschränkten Armen da und beobachtet, wie ich hineinfahre. Toll! Zum Glück ist die Garage riesig und verzeiht mir meinen zu groß gewählten Einschlagwinkel. Ja, grins nur.

Jeff öffnet die Fahrertüre und reicht mir die Hand.

Jeff Runner, der Mann, bei dem alle Entspannungstechniken versagen, steht vor mir. Er umarmt mich und ich inhaliere seinen Duft, als würde mein Leben davon abhängen.

Gute Träume, schlechte Träume – alles löst sich auf.

»Du fühlst dich gut an«, flüstert er mir ins Ohr und krault mich mit den Fingerspitzen am Haaransatz im Nacken.

Es mag in der Garage kühl sein, aber mein Gesicht fühlt sich verdächtig warm an und in meiner Brust pocht es wild.

Bum di bum di bum. Für immer.

Bum di bum di bum. Und ewig.

Bum di bum. Macht mich dizzy.

Er macht einen halben Schritt zurück und betrachtet mein Gesicht wie ein Gemälde. Ich versuche mich an einem Mona-Lisa-Lächeln und schließe meine Augen.

Er haucht mir einen Kuss auf den rechten Mundwinkel und viele davon um die Kontur meiner Lippen, die vor Aufregung beben. Ich öffne meinen hungrigen Mund.

Seine Zunge schmeckt köstlich, und ich labe mich an dem Kuss wie eine Verdurstende. Er ist leidenschaftlich und weitet meine kleine Welt. Doch dann sind seine Lippen fort. »Lass uns ins Haus gehen, ja?«

Ich nicke und fühle mich benommen. War noch nicht bereit, den Kuss zu beenden.


Der Duft des Hauses schlägt mir förmlich ins Gesicht. Er erinnert mich an meine Waldläufe in den frühen Morgenstunden, wenn die Luft noch feucht und vom Duft des süßen Harzes geschwängert ist.

Jeff stellt die Reisetasche auf den Holzdielen ab, hilft mir aus der Jacke und verstaut sie in einer Garderobe, die sich hinter einer Front aus gebürstetem Edelstahl befindet.

Ich folge ihm drei Stufen hinunter in den Wohnbereich und blicke mich um. »Das ist also dein neues Zuhause.«

»Nicht mein Zuhause. Nur ein Haus.«

Ich schaue mich um. Bis zum Dachgiebel ist alles offen, und durch die gläserne Wand hat man einen herrlichen Ausblick in den Garten. Wenig Möbel. Ein Lederecksofa im Kubus-Stil, ein dazu passender Sessel, beides in schokoladenbraun und ein skurril anmutender Couchtisch. Der Fuß des Tisches war einst Teil eines Baumstammes, nun ragen zwei Edelstahlträger wie Arme heraus und stützen die daumenstarke Glasplatte. Ich schmunzle.

»Lach nicht. Er ist etwas Besonderes.«

»Das sehe ich.«

»Die Platte war ursprünglich auch aus Wurzelholz – Kirsche. Aber sie hat die Überfahrt nach Europa nicht überstanden. Den Fuß hat mein Großvater gemacht.«

»Wirklich?« Ich traue mich nicht, nach seinem Großvater zu fragen. Zu dieser Zeit könnte es im Süden noch Sklaverei gegeben haben.

Auf dem Sims über dem offenen Kamin lehnt ein gerahmtes Foto in Postkartengröße. Ich trete heran, um es zu betrachten, und stoße dabei gegen den Turm aus Büchern und Bilderrahmen, der neben dem Kamin gestapelt ist. »Oh, tut mir leid.«

»Das ist nur altes Zeugs.«

Ich gehe in die Hocke und schichte alles wieder aufeinander. »Du hast ein Familienalbum?«

»Ja …« Jeff kratzt sich am Kopf.

»Darf ich das mal anschauen?«

»Ähm, ja. Später … okay?«

»Gut. Sehr gut.« Ich erhebe mich wieder und betrachte das Bild auf dem Kaminsims. Drei Personen in Uniform, stehen vor einem Flugzeughangar, darunter auch Jeff. Die amerikanische Nationalflagge weht im Wind.

Jeff trägt ein Barett und strahlt über das ganze Gesicht. Die Person rechts von ihm ist hochdekoriert und wird wohl ein Admiral oder etwas Ähnliches sein. Der Mann zu seiner Linken schüttelt Jeff die Hand und hebt eine Urkunde in die Höhe.

»Da hatte ich meine Ausbildung zum Fallschirmjäger bestanden.«

»Wo ist das aufgenommen und wie alt warst du da?«

»Fünfundzwanzig. Die Schule ist in Fort Bragg, North Carolina.« Er tippt mit dem Zeigefinger auf meinen Admiral. »Ihn hab ich tatsächlich beim letzten Meeting in Washington getroffen.«

»Du siehst glücklich aus auf dem Bild. Vermisst du es, das Fallschirmspringen?«

»Unglaublich.«

Jeff Runner vermisst etwas! Ich möchte alles über ihn wissen: Wann er Masern hatte, wann seinen ersten Kuss und welche Zahnseide er benutzt. »Wer ist der andere?«

»Der Ausbilder.«

»Siehst du den auch noch?«

»Nein. Er ist wieder in die Staaten zurück.«

»Möchtest du auch wieder zurück? Irgendwann?«

»Ich will so schnell wie möglich nach Deutschland zurück.«

»Aber hast du gar keine Sehnsucht nach deiner Heimat?«

»Heimat?« Er spricht es aus wie ein Fremdwort. Schlimmer noch: wie ein Schimpfwort. »Mit siebzehn bin ich zur Army. Sie ist meine Familie. Ich habe mehr Jahre im Ausland verbracht als in den Staaten.«

»Aber dort sind doch deine Wurzeln.«

»Ich brauch keine Wurzeln. Ich fühle mich hier am wohlsten. In Europa.«

Wie ich es liebe, das zu hören. »Und deine Mutter?«, frage ich vorsichtig.

»Es geht ihr gut. Ich besuche sie zweimal im Jahr, an Muttertag und an ihrem Geburtstag.«

»Das ist gut.« Ich denke an meine Mutter und ein heißer Stich der Trauer durchfährt mich. »Und dein Vater?«

»Tot.«

»Das tut mir leid.«

Jeff schmatzt mir einen Kuss auf die Stirn. Ende der Fragestunde. Kapiert. Er dreht sich um und ich folge ihm in die Küche.

Eine massige Kochinsel bildet den Mittelpunkt der Küche. Sie wirkt, nein, ist ein Betonklotz, umrahmt von einem Tresen nebst Barhockern.

An der gegenüberliegenden Wand zeigt ein Monitor die Welt da draußen – viergeteilt. Die Straße vor dem schmiedeeisernen Hoftor, das Garagentor, die Haustüre und eine unscheinbare Stahltüre, wahrscheinlich auf der Rückseite des Hauses.

»Ich bin gerne über alles im Bilde. Was darf ich dir anbieten?«

»Tee wäre schön. Kann ich mich vorher ein bisschen frisch machen?«

»Natürlich. Komm mit.«

Ich folge ihm zwei Treppenaufgänge hoch bis unter das Dach ins Schlafzimmer. Durch die bodentiefen Fenster fallen die Strahlen der Nachmittagssonne auf das freiliegende Gebälk und tränken es mit Wärme. Holziger Duft liegt in der Luft und vermischt sich mit dem seines herben Aftershaves. Zusammen bilden sie eine märchenhafte Komposition.

Draußen im Garten wiegen die Tannen ihre Wipfel im Wind und zaubern ein herrliches Spiel aus Licht und Schatten in die tiefblauen Falten der Tagesdecke. Sie tanzen auf dem glänzenden Satin wie Wellen – Wellen wie auf der Oberfläche des Teichs in dem Vorgarten; eine romantische Vision, in die sich eine sehr hässliche grätscht: Die Gärtnerin räkelt sich in dem tiefen Blau der Decke und ihr blondes Haar wallt über alle Grenzen. Jeff bewegt sich über und in ihr.

»Alles in Ordnung?«

Ich zucke zusammen. »Ja.« Und wenn schon, denke ich. Ich werde dafür sorgen, dass er alle Gärtnerinnen der Welt begräbt.

Er nimmt meine Hand, führt sie zu den Lippen und küsst einen Fingerknöchel nach dem anderen. »Du bringst Leben in dieses Haus.«

Ich senke den Blick. Seine Hemdsknöpfe, aus hellem Perlmutt, schimmern durch meinen Tränenschleier wie Sternenlicht. Wenn du nochmal so etwas Schönes sagst, werde ich heulen, das schwöre ich.

»Ich geh runter und mach uns einen Tee. Dort drüben ist das Bad. Nehm dir alles, was du brauchst.«

Das Bad ist geradlinig, schlicht und elegant. Die champagnerfarbenen Frotteehandtücher, die akkurat an der Handtuchstange hängen, bilden den einzigen Kontrast zu den schiefergrauen Wänden. Auf dem Granit-Waschtisch führt eine langstielige rote Rose in einer Zylindervase ihr Solodasein.

Ich streiche über ihr samtenes Blatt. Es ist schrecklich, wie wohl ich mich hier fühle – inmitten seiner Dinge. Ich schiebe mit dem Fingernagel die Spiegeltüre des eingebauten Badezimmerschrankes zur Seite; rauchig-erdiger Duft strömt mir entgegen. Parfümflaschen, Rasierseife nebst Rasierpinsel und Mundwasser stehen fein säuberlich nebeneinander und – Zahnseide der Marke Meridol. Du Schnüfflerin.

Ich krame die Zahnbürste aus meinem Kosmetikbeutel heraus, drücke einen Strang seiner Zahncreme darauf und beginne zu putzen.

Das Videotelefon an der Wand summt. Bevor ich auf den grünen Knopf drücke, beuge ich mich weg vom Monitor, über das Waschbecken. Schaum tropft mir aus dem Mund.

»Magst du deinen Tee drei Minuten oder länger?«, tönt es aus dem Lautsprecher.

»Droi Minuden.«

»Gut. Lass dir Zeit.«

»Joo«, antworte ich, ›nein‹ denke ich.

Die Zeit ist zu kostbar.


Jeff lehnt lässig mit vor der Brust verschränkten Armen am Monsterbetonklotztresen, einen Fuß auf den anderen gelegt, und fixiert mich mit weichem, aber festem Blick, als ich durch den Türbogen in die Küche schreite. Zu gerne möchte ich glauben, er habe nur auf diesen Augenblick gewartet.

Im Katzenschritt schreite ich auf ihn zu. Er kreist mit dem Löffel in der Tasse und das kratzende Geräusch von Metall auf Keramik erfüllt den ganzen Raum.

Ich bleibe neben ihm stehen, stelle einen Fuß auf die Querstrebe des Barhockers und stoße mich davon ab. Es platscht, als ich mit dem Gesäß auf der Betonplatte lande. Die Kälte beißt sofort in meine Oberschenkel. Ich ignoriere es, spreize meine Beine um eine Handbreite und mein Rock rutscht noch ein Stück höher.

Auf Jeffs Gesicht erscheint ein verwegenes Lächeln. Er platziert seine Hände genau unterhalb des Rocksaums, und obwohl sie kühl sind, schießt mir die Hitze unter den Rock und meine Schamlippen zucken vor Lust.

»Mit uns stimmt etwas nicht«, sagt er. »Wir haben zwar miteinander geschlafen, aber wir hatten noch kein gemeinsames Dinner.« Sein Zeigefinger gleitet wie eine Raupe über den seidenen Strumpf und hinunter zum Knöchel. Ich kann die Zartheit der Berührung hören, um ein Vielfaches mehr jedoch spüre ich sie: Sie pritzelt wie ein Minifeuerwerk.

An der Spitze der Strümpfe findet die Reise ihr Ende. Warum hört er auf? Verzögerungstaktik, fällt mir dazu ein. Meine Augen flehen ihn an.

»Du hast mir noch keine Antwort gegeben.«

»Du hast mir keine Frage gestellt, Chérie.«

»Willst du, Sofia Sanders, mit Jeff Runner dinieren?«

»Ja«, hauche ich und es klingt wie die Antwort auf eine ganz andere Frage.


Das Restaurant ist ebenso nobel wie ungewöhnlich. Von der Decke hängen Bistrotische, komplett eingedeckt mit Besteck, Tellern, Gläsern, Salzstreuer und einem Blumenväschen, in dem sogar ein Gänseblümchen steckt: Alles auf dem Kopf herum.

Der Kellner nimmt die Bestellung auf und entfernt sich tänzelnden Schrittes zurück zur Theke. Die Schwänze seines Fracks flattern unanständig hinter ihm.

»Am Wochenende spielen hier manchmal Bands.« Jeff deutet hinter mich. »Dann wird alles weggeräumt, damit man tanzen kann.«

Du tanzt? Mit wem tanzt du, Chérie? Als hätte er meine Frage gehört, schüttelt er den Kopf und fügt hinzu: »Aber ich nicht. Ich bin ein lausiger Tänzer.«

Ich blicke über die Schulter. Auf der Bühne sind mittelalterliche Figuren in Lebensgröße aufgestellt, die miteinander gestikulieren: ein Dienstmädchen, eine Schankwirtin und ein Edelmann. Ich stelle mir vor, Jeff und ich würden hinter dem schweren Vorhang auf der Bühne verschwinden. Er würde mich nehmen, dass mir Hören und Sehen vergeht und beim Versuch, mich an dem Vorhang festzukrallen, würde dieser mitsamt Gestänge herunterkrachen. Meine Schamlippen werden ganz warm und flauschig bei dieser Vorstellung. Ich will ihn so sehr spüren!

»Warum schmunzelst du?«

»Ich schlage die Augen nieder. Es liegt auch immer an der Partnerin. Du tanzt bestimmt meisterlich.«

Er grillt mich mit seinem Blick, und mir ist, als ahne er meine Gedanken.

»Voilà, Madame, steak avec salade et saumon pour votre mari.«

»Merci, Monsieur. Très bien.«

»Bon appétit.«

Er hat ›votre mari‹ gesagt – ›Ihr Mann‹.


In atemraubendem Tempo fliegen seine Finger über die Zahlentastatur, um den Alarm an der Verbindungstür von der Garage zum Haus zu deaktivieren. Er schwingt sie auf und die Deckenbeleuchtung spendet ein bläuliches Licht, das den schlauchförmigen Gang spärlich erhellt.

»Bitte nach Ihnen, Madame.« Jeff lächelt verschmitzt und verbeugt sich wie ein Diener.

»Natürlich«, entgegne ich, gespielt distinguiert.

Die Schritte hallen gespenstisch von den nackten Wänden wider. Ich balle meine rechte Hand zur Faust und grabe meinen Daumen zwischen Mittel- und Ringfinger.

Die Luft pfeift aus meinen Lungen, als mich Jeff bei den Schultern packt und mich gegen die Betonwand donnert. Mir entfährt ein Schrei und meine Handtasche knallt zu Boden. Er stößt seine Zunge zwischen meine Lippen, bohrt sie in meinen Mund. Zugleich fährt seine Hand zwischen meine Beine. Ich stöhne. Animalisches Verlangen überflutet mich. Sein Penis drückt wie ein Hammer auf meinen Bauch.

»Dein Blick im Restaurant hat dich verraten, Baby.«

»Aaaa?« Wo bin ich?

Er zerrt an meinem Slip. ›Riiitsch‹.

Ich spreize meine Beine. ›Riiitsch‹.

Das war die Gehfalte des Rocks.

Er pumpt seine langen Finger in die feuchte Scheide. Pumpt. Pumpt. Pumpt. Bei jedem Stoß reibt er mit dem Daumen über die Klitoris, als wäre sie das Köpfchen eines Streichholzes und entfacht ein Feuer.

»Oooh … oooh!« Ich halte mich an seinen Oberarmen fest und suche seinen Mund, spüre aber nur seinen heißen Atem an meinem Hals. Er rafft meine Haare zusammen und zieht daran. Mein Kopf reißt nach hinten und gleich darauf graben sich seine Zähne in meine linke Halsseite. Gierig, aber nicht gefühllos.

»Meeehr, meeehr!« Ich keuche, reite auf seinen Fingern wie auf Flammen. Sie lecken an mir, wollen mich verzehren.

Ein Feuertanz. Ein Freudentanz.

»Ja, Baby, komm für mich, komm für mich, Baby.«

In meinem Innern tobt der lustvolle Kampf zwischen Schmerz und Befreiung. Mein Stöhnen geht in Geheul über und klingt in dem Gang wie eine Sirene. Endlich sinkt mein Kopf auf seine Brust.

Zwei Traumgestalten in einer Traumwelt.

Jeff streicht mir über die Haare. Nach einer Weile sagt er: »Deine Augen. Sie haben diesen …«

»Diesen was?«

»Na ja, diesen –« Er schaut zur Decke, als hingen dort die Worte, »diesen Schlafzimmerblick. Sehr apart.«

»Schlafzimmerblick?« Mehr ein Protest denn eine Frage.

Jeff bückt sich nach der Handtasche. »Lass uns reingehen.«


Wir stehen vor dem Spiegel im Badezimmer und lassen uns nicht aus den Augen.

Wir gehören zusammen wie Tag und Nacht. Ob er das auch so empfindet?

Jeff öffnet seine Manschettenknöpfe, legt sie auf den Waschtisch und streift sich das Hemd von den Schultern. Seine Bewegungen haben all die Grazie, die ein Mann nur haben kann. In seinem asymmetrisch geschnittenen Unterhemd wirken Bizeps und Deltamuskel wie gemeißelt. Das sind die Bilder, die sich ins Hirn fressen. Auch diese fallen in die Truhe der Erinnerungen.

Jeder Zentimeter seines Körpers ist ein Augenschmaus und jeder einzelne davon wird mir gehören. Ganze einhundertneunzig.

Er weiß, dass ich ihn beobachte, aber ich gebe mir den Anschein, als sei das alles ganz alltäglich für mich, und entkleide mich mit falscher Seelenruhe.

Als ich nur noch im Spitzenslip dastehe, tritt er an mich heran, legt den Zeigefinger unter mein Kinn und hebt es an, bis sich unsere Blicke treffen. Seine Augen glänzen wie dunkler Rauchquarz und kreisen auf meinem Gesicht wie ein Adler auf Suchflug. Was sucht er?

Schließlich nickt er, als hätten wir ein ausgiebiges und zufriedenstellendes Gespräch geführt. »Wollen wir?«

Ich ziehe mir rasch den Slip aus und folge ihm in die Dusche.

Der Schiefer, mit dem sie ausgekleidet ist, verleiht ihr etwas Höhlenhaftes. Jeff stellt die Temperatur des Wassers ein, und aus der riesigen, eckigen Überkopfbrause prasselt es auf uns wie ein Regenguss im tropischen Regenwald.

»Du weißt, was jetzt passieren wird.« Ich drücke aus dem Seifenspender ein duftendes Bergchen Kokosschaum von seidiger Konsistenz in meine Handfläche.

»Ich werde mich nicht wehren.«

Ich verstreiche das duftende Etwas auf seinem Nacken, verteile es auf seinen Schulterblättern und folge der Wölbung seines Rückgrats bis zu seinem Po. Dort lasse ich meine Hände ruhen.

Er tritt von einem Bein aufs andere und seine Gesäßmuskeln tanzen mit. »Wird das ein Regengentanz?« Ich versuche, in seinen Hintern zu kneifen, rutsche aber ab; seine Pobacken sind fest, wie zwei Volleybälle.

»Mir ist nach etwas ganz anderem zumute.«

»Mir auch.« Ich gehe eine Nuance in die Knie und schließe meine Lippen um seine Brustwarzen.

Er zuckt zusammen, als würde ich ihm Stromstöße versetzen. Ich möchte all deine empfindsamen Stellen entdecken, Chérie. Abwechselnd sauge ich an ihnen, bis sie so hart wie zwei Süßkirschkerne sind. »Das gefällt dir, hm?«

»Oh, goood.« Er legt seinen Kopf in den Nacken. Das Wasser strömt über sein Gesicht, und es glänzt wie nasser Bernstein. Er öffnet den Mund. Er sieht absolut sexy aus.

Meine Hände folgen der perfekten Rundung seiner Pobacken, bis ich die nassen Härchen in seiner Pospalte spüren kann. Mit der rechten Hand gleite ich nach vorne und liebkose seine Hoden. Sie fühlen sich an wie zwei Passionsfrüchte – zwei kochende.

»Baby, uuuh …, du machst das fantastisch!« Er kreist mit der Hüfte und sein Penis streift dabei immer wieder über meinen Bauch.

Schließlich packe ich seinen Schwanz. Er ist stramm wie eine dicke Wurzel. Meine Hand gleitet am Schaft entlang, quälend langsam, quälend sanft. In meiner anderen Hand zucken seine Hoden wie zwei Vögelchen. Jeff schiebt seine Lenden vor und zurück. Ich liebe seine Aufregung. »Du magst das, ja?«

»Himmel, jaaa …«

Ich beuge mich hinunter und lecke genüsslich über seine Eichel. Er flucht köstlich. Seine Beine beginnen zu zittern und er hält sich an der Haltestange fest. Am liebsten würde ich hemmungslos über ihn herfallen, aber ich ziehe ihn nur am Nacken zu mir und bohre meine Zunge in seinen Mund. Schließlich lasse ich von ihm ab, tänzle mit der Zungenspitze über Kinn, Hals, Brust, Nabel und weiter, bis ich seine Eichel im Großformat vor meinen Augen habe. Mir läuft buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Ich lecke und lutsche an ihr, als wäre es eine Delikatesse, und mein Unterleib schnürt sich vor Lust zusammen.

»Verdammt, Baby, du machst mich verrückt.« In seiner Stimme liegt ein Hauch von Verzweiflung und das gefällt mir, aber er hat nun ein Recht auf mehr, finde ich.

Das Wasser spült meine Gedanken fort und ich stülpe meine Lippen über seine Eichel. Sein Schwanz versinkt in meinem Mund und ich spiele eine imaginäre und zauberhafte Melodie, wie auf einer Flöte.

Me.Lo.Disch. Har.Mo.Nisch. Singen sollst du. Singen.

Jeff verliert beinahe den Halt unter den Füßen und klammert sich weiter oben an der Stange fest. Mit der anderen Hand fixiert er meinen Hinterkopf und schiebt sich noch tiefer in meinen Mund. »Jaaa, oh my god!«

Ich presse meine Handflächen gegen seine Oberschenkel, um ihn zu bremsen, doch er protestiert sofort und beginnt wieder mit seinem Du-machst-mich-verrückt-Regentanz, dabei gibt er knurrende, halb stöhnende Laute von sich. Er ist meiner Melodie schon weit voraus.

Dampfschwaden hüllen uns ein und steigen auf wie aus einem Kraftwerk. Das Wasser brodelt. Jetzt geht es nicht mehr um raffinierte Spielvarianten.

In atemberaubender Geschwindigkeit spiele ich das Finale mit allem, was mir zur Verfügung steht: Hand, Zunge, Gaumen.

Er taktet. Fortissimo. Meine Lippen fühlen sich wie aufgeschäumt an und mir ist siedend heiß. Würde er mich jetzt berühren, so würde mein Orgasmus gegen die Wand klatschen.

Jeff stößt seine Lust in meinen Rachen.

Er hält inne. Stößt zu. Einmal. Noch einmal.

Sein Liebessaft schießt in meinen Mund und aus seinen gutturalen Lauten schält sich eine Arie heraus, die im Bad schallt und in meinen Ohren klingelt. Ich hebe meinen Blick. Er hat den Kopf in den Nacken gelegt und brüllt. Das Wasser prasselt in seinen Mund. Er gurgelt und lacht. Ich lache mit ihm.

Unzählige Glückströpfchen sprudeln auf uns herab und ich frage mich: Wie nur kann ich sie festhalten?

Du

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