Читать книгу Die Welt im Viertel - Cord Buch - Страница 24
Erster Gipfeltag, 10:00 Uhr
ОглавлениеAm Rande des Sperrgebietes residiert die Hamburger Staatsanwaltschaft. Im dritten Stock erblickt Jensen neben einer der zahlreichen Türen ein Plexiglasschild mit der Aufschrift Staatsanwalt Müller. Er klopft an und tritt ein. Moser befindet sich bereits im Büro des Staatsanwaltes; die beiden sind in ein lebhaftes Gespräch vertieft.
»Moin«, grüßt Jensen.
Der Staatsanwalt unterbricht seine Unterhaltung mit Moser abrupt und wechselt übergangslos das Thema.
»Gut, fangen wir an. Herr Moser, wie ist der Stand?«
Moser streicht sich, wie gewöhnlich, wenn er sich konzentriert, über seine Stoppelhaare. Über Nacht hat sich nichts Neues ergeben, ihm fällt die Zusammenfassung leicht. Müller ist unzufrieden.
»Wieso ist bei der Fahndung nichts herausgekommen?«
»Der Täter muss unerkannt aus dem abgesperrten Gebiet herausgekommen sein. Wie, wissen wir nicht.«
»Haben Sie die Wohnungen durchsucht? Jede? Keller und Dachböden?« Der Staatsanwalt wird entgegen seiner Gewohnheit laut. »Haben Sie wirklich alles überprüft? Auch die Wohnungen, deren Tür nicht geöffnet wurden? Mit der Begründung Gefahr in Verzug können Sie sich überall Zutritt verschaffen.«
»Herr Müller, ich habe die Einsatzkräfte vor Ort angewiesen, genau so vorzugehen.«
Staatsanwalt Müller übergeht Mosers Antwort und wendet sich Jensen zu.
»Haben Sie etwas zu ergänzen?«
»Wir haben einige Merkwürdigkeiten im Umfeld der Toten entdeckt. Na ja, Merkwürdigkeiten nicht direkt, aber Fakten, die uns Fragen stellen lassen.«
»Kommen Sie zur Sache, Herr Jensen!«
Der gestrige Tag hat hörbar an den Nerven des Staatsanwalts gezerrt.
»Die Ermordete hatte engen Kontakt zu einem Mann aus einem Fall, in dem sie ermittelt hat. Und sie hat sich mit dem Tod des jugendlichen Demonstranten beschäftigt, der vor wenigen Tagen verstorben ist.«
»Herr Jensen!« Müllers Nerven liegen blank. »Hier geht es um einen politischen Mord, einen Anschlag auf unseren Staat und das Gemeinwesen! Deshalb ist der Staatsschutz und Herr Moser federführend! Sie sollen zuarbeiten, nicht neue Theorien entwickeln!«
Die wütende Ungeduld des Staatsanwalts nervt Moser, der sich nicht erinnern kann, in den letzten Jahren seinem Kollegen Jensen einmal zur Seite gesprungen zu sein. Doch jetzt tut er es.
»Genau das macht Herr Jensen. Es ist wichtig, dass wir alle Aspekte und Facetten betrachten, dass wir uns ein vollständiges Bild von dem Opfer machen.«
»Von mir aus, tun Sie das. Aber fassen Sie schnell den Täter.«
»Daran arbeiten wir.«
Den sarkastischen Unterton in Mosers Antwort überhört der Staatsanwalt willentlich.
»Sprechen Sie mit Ihrem Kontaktmann beim Verfassungsschutz; die sollen sich umhören, wie die Szene auf den Mord reagiert. Morgen sehen wir uns wieder, und hoffentlich mit positiven Ergebnissen. Erfolgreichen Tag, die Herren.«
Jensen und Moser verabschieden sich.
»Ach ja, noch etwas,« ruft ihnen der Staatsanwalt nach. »Ich habe mit der Richterin gesprochen. Sie bekommen jeden Durchsuchungsbeschluss, den Sie brauchen. Also seien Sie nicht zimperlich. Alles, was hilft, den Mörder zu fassen, werde ich veranlassen.«