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ОглавлениеAls Martha, Trixi und Roswitha zurück auf die Terrasse kommen, ist ein weiterer Tisch besetzt. Uwe Zwingel sitzt neben dem Präsidenten des Golfclubs. Goldmann wirkt nervös; dass er schon am Vormittag ein Glas Wein trinkt, irritiert Martha, andererseits kennt sie ihn nicht besonders gut. Sie hat ihn nur einmal außerhalb des Golfclubs gesehen. Das war beim letzten Fest ihrer Zeitung in der alten, mittlerweile für Feierlichkeiten und Ausstellungen zweckentfremdeten Rotation. Damals stand Goldmann lange mit ihrem Chefredakteur zusammen und redete auf ihn ein. Genau wie jetzt auf Zwingel.
»… hinter dem Caddyhaus …«, dringt es zu Marthas Tisch herüber.
Natürlich, die beiden reden über den Toten. Und wahrscheinlich nicht nur die, geht es Martha durch den Kopf. Der Tote wird bei allen Clubmitgliedern heute wahrscheinlich Gesprächsthema Nummer eins sein.
»Dieses Schwein hat es verdient …« Kaum hat Goldmann die Worte gezischt, senkt er seine Stimme und redet leise weiter.
Marthas Neugierde ist jedoch geweckt. Sie spitzt die Ohren, aber versteht nichts mehr. Stattdessen beobachtet sie, wie Goldmann aufgeregt auf Zwingel einredet. Etwas muss ihn aufgebracht haben. Der Tote? Seine hektischen Bewegungen |56|sprechen Bände, die roten Flecken auf den Wangen erst recht. Martha stupst Trixi an.
»Hast du eine Ahnung, was Goldmann gegen unseren Toten hat?«
Achselzuckend dreht sich Trixi zu den beiden um. Goldmann und Zwingel stecken die Köpfe dicht zusammen und reden so leise, dass man kein Wort mehr versteht.
»Nee, ich hab keinen Schimmer, was Goldmann mit Broderich zu tun hat. Vielleicht meinte der mit Schwein auch was ganz anderes. Letztes Jahr gab es doch die vielen Wildschweine hinten auf dem Platz. Hat der Zwingel uns doch letzte Woche beim Training erzählt.«
»Ich weiß nicht«, zweifelt Martha. Dieses Verhalten passt nicht zu Goldmann. Der Präsident des Isernhagener Golfclubs ist stets auf einen perfekten Eindruck nach außen bedacht. Laute Flüche passen nicht dazu. »Was weißt du eigentlich über unseren Präsidenten?«
Trixi legt, ohne zu zögern, los: »Kennst du den GM-Baumarkt im Gewerbegebiet von Altwarmbüchen? Goldmann-Baumarkt. Der gehört ihm. Er ist einer der großen Arbeitgeber hier in der Region. Ihm gehören auch noch Baumärkte in Burgdorf, Altwarmbüchen, Lehrte und Celle. Alle laufen schon in zweiter Generation bestens.« Trixi streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Er gehört übrigens zu den Gründungsmitgliedern dieses Golfclubs. Das muss so etwa dreißig Jahre her sein.«
»Der Baumarkt in Celle ist ganz in der Nähe vom Stadtarchiv. Das war der Erste. Goldmanns Vater hat ihn kurz nach dem Krieg aufgebaut. Damals hieß das noch Baustoffhandel. |57|Wenn ihr die genaue Jahreszahl braucht, kann ich sie euch besorgen.«
»Du kennst dich mit Baumärkten aus?« Trixi verschluckt sich fast an ihrem Cappuccino und starrt Roswitha überrascht an.
»Tja, man lernt nie aus«, kichert Roswitha, die endgültig zu ihrer heiteren Grundstimmung zurückgefunden hat. Den GM-Baumarkt in Celle kennt sie, weil er auf dem Fundament der ehemaligen Molkerei gebaut wurde. Roswitha, genauer gesagt die Historikerin Doktor Roswitha Neumann, arbeitet seit einem Jahr an einer Dokumentation über die Zerstörung der Celler Innenstadt während des Zweiten Weltkrieges.
»Und was macht Goldmann privat?« Martha wirft Trixi einen erwartungsvollen Blick zu. Bei solchen Fragen kann sie sich in der Regel auf ihre Kollegin verlassen – und tatsächlich, wie aus der Pistole geschossen, kommt die Antwort.
»Er ist in dritter Ehe verheiratet und hat vier Kinder. Er wohnt in Isernhagen in einem umgebauten Fachwerkhaus hinter der Kirche.«
Roswitha gackert wie ein Huhn. »Du bist ja bestens informiert.«
»Das ist mein Job.«