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Verdeckt von Wacholderbüschen schleicht Felix sich noch dichter an das Haus heran. Plötzlich wird das Vogelgezwitscher durch die Geräusche eines herannahenden Fahrzeugs übertönt. Felix drückt sich tiefer in den Busch. Lange, spitze Dornen bohren sich in seine Schulter. Die Stiche der Schlehe bluten bereits, als der schwarze Mercedes in sein Sichtfeld kommt.

Felix versucht einen Blick ins Innere des vorbeifahrenden Autos zu erhaschen, doch die Scheiben sind verspiegelt. Er robbt noch dichter ans Haus heran. Geduckt bleibt er schließlich liegen und lauscht.

|62|Der Straßenbelag, über den das Fahrzeug im Schritttempo fährt, hat gewechselt. Kies knirscht jetzt unter den Reifen des langsam dahinrollenden Autos. Das Geräusch wird lauter. Jetzt muss das Auto gleich am Haus sein – und richtig, der Mercedes bremst. Felix geht für einen Moment aus der Deckung. Die Limousine parkt direkt vor der Eingangstür des ehemaligen Landschulheims.

Felix duckt sich wieder. Als er hört, wie der Motor ausgeschaltet wird, wagt er sich erneut mit dem Kopf aus dem Gebüsch heraus. Er sieht den Blonden mit der 18 auf dem Rücken die hintere Wagentür öffnen. Kaum lässt der den Türgriff los, schlägt er die Hacken seiner Füße zusammen. Mit nach vorn ausgestrecktem Arm grüßt er: »Heil Hitler.«

»Lass das. Das möchte ich nicht«, hört Felix eine feste sonore Männerstimme daraufhin sagen.

Felix hebt die Kamera. Im Sucher seiner Digitalkamera sieht er kräftige Beine in grauer Anzughose. Schließlich schiebt sich ein gewaltiger Bauch aus dem Auto. Felix zoomt so dicht heran wie möglich. Der Kopf erinnert ihn von der Seite an einen Raubvogel. Die Nase hat einen ausgeprägten Höcker. Immer wieder drückt Felix auf den Auslöser. Vor Aufregung hat Felix einen ganz trockenen Mund. Los, dreh dich um, damit ich dich von vorne bekomme. Felix’ Wunsch erfüllt sich fast augenblicklich. Der Mann bewegt sich, allerdings in die falsche Richtung. Außer dem breiten Rücken und dem kahlen Hinterkopf ist nichts von ihm zusehen.

»Abgelegen hier«, raunzt der Besucher jemandem zu, der außerhalb von Felix’ Sichtfeld steht.

»Das soll auch so sein, mein Lieber. Herzlich willkommen in unserem neuen Schulungszentrum.«

|63|Die tiefe Stimme scheint aus dem Nichts zu kommen. Für einen kurzen Moment schiebt Felix seinen Kopf aus der Deckung. Ein großer, schlanker Mann mit spitzer Nase und Schnauzer im grauen Zweireiher. Das hätte er sich auch gleich denken können, geht es Felix durch den Kopf. Wörstein.

Felix reckt seinen Kopf noch ein wenig höher. Er sieht, wie der hoch gewachsene Anwalt seinem Gast auf die Schulter klopft.

»Prima Objekt. Niemand kann sich dem Haus nähern, ohne dass wir es bemerken.«

Felix grinst und drückt wieder auf den Auslöser der Kamera.

»Du wirst dich noch wundern, wenn die Bilder im Netz sind«, murmelt er. Jetzt fehlt nur noch das Foto von dem Dicken. Von hinten hat er ihn schon, von der Seite auch, fehlt nur von vorne. Felix wartet. Das Gesicht des Besuchers ist immer noch verdeckt. Nur Wörsteins spitze Nase und der Schnauzer sind gut zu erkennen. Jetzt! Felix atmet tief ein. Tatsächlich, der Dicke dreht sich um.

Felix drückt auf den Auslöser. Nichts. Scheiße. Der Chip seines Fotoapparates ist voll. Verdammt! Immer wenn es wichtig wird, fallen die Geräte aus. Zum Glück hat er einen zweiten Speicherchip dabei.

Felix hört Türen schlagen, während er fieberhaft an seinem Fotoapparat hantiert. Gerade ist der Apparat wieder betriebsbereit, als ein Zweig hinter ihm knackt. Felix kann aus dem Augenwinkel noch sehen, wie ein Baseballschläger auf ihn niedersaust, dann landet er mit dem Kopf im Schlehengebüsch.

Tödliche Offenbarung

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