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Оглавление»Die brauchen uns wohl nicht mehr. Dann fahr ich jetzt nach Hause.« Roswitha Neumann gähnt und steht auf. »Tschüssi. War ein aufregender Vormittag. Ich brauch jetzt erst einmal meine Ruhe. Heute Abend bekomme ich noch Besuch. Wir sehen uns …«
Martha winkt Roswitha zum Abschied, als die Stimme von Goldmann sie zusammenzucken lässt.
»… der wollte uns fertig machen, das sage ich doch die ganze Zeit.«
Zwingel sieht sich erschrocken um. Sein Blick bleibt auf Martha kleben.
»Prima Schlag vorhin.« Seine Lippen verziehen sich zu einem falschen Lächeln. »Das wird schon noch.«
»Danke, das hoffe ich auch.«
Kaum hat sich Zwingel wieder umgedreht, flüstert Martha Trixi zu: »Hast du eine Idee, was die beiden miteinander zu tuscheln haben?«
|60|Trixi zuckt mit den Schultern.
»Keine Ahnung, aber das werde ich herausbekommen. Ich rufe nachher bei Jean Claude an.«
Trixis begnadeter Friseur ist die Hauptinformationsquelle für den Klatsch und Tratsch, den sie in ihrer wöchentlichen Kolumne »Leute von heute und morgen« verarbeitet.
»Goldmanns Frauen, die aktuelle und seine erste Ex gehen regelmäßig zu ihm. Jean Claude muss nur darauf achten, dass sie sich nie im Laden begegnen.«
»Und der Tote, was weißt du über den?«
»Nur das, was ich vorhin schon gesagt habe. Ich habe einen großen Bogen um Broderich gemacht.«
»Das hast du vorhin nicht gesagt.«
»Man will ja nichts Schlechtes über Tote sagen. Aber der war mir echt zu schmierig. Das musst du dir mal vorstellen«, empört sich Trixi. »Steht der da letztes Jahr bei uns im Redaktionsflur und schnalzt mit dem Finger: ›Kleine, willst du mit mir nicht zusammen was … machen?‹ Den Augenaufschlag hättest du dabei sehen sollen. Widerliches Arschloch.«
Trixi holt tief Luft. »Noch schlimmer als seine Anmachversuche sind jedoch seine Onlineplattformen.«
Die Onlineplattformen. Das ist ein Thema für sich. Drei kennt Martha auch. Isernhagen-online, Burgdorf-online und Burgwedel-online. Diese Seiten benutzte Broderich in den letzten zwei Jahren ungeniert für persönliche Hetzkampagnen. Dabei scheute er vor keiner Manipulation zurück. In Burgwedel-online hatte er gegen den Bau eines neuen Baumarktes Meinungsmache betrieben, obwohl die Bauvoranfrage schon vom Bürgermeister und der Mehrheit des Stadtrates abgenickt worden war. Statt sich vor der Kommunalwahl |61|selbst zu entscheiden, hatten sich die Politiker auf eine Bürgerbefragung eingelassen und das Projekt nach hinten geschoben. Mit zwei Jahren Verzug ist es dann schließlich umgesetzt worden. Goldmann wird Broderich dafür nicht gemocht haben, da ist sich Martha sicher. Aber sie hat auch noch in einem anderen Zusammenhang von Broderich gehört. Martha geht in Gedanken die Schlagzeilen der letzten Wochen durch. War da nicht etwas mit …
»Möchten Sie noch etwas trinken?« Die Kellnerin steht mit ihrem Tablett neben dem Tisch der beiden Frauen.
»Nein, danke.«
Martha verzieht das Gesicht. Jetzt hat sie den Faden verloren. Irgendetwas ist da noch mit Broderich gewesen. Sie muss Mittenwald unbedingt danach fragen. Das Gedächtnis ihres Chefredakteurs ist im Gegensatz zu ihrem phänomenal.