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Die pädagogische Wirkung

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Schweigen hilft lernen

Sicher kennen Sie den Ausdruck »Kunstpause«. Gute Redner verwenden sie meist ganz unbemerkt. Was wir bemerken, ist lediglich: »Ich kann ihm gut folgen! Ich verstehe alles!« Das liegt nicht an dem, was er sagt. Sondern an dem, was er nicht sagt:


Menschen haben ein viel geringeres Aufnahmevermögen, als wir zumeist annehmen. Sie brauchen Pausen, um das Gesagte zu verarbeiten. Geben Sie sie ihnen. Reichlich.

»Mach deine Hausaufgaben räum dein Zimmer auf stell dein Rad in die Garage und hilf mir danach beim Abwasch!« Wenn ich Mütter (analog: Vorgesetzte) auf diese Weise ohne Punkt und Komma im Maschinengewehr-Stakkato Anweisungen abfeuern höre, habe ich großes Mitleid. Mit der Mutter. Denn sie hat ein Kind geboren, ohne die mitgelieferte Bedienungsanleitung gelesen zu haben. Nicht einmal erwachsene Menschen können sich vier schnell hintereinander aufgezählte Tätigkeiten merken, geschweige denn sie gedanklich verarbeiten.

Wer schweigt, hilft

Beim Kaffeeklatsch beklagte sich eine junge Mutter bei ihrer Freundin, in deren Haus das Treffen stattfand: »Deine Kinder machen so ziemlich alles, was du sagst! Sind meine etwa blöd, oder was?« Nein. Nicht die Kinder. Auch nicht die Mutter. Sie hat bloß nie gelernt, wie man pädagogische Pausen setzt. Die Mutter mit den Musterkindern nämlich würde dieselbe Aufgabenliste wie folgt aufgeben: »Mach bitte erst deine Hausaufgaben.« Pause. Blick ins Gesicht des Sprösslings: Hat er es kapiert? Registriert? Hat er Fragen dazu? Nein? Zeigt er ausreichend große Zustimmung zu der Aufgabe? Dann weiter.


Wer Pausen macht, denkt mit und regt zum Mitdenken an.

Als ich diesen Tipp einmal einem Vorgesetzten gab, erwiderte dieser: »Ach, meine Mitarbeiter wissen schon, was ich von ihnen erwarte. Und so viel Zeit habe ich ja auch nicht. Time is money!« Wie Manager so reden, wenn sie nicht zu schweigen gelernt haben. Ich fragte daraufhin (in Abwesenheit des Vorgesetzten) die Mitarbeiter. Die sagten mir: »Wir kriegen meistens nur die Hälfte mit von dem, was er will. Aber er wiederholt sich ja oft genug.« Man kann sich vorstellen, welche Achtung dieser Vorgesetzte bei seinen Mitarbeitern genießt. Er wird als Mann betrachtet, dessen Wort nicht viel wert ist. Weil er ohne Punkt und Komma redet. Respekt bekommt er von ihnen nicht – und das beruht auf Gegenseitigkeit. Denn das ist eine der erschreckendsten Konsequenzen der ungebrochenen Plappersucht in Management, Politik und Gesellschaft: die chronische Aushöhlung des gegenseitigen Respekts.

Einfach mal die Klappe halten

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