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Herbstanfang (21. September)

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Erntedank – Herbsttagundnachtgleiche

Dank für die Ernte

…Beginn der dunklen Jahreszeit….

...allmählicher Übergang von Wachstum und Geburt zu Sterben und Tod….

…Rückzug der Natur ins Innere der Erde….

Die Ernte ist abgeschlossen. Wenn es ein gutes Jahr war, sind die Speicher gefüllt. Wir haben Sonne, Kraft und Energie getankt, um in die dunkle, kalte Jahreszeit zu gehen. Unsere Dankbarkeit über die Ernte mag durchsetzt sein mit Wehmut. Fallende Blätter, sterbende Pflanzen, die Schmetterlinge fliegen vielleicht ein letztes Mal im für noch wenige Stunden am Tag warmen Sonnenlicht. Wenn wir einer Biene zuschauen, wie sie schon leicht benommen die letzten Blüten sucht, mögen wir darüber sinnen, wie lange sie wohl noch zu leben hat. Hatten wir ein schwieriges Jahr bisher, sind unsere inneren oder äußeren Speicher nicht gefüllt, so mögen wir vielleicht sogar mit Angst und Sorge der kalten, dunklen Jahreszeit entgegenblicken. Es ist wichtig, auch dies wahrzunehmen, es zuzulassen, vielleicht ganz bewusst diesen dunklen Teil in uns der noch wärmenden Sonne entgegenzuhalten. Wir merken wie die Tage kürzer werden, morgens beim Aufstehen ist es nun wieder dunkel, die Luft ist zum Teil schon schneidend kalt. Aber die Wärme der Mittagssonne versöhnt uns noch einmal, gibt uns etwas Aufschub. Noch einmal können wir dankbar Wärme und Licht tanken, während wir die Herbstfarben genießen. In vorchristlicher Zeit, vor allem auch in der Zeit bevor die Menschen mit Ackerbaukulturen sesshaft wurden, war dieses Ritual wohl viel stärker der Vorbereitung einer Begegnung mit der dunklen Kraft gewidmet. Die Vorbereitung auf die dunkle Jahreszeit, das Wappnen gegen Sterben und Tod, der damals unterstützt von Kälte, Hunger und Krankheiten nicht nur Pflanzen und Tiere sondern auch uns Menschen in der dunklen Jahreszeit drohte, mag früher wie heute leichter erscheinen, wenn man noch gestärkt und gefüllt von Sonne und Kraft des Sommers ist. Heute, sei es geprägt durch das Christentum oder durch unsere Wurzeln in der ackerbaulichen Kultur, ist das Fest vor allem ein Erntedankfest geworden. Wir danken für die reiche Ernte, für volle Vorratskammern und Speicher. In einer Zeit und Gesellschaft, in der wir nicht von Hunger und Kälte bedroht sind, macht es Sinn zurückzuschauen: wofür können wir dieses Jahr dankbar sein? Welche Fülle wurde uns geschenkt? Oder vielleicht auch: was ist nicht in Erfüllung gegangen? Fehlt es uns wirklich, brauchen wir es wirklich? Oder ist es vielleicht gut so, wie es ist und ist so dieses Nicht-in-Erfüllung gehen vielleicht auch ein Stück Ernte? Wir machen uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, so reich zu sein, wie wir es sind. Dass zu anderen Zeiten aber auch an anderen Orten, Menschen gerade jetzt bangend dem Winter entgegenschauen, der sie mit Hunger und mit Kälte oder Durst bedroht. Das mag viele unserer Ängste in Perspektive setzen, mag Dankbarkeit aufkommen lassen für die Fülle und den Reichtum, den wir haben.

Vorschlag zum Ritual: Wir suchen uns einen Platz in der Natur, wo wir den Herbst spüren können. Sei es auf einer Wiese mit einigen letzten Blüten, oder im Wald, wo wir den fallenden Blättern zuschauen, oder am Waldrand, wo wir die goldenen Blätter des Herbstes genießen. Wir setzten uns und konzentrieren uns auf unsere Ernte in diesem Jahr. Was wurde uns geschenkt, wofür können wir dankbar sein? Wir betrachten die herbstlichen Farben, betrachten diesen Prozess des Vergehens und fühlen in uns hinein, was das mit uns zu tun hat. Ist dort Wehmut, Angst, Sorge vor Tod, vor Krankheit, vor der dunklen Jahreszeit? Wir versuchen beides, die Dankbarkeit über die Ernte, aber auch die dunklen Gefühle in uns nebeneinander stehen zu lassen. Wir geben beidem Raum, ohne es zu werten, ohne anzuhaften, ohne abzuwehren. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch die herbstliche Natur und sammeln Symbole für unsere Ernte, aber auch für die dunklen Gefühle in uns. Wir tragen diese Ernte zusammen. Ein Feuer wärmt uns, und wir verzehren die reichlich mitgebrachten Speisen.

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