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Bauarbeiter sind keine Konzertgänger

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Auf seinen Konzerten wurde Herr Carl stets von seinen Fans gefragt: “Carli, wann wird denn endlich dein Konzerthaus fertig.” Herr Carl war bei seinem Publikum inzwischen so beliebt, dass niemand ihn mehr anders nannte als “Carli”. Und natürlich interessierte sich nicht nur Carlis Publikum. Auch er selbst wollte naturgemäß wissen, ob die Arbeiten an seinem künftigen Arbeitsplatz nun endlich flott vorangingen. Um etwaige, unnötige Verzögerungen zu erkennen und nötigenfalls zu unterbinden, ist Carli also zur Baustelle gefahren, hat sich durch den Bauzaun gezwängt und die Baustelle gründlich inspiziert. Das war kein Zuckerschlecken. Schon am Bauzaun hat Carlis fliederfarbener Anzug einen rostroten Fleck abbekommen. Auch seine feinen, beigen Wildlederschuhe waren für den Baudreck nicht geschaffen. Zudem war es nicht leicht, zwischen den Gerüsten und halbfertigen Räumen überhaupt bis zur Orgel vorzudringen. Vor allem, weil ihn unterwegs Bauarbeiter mehrfach verscheuchen wollten. Eigentlich hätten sie gar nicht mehr da sein dürfen, die Bauarbeiter. Um allerdings weitere Verzögerungen beim Konzerthausbau zu vermeiden, arbeiteten Bauarbeiter und Orgelbauer parallel. Maurer und Zimmerleute werkelten noch am Saal, während die Orgel bereits montiert wurde. Leider waren nun aber just die Konzerthaus-Bauarbeiter keine großen Konzertgänger. Die klassische Musikszene war ihnen völlig fremd. Sie kannten keinen Herrn Carl, geschweige denn einen Carli. Sie kannten nur ihre Vorschriften. Deshalb hat der hünenhafte und derbe Polier Heinzelmann den Konzerthausorganisten Carli schließlich am Schlafittchen gepackt und nach draußen befördert. Dabei hatte sich Carli sogar bereit erklärt, ganz vorschriftsgemäß einen quittegelben Bauhelm aufzusetzen, obwohl der mit seinem fliederfarbenen Anzug keineswegs harmonierte.


Carli macht Karriere

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