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EMIL LUDWIG – DICHTER OHNE GELD
ОглавлениеJa, Emil Ludwig gehörte auch zu den Einwohnern von Ascona, vielmehr des auf dem Berge gelegenen, heute mit Ascona verbundenen Dorfes Moscia, und zwar zu den ganz frühen. Auch ihm war es nicht an der Wiege gesungen worden, dass er hier landen würde.
Er war 1881 in Breslau geboren als Sohn des berühmten Hermann Ludwig Cohn. Professor Cohn gehörte zu den bedeutendsten Augenärzten der Welt. Patienten kamen zu ihm von überall her. Zu ihnen gehörten auch hohe und höchste Herrschaften. Der deutsche Kaiser und König von Preussen liess bei ihm anfragen, was er tun könne, um den verdienten Mann auszuzeichnen. Ob er einen Orden annehmen würde?
Damals war der Antisemitismus in Deutschland schon ziemlich verbreitet. Emil Ludwig schrieb später, dass diese Erscheinung immer dann bedrohliche Ausmasse annehme, wenn es den Deutschen zu gut oder zu schlecht ging, denn an beidem waren angeblich immer die Juden schuld. Jedenfalls antwortete Professor Cohn dem Monarchen: »Mein Name ist in Deutschland ein Hindernis für jedes Fortkommen; ich möchte meinen Kindern den Weg erleichtern … Sie sollen nach meinem zweiten Vornamen heissen.« Am 3. Juli 1883 unterschrieb der König von Preussen eine entsprechende Kabinettsorder. Emil Ludwig war damals also zwei Jahre alt.
Der Vater las den Kindern aus Werken von Schiller und Lessing vor, manchmal auch aus Goethe und Heine. Letzteren konnte der junge Emil nicht leiden. Auch wurde im väterlichen Hause viel musiziert. Einer der stärksten Kindheitseindrücke wurde für Emil Ludwig eine Aufführung der »Weber« von Gerhart Hauptmann. Schon damals dachte er daran, »Dichter« zu werden. Er machte das Abitur, studierte Jurisprudenz, aber was nun? Der Bruder der Mutter, ein Grossindustrieller, steckte ihn in sein Berliner Büro. Dieser Onkel besass nicht nur eine grosse Reederei, er befasste sich auch mit dem Handel von oberschlesischer Kohle, er hatte seine Hand in zahlreichen Geschäften.
Emil Ludwig lernte mancherlei bei dem Onkel, unter anderem auch Stenographie, die er später sogar zur Niederschrift seiner dicken Bücher anwendete. Vor allem aber lernte er, dass er für den Beruf eines Grosskaufmanns, eines Industriellen nicht geschaffen war. Er entschloss sich also, seine Stellung aufzugeben. Er fühlte immer stärker die Berufung zum Dichter in sich. Er dachte nicht an Bücher, wie sie ihn später so berühmt machen sollten, nicht an historische Biographien. Er wollte Dramen schreiben – Dramen in Versen. So schrieb er »Ödipus«, eine dramatische Dichtung »Ein Friedloser« und die Tragödie »Ein Untergang«. Er schrieb auch ein Drama »Napoleon«.
Um diese Zeit, noch lebte er in Berlin, traf er eine junge Halbengländerin von bezauberndem Wesen und grosser Schönheit und verliebte sich in sie. Da die Mutter der jungen Dame Bedenken hatte – wie wollte Emil eine Frau ernähren? – und es überhaupt gewisse Schwierigkeiten gab, beschlossen die beiden jungen Menschen zu fliehen. Aber wohin?
Ein Bekannter hatte von einem Ort in der südlichen Schweiz erzählt, unweit der italienischen Grenze. Emil hatte den Namen längst vergessen, wusste auch nicht genau, wo sich der Ort befand. So fuhren sie aufs Geratewohl los, kamen schliesslich nach Locarno und von dort nach Ascona. Ascona sehen bedeutete für beide, dass sie künftig dort und nirgendwo sonst leben wollten. Sie fanden auf dem Berg eine halbverfallene Hütte, in die es zwar gelegentlich hineinregnete; trotzdem beschlossen sie, dort zu bleiben, denn sie hatten sehr wenig Geld.
Später wurde ein neues Haus errichtet, Ludwig baute es selbst mit Hilfe der Einheimischen – und so sah es auch aus. Es war ein wenig schief, hatte Fenster von ganz verschiedenen Grössen, kurz, es war durchaus kein respektabler Bau. Die Asconesen, vor allem die kleinen Leute, liebten Ludwig, der eindrucksvoll aussah – durchaus nicht wie ein Städter, wohl aber wie ein »Dichter« –, er hatte herrliche dunkle Augen, eine Künstlermähne und trug offene Hemden mit einem sogenannten Byron-Kragen. Freilich, man hielt ihn für ein wenig verrückt. Auch in Berlin und München teilte man diese Ansicht. Ein junger Schriftsteller durfte sich doch nicht in die Einöde zurückziehen! Er musste in einer Grossstadt wohnen, am besten dort, wo sein Verleger residierte. Ludwig schüttelte den Kopf. Er brauchte Ruhe, um zu arbeiten.
In seinem ersten Haus gab es natürlich keine elektrische Beleuchtung, kein Telefon, kein warmes Wasser. Die Ludwigs lebten fast wie Naturmenschen. Und in dieser Umgebung entstanden weitere Versdramen: »Der Spiegel von Shalott«, »Die Borgia«, »Atlanta«, »Tristan und Isolde«, »Der Papst und die Abenteurer« und ein Ballett »Ariadne auf Naxos«.
Max Reinhardt in Berlin interessierte sich für den »Napoleon«, aber schliesslich kam es doch nicht zur Aufführung. Es wurde überhaupt nicht eines dieser Stücke aufgeführt. Emil Ludwig, der ein herzensguter Mensch war und gewiss nicht eifersüchtig, gab später zu, dass er damals ein wenig neidisch auf Hugo von Hofmannsthal gewesen sei. Denn dessen Stücke wurden aufgeführt und darunter einige mit Ludwigs Dramen gleichnamige. Sophokles’ »Ödipus« in der Bearbeitung von Hofmannsthal war eine europäische Sensation, »Ariadne auf Naxos« wurde das Libretto zu der berühmten Oper von Richard Strauss. »Er stand mir im Licht«, sagte Emil Ludwig später von Hofmannsthal. Aber damals in Ascona war er davon überzeugt, dass er sich mit seinen Dichtungen durchsetzen müsse. Er war seiner selbst ganz sicher, er wusste, dass er ein Dichter war, und die Tatsache, dass die Dramen, die er den Bühnen anbot, immer wieder von diesen an ihn zurückgesandt wurden, konnte ihn nicht in seiner Überzeugung irremachen.
Die Jahre vergingen, aber in Ascona schien sich nichts zu verändern im Wechsel der Jahreszeiten. Der Ginster blühte, die Hügel um Ascona strahlten in leuchtendem Gelb, und es blühten die Mimosen und die rosa Azaleen, die Hyazinthen, Narzissen und Kamelien und die wilden Rosen, die Birken trugen junges Grün, die Edelkastanien und die Obstbäume prangten im Blütenschmuck … Und dann kam schon der Flieder, und bald war der Sommer da mit seinen weissen und lila Glyzinien und den Akazien mit ihrem berauschenden Duft.
Es kamen die schier endlosen Gewitter, die vorübergehend die Berge verschwinden machten und dem See ein bedrohliches Gesicht gaben. Die Nächte waren unsäglich milde. Die Hortensienbüsche begannen sich zu verfärben, es war ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Herbst nahen würde. Die ersten Birnen wurden reif, die Tomaten konnten jetzt geerntet werden und Maiskolben und Kürbisse. Noch waren die Wiesen bunt, Margeriten blühten, Steinnelken fanden sich zwischen schwankendem Gras.
Und dann fiel Regen, der alles durchpeitschte, Nebel hing tief herab, aber dann war plötzlich alles wieder hell und klar, die Luft war rein und angenehm, und die Asconesen sahen tiefblauen Himmel und atmeten mit Genuss. Die Herbstsonne wärmte noch, aber sie brannte nicht mehr.
Dem langen Herbst folgte der Winter mit schnell hereinbrechenden Dämmerungen, Nebel stiegen vom See auf, und auf den Bergen lag Schnee. Es war gut, am Kamin zu sitzen. Aber draussen blühten noch immer Primeln bis in den Dezember und Januar hinein, und dann sprossen ja schon die ersten Veilchen.
Es geschah nicht viel. Die Menschen, die immer in Ascona gelebt hatten, lebten dort weiter, die Männer kümmerten sich um das Vieh und den Fischfang, die Frauen strickten, putzten und kochten, die Küchen gingen auf die Piazza hinaus, und jeder wusste von jedem, was er heute essen würde. Auf der Piazza wurde auch die Wäsche gewaschen, und allerlei Getier erging sich dort. Es gab auch Volksfeste, wie etwa das Risottoessen jedes Jahr am Karnevalsdienstag: Da wurden grosse Kessel auf der Piazza aufgestellt, Reis, der in den Häusern gesammelt worden war, wurde gekocht und Luganighi, die Tessiner Würste. Um zwölf Uhr kamen die Leute mit ihren Tellern für den Risotto und die Würste, und Wein, der in allen Osterien erbettelt und dann zusammengeschüttet worden war, so dass er zu Recht »Mille Gusto« hiess, wurde ausgeschenkt, und jeder konnte trinken, so viel er wollte. Die meisten waren bald betrunken, schon weil so viele Weinsorten vermischt worden waren. An diesem Tage wurde nirgends in Ascona gekocht. Natürlich kamen auch die Leute aus den Nachbarorten, denn die Sache hatte sich längst herumgesprochen.
Und die Fremden?
Griebens Reiseführer aus dem Jahre 1910 erwähnt Ascona nur mit wenigen Worten: »Ein sehr schöner Spaziergang führt nordwestlich nach Ponte Brolla im Maggiatal, imposante Schlucht: ein anderer südwestlich über die Maggiabrücke in 40 Minuten nach Losone (guter Wein) zwischen Bäumen versteckt, und in 10 Minuten weiter nach Ascona. Von hier in einer Stunde nach dem malerisch gelegenen Dorf Ronco.«
Trotzdem kamen die Fremden. Aber vielleicht darf man gar nicht sagen, dass es Fremde waren, denn es kamen immer die Gleichen oder ihre Freunde oder die Freunde der Freunde. Der Tipp, man müsse nach Ascona gehen, dort sei es einzigartig schön, ging von einem zum anderen.
Die Fremden machten untereinander Bekanntschaft, sie redeten in vielen Sprachen, aber sie verständigten sich doch. Sie bildeten eine Art zweite Einwohnerschaft. Zwischen der Bevölkerung und diesen Fremden, die bald keine mehr waren, kam ein eigentlicher Verkehr kaum zustande, man nickte einander freundlich zu, das war alles.
Denn nach wie vor waren die echten Asconesen davon überzeugt, dass die Fremden nicht ganz normal waren, ein bisschen verrückt, aber das schadete ja nicht.
Da war der Berliner Arzt Dr. Raphael Friedeberg, einige Zeit sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, der aber schliesslich seine Partei nicht konsequent genug fand im Kampf um die Menschenrechte, aus ihr austrat, sich den Anarcho-Sozialisten anschloss und prompt mit den deutschen Behörden in Konflikt geriet. Kurzerhand ging er nach Ascona.
Es sprach sich schnell herum, dass Friedeberg, ein sehr gütiger Mensch, stets bereit war, mit Geld auszuhelfen. Und nicht nur das: Den Patienten, die er behandelte, schickte er selten eine Rechnung, bei manchen weigerte er sich geradezu, Honorare anzunehmen. Den in Ascona ansässigen Anarchisten freilich genügte es bald nicht mehr, dass Friedeberg ihnen Geld zusteckte. Manche von ihnen schienen von der Überzeugung durchdrungen, die Welt sei ihnen ein angenehmes Leben schuldig, und Eigentum sei Diebstahl; sie begannen, sich Geld durch veritablen Diebstahl zu »besorgen«. Das war in Ascona, wo es keine verriegelten Türen, keine verschlossenen Fenster gab, mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden.
Aber schliesslich sprach es sich doch herum, die Polizei von Locarno rückte an und nahm Verhaftungen vor. Der gute Dr. Friedeberg versuchte, seine Freunde zu schützen, ersetzte immer wieder den Schaden, bis ihm die ganze Sache eines Tages doch zu dumm wurde.
Er warf die ungebetenen Gäste hinaus, trennte sich auch gleich von seiner Gefährtin, deren anthroposophische Ideen ihn ursprünglich gefesselt hatten, und kehrte zu einem relativ normalen Leben zurück: Er wurde hauptberuflich wieder Arzt ohne politische Seitensprünge, und es gab sogar Leute, denen er gelegentlich Rechnungen schickte.
Ein anderer Arzt, Dr. Otto Gross, eröffnete, als er nach Ascona kam, dort keine Praxis, er wollte die Menschen nicht durch Medizin oder chirurgische Eingriffe heilen, sondern durch seine Gespräche, durch seinen Einfluss. Sein Vater, Professor Hans Gross, war der berühmte Kriminalpsychologe aus Graz, dessen Grossvater, Hofrat am Kammergericht in Wetzlar, bereits vielbeachtete Schriften zur Kriminalistik verfasst hatte.
Professor Hans Gross war ursprünglich Jurist gewesen. Aber bereits als junger Untersuchungsrichter begriff er, dass Gesetze nicht genügten, um die Verbrecher zu beurteilen und zu verurteilen. Man musste sie verstehen. Er begann, sich mit der Arbeit der Polizei zu befassen, er studierte die Psychologie der Vernehmungen und gründete schliesslich ein der juristischen Fakultät in Graz angegliedertes »k. k. krim. Universitätsinstitut«. Bevor es soweit war, mussten viele Schwierigkeiten überwunden werden, die österreichische Bürokratie war anfangs nicht gesonnen, diesen Mann mit seinen »verrückten« Ideen ernst zu nehmen. Später, als auf der ganzen Welt ähnliche Institute nach dem Grazer Vorbild gegründet wurden, dachte man anders über ihn. Gross schuf auch eine Kriminalsammlung der »Sichtbaren Zeichen der Verbrechen«. Sie entwickelte sich schliesslich zu einem Kriminalmuseum, das ebenfalls zum Vorbild für ähnliche Institutionen in allen zivilisierten Ländern der Welt wurde. Er gab 1900 eine »Enzyklopädie der Kriminalistik« heraus, ein Jahr später das »Handbuch für Untersuchungsrichter«, wieder ein Jahr später die »Erforschung des Sachverhalts strafbarer Handlungen«, Standardwerke, die bis heute als Lehrbücher dienen.
Was seinen Sohn Otto anging, so war der Vater überzeugt, dass auch er es weit bringen werde. Schon als Student der Medizin zeigte er grosse Fähigkeiten und habilitierte sich in jungen Jahren als Privatdozent in Berlin. Aber sehr viel mehr als in der Universität hielt er sich im »Café des Westens«, auf, dem berühmten Treffpunkt der Intellektuellen und Künstler um die Jahrhundertwende, auch »Café Grössenwahn« genannt. Dort lebte er – in des Wortes wahrster Bedeutung –, man traf ihn dort am sichersten während der ganzen Nacht. Am Vormittag schlief er, um erst in den Nachmittagsstunden wieder aufzutauchen. In Berlin und später in München traf und beeinflusste er viele junge Menschen, die sich als Schriftsteller bald einen Namen machen sollten, Leonhard Frank, Walter Hasenclever, Franz Jung.
Otto Gross ging von einer ähnlichen Auffassung aus wie die Menschen um Oedenkoven. Auch er fand die Gesellschaftsordnung nicht in Ordnung, und dass etwas geändert werden müsse, dass eigentlich alles geändert werden müsse. Aber im Gegensatz zu den Idealisten auf dem Monte Verità sah er die Rettung nicht darin, sich zu kasteien oder zumindest die fleischlichen Bedürfnisse auf ein Minimum einzuschränken, sondern sich gehen zu lassen oder, wie er es ausdrückte, »die Hemmungen abzustreifen«. Die Menschen sollten sich »ausleben«! Ähnlich wie schon vor ihm Oscar Wilde glaubte er, dass die nicht erfüllten Begierden den Charakter, ja den ganzen Menschen vergifteten. Also alles tun, wozu man Lust hat! Keine Gesetze der menschlichen Gesellschaft beachten, wenn es darum ging, sich auszuleben. Nichts verdrängen!
Verdrängen … Das Wort stammte von Sigmund Freud. Das ganze Gedankengut von Otto Gross stammte letztlich von Sigmund Freud. Gross war zur Psychoanalyse gekommen, weil er am Vaterkomplex litt – anders kann man das nicht ausdrücken. Der bedeutende Vater hatte, solange er sich erinnern konnte, einen überwältigenden Schatten auf Otto Gross und sein Leben geworfen. Wie konnte er von diesem Vater loskommen?
Während er darüber nachgrübelte, waren ihm die Schriften von Freud in die Hand gefallen. Das war grossartig! Das erklärte alles! Aber wieder hatte ihm ein anderer vorausgedacht. Wieder war er an einen »Vater« geraten. Er war also nicht der erste, der die Idee gehabt hatte, man müsse sich von Hemmungen, von Verdrängungen befreien. Sollte er niemals von dem loskommen, was andere vor ihm gedacht hatten? Gab es keinen Weg, selbständig zu werden? Es musste einen geben!
Gross fand ihn, indem er die Theorie von Freud sozusagen für den Hausgebrauch auswertete. Den Einfluss des Vaters, ja sein Bild ein für allemal in sich auszulöschen, schien ihm nur möglich, wenn er ein Leben führte, das der Vater nicht billigen konnte. In Berlin, in München war das noch Diskussionsstoff. In Ascona aber wurden diese neu gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt.
Innerhalb weniger Jahre gab es eine grosse Anzahl von Morphinisten und Kokainisten in Ascona, wenn man die Kleinheit des Ortes bedenkt. Dabei blieben die Anhänger von Gross nicht stehen. Sie mieteten einen leerstehenden Stall und feierten dort Orgien. Exzesse jeder nur denkbaren Art wurden getrieben. Die Frauen und Männer schliefen nicht miteinander, weil sie sich liebten oder auch nur weil sie Spass daran hatten, sondern, um sich zu »enthemmen« – so proklamierten sie jedenfalls.
Natürlich wusste man in ganz Ascona um diese Dinge. Aber das war ja so interessant! Das musste man mitgemacht haben! Der Kreis um Gross wurde immer grösser.
Aber auch diese »Mode« erlebte das Schicksal aller Moden, sie verging, und es wurde ruhig um Gross. Er selbst war nicht glücklich. Eine Zeitlang übersiedelte er in eine Heilanstalt bei Zürich, wo er übrigens die Bekanntschaft von C. G. Jung machte, der ihn ausserordentlich schätzte. Dann sah man ihn bald hier, bald dort. Schliesslich eilte sein Vater herbei, der allen Ernstes die Absicht hegte, den Sohn internieren zu lassen. Bekannte Schriftsteller und Künstler protestierten in einem offenen Brief, der in zahlreichen Zeitungen abgedruckt wurde. Jedenfalls kam es nicht zu der Internierung.
Nach Ascona kam er nicht mehr. Er starb in Zürich – an einer Grippe. Noch in den zwanziger Jahren sprach man von ihm in den Künstlercafés von München und Berlin und nicht ohne einen gewissen Respekt.