Читать книгу Der Engel mit den blutigen Händen - D. Bess Unger - Страница 8
23. August, Freitag, Volos
ОглавлениеDrei Tage später war die Beerdigung. Im Friedhof Agios Dimitrios in Ano Volos war eine stattliche Menschenmenge versammelt, die Papalukas waren eine der angesehensten Familien in der Stadt.
»Ein Wunder, dass Filippos den Unfall überlebt hat!«
»Und dass der Tank nicht explodiert ist!«
»Ein Glück, dass man das Unglück beobachtet hatte!«
»Ja, der Kleine wäre sonst auch tot!«
»Was wird jetzt aus ihm werden? Ohne Mutter und Vater?«
»Ein Kinderheim, das wäre das Beste!«
Getuschel und vermeintlich rechtschaffen gemeinte Vorschläge umschwirrten die in tränenaufgelöste Atridi. Sie hielt ihren vierjährigen Bruder an der Hand, wütend starrte sie in die Gesichter der Umherstehenden.
»Keine Sorge, ich werde Filippos bei mir behalten!«, sagte sie und versuchte trotz Verzweiflung und Tränen ihrer Stimme einen entschlossenen Ausdruck zu geben.
Ihr Bruder Christos schüttelte den Kopf vor so viel Naivität. »Nein, wir geben ihn weg! Ein dreijähriges Kind! Ich muss mich jetzt um das Geschäft kümmern und du mit deinen achtzehn Jahren schaffst das auch nicht! Im Herbst willst du mit dem Studium angefangen! Mit diesem Klotz am Bein kannst du das vergessen!«
»Mit der Zeit werden die Männer glauben, dass das dein Kind ist«, gab eine entfernte Verwandte zu Bedenken. »Sie werden dich meiden wie die Pest! Wer wird schon eine Frau mit Kind heiraten wollen!«
Zornbebend funkelte Atridi ihre Verwandte an. »Ich weiß, was meine Eltern gewollt hätten und ich weiß, was mein Wildfang will«, sagte sie. »Das Kind bleibt bei mir! Meine Kinderfrau Stavroula wird mir helfen. Basta!«
Zur gleichen Zeit fand noch eine Beerdigung statt. Hinter einem Sarg schritt eine verhärmte Frau.
Die Trauergemeinde der Papalukas schielte hinüber.
»Grässliche Sache, sehr tragisch.«
»Die arme Mutter! Wer soll sich jetzt um sie kümmern?«
»Was genau ist passiert?«
»Haben Sie nicht davon gehört?«
»Nein.«
»Ein Lehrling, achtzehn Jahre alt.«
»War er erkrankt?«
»Nein, Selbstmord, er hat sich aufgehängt. Auf dem Dachboden.«
»Wie furchtbar? Warum?«
»Schulden, Liebeskummer? Wer weiß.«
»Er hieß Marios«, wusste jemand. »Arbeitete in einer Autowerkstatt.«
Als der Sarg des Jungen vorbeigetragen wurde, senkte eine blond gelockte Frau in einem schwarzen Kleid den Kopf. »Marios, du Schwächling«, flüsterte sie. »Hab Dank für diesen letzten Dienst an mir.«