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Einleitung Der Arzt und der Bankberater
Оглавление(Sie werden sich wahrscheinlich fragen, wie ich zu diesem seltsamen Untertitel meiner Einleitung kam. Nein, es ist kein Märchen von einem Arzt, der zu einem Bankberater ging und dann …)
Werden wir krank, gehen wir meist zum Arzt. Wir lassen uns untersuchen und bekommen Medikamente verschrieben, die wir mehr oder weniger diszipliniert einnehmen. Was der Arzt sagt, das gilt. Er hat sich ja durch sein Studium lange auf seinen Beruf vorbereitet, hat Anatomie, Pathologie und andere seltsam klingende Bereiche studiert und weiß jeden einzelnen Knochen zu benennen. Und außerdem schaut er so überlegen, da fühlt man sich gleich ganz klein! Besonders dann, wenn das eigene Wissen über den Körper nicht allzu groß ist. Wozu auch sich mit dem komplizierten Aufbau des menschlichen Körpers befassen? Dafür sind doch die Ärzte da, die müssen es doch besser wissen. Sie haben es ja schließlich lange studiert … Und je höher die Position (Professor, Primarius …), umso kleiner und unwissender fühlt man sich.
Ich erlaube mir gleich zu Beginn, diese Autoritäten auf eine ungehörige Weise in Frage zu stellen. Und zwar nicht nur deshalb, weil ich in meiner eigenen wissenschaftlichen Praxis immer wieder erleben konnte, wie leitende Stellen besetzt werden. Nicht selten kommen nicht die Kandidaten mit den besten fachlichen Voraussetzungen zum Zug, sondern jene mit den härtesten Ellbogen oder den besten Kontakten. In der Medizin geht es nicht anders zu. Das meiner Meinung noch größere Problem ist aber die oft eingeschränkte Sichtweise dieser Ärzte. Um sozusagen den wissenschaftlichen »Olymp« zu erreichen, ist heutzutage fast immer eine hochgradige Spezialisierung notwendig, die den Blick »aufs Ganze« verschleiert. Während die ganzheitlich orientierte Medizin die Wahrnehmung des ganzen Menschen – mit seinem Denken und Fühlen – nie aus den Augen verlieren möchte, bleibt der hoch spezialisierte Mediziner, um es überspitzt zu formulieren, buchstäblich bei einer defekten Zelle im Körper haften.
Einmal sah ich im Fernsehen eine Talkshow, in der ein sehr angesehener Medizinprofessor vehement die in der Praxis längst erprobten therapeutischen Erfolge der Hypnose bestritt und sie mehr oder weniger als Humbug ohne jede wissenschaftliche Grundlage bezeichnete, obwohl er sich, wie er selbst zugab, nie mit dieser Methode beschäftigt hatte und deshalb auch über keinerlei persönliche Erfahrung verfügte. Ein Experte auf einem eng begrenzten Gebiet zu sein heißt nicht, überall Experte zu sein. Ein weltweit anerkannter Spezialist für Psychoanalyse nach Sigmund Freud zu sein bedeutet nicht, automatisch dieselbe Qualifikation auf dem Gebiet der Hypnose zu besitzen. Nur die wenigsten dieser Kapazitäten trauen sich aber auch zuzugeben, nicht alles zu kennen. Statt zu sagen: »Von diesem Gebiet verstehe ich nichts, aber ich könnte Ihnen den Kollegen XY empfehlen …«, werden nachweisbare Erfolge anderer, alternativer Therapien bestritten oder schlicht ignoriert.
Wir medizinische Laien wollen gern glauben, dass ein Herr Professor einfach alles wissen müsse. Das weiß er aber nicht, vor allem nicht das, was jenseits der Schulmedizin liegt. So kann man von einem eingefleischten und im System fest verankerten Schulmediziner nicht erwarten, dass er profunde Auskunft etwa bezüglich Homöopathie oder Traditioneller Chinesischer Medizin gibt. Und warum sollte ich dann annehmen, gerade von diesem Arzt außer Medikamenten noch Anregungen aus dem Bereich der alternativen Methoden zu bekommen, die für meinen speziellen Fall vielleicht von entscheidender Bedeutung wären?
Beispielsweise wurde im Verlauf meiner Krankheit niemals nach meiner Verdauung gefragt, denn mit meiner Erkrankung war ich ein klarer Fall für den Frauenarzt und nicht für den Internisten. Es dauerte lange, bis ich mit Hilfe der Kinesiologie herausfand, dass ich an einer Laktoseunverträglichkeit leide und dass diese Unverträglichkeit mindestens zehn Jahre lang kontinuierlich meinen Organismus geschwächt hatte. Ich kann es nicht beweisen, fühle aber mehr als deutlich, dass der dauernde Kampf meines Körpers gegen die unerwünschte Substanz zusammen mit hohem emotionalen Stress zum Zusammenbruch meines Immunsystems beitrug und in weiterer Folge wahrscheinlich zum Ausbruch der Krankheit führte.
Bei diesen Überlegungen geht es mir keineswegs darum, allen medizinischen Autoritäten grundsätzlich ihre Qualifikation abzuerkennen, sondern darum, den Blick etwas zu schärfen und sich nicht durch Titel oder Positionen blenden zu lassen. Es ist wichtig, nein lebensnotwendig, stets auf sich zu achten und zu prüfen, ob man sich mit einem bestimmten Anliegen oder bestimmten Fragen beim richtigen Arzt befindet. Würde ich mir etwa einen Markenwagen kaufen wollen, würde ich mich über dieses Auto bestimmt nicht beim Händler einer anderen Marke informieren. Und wahrscheinlich würde kein Händler mir raten, mir einen Wagen einer ganz anderen Marke zuzulegen, der vielleicht noch besser meinen Bedürfnissen entsprechen könnte. Das würde ich selbst herausfinden müssen, mir einen Überblick über möglichst viele aktuelle Modelle verschaffend. Es ist nun einmal so, dass jeder sich mit jener Materie am besten auskennt, mit der er sich am meisten auseinandergesetzt hat. Ob Arzt oder Autohändler, man kann nur das weiter geben, worüber man Bescheid weiß.
Das blinde Vertrauen in die Ärzte geht manchmal so weit, dass sämtliche eigene Empfindungen unterdrückt oder verleugnet werden. Jene Patienten, die es wagen, eine vorgeschlagene Therapie zu hinterfragen, werden schnell als aufmüpfig oder gar lästig charakterisiert, und nur die wenigsten wollen den Doktor verärgern. Der Arzt, der notorisch über wenig Zeit, eine würdevolle Körperhaltung und (manchmal, vor allem in den höheren Positionen) einen kompromisslosen Blick verfügt, ist oft zu sehr mit dem Bildschirm seines Computers oder dem Verschreiben der Pillen beschäftigt, als dass er in der Lage wäre, Ihnen weitere wichtige Einzelheiten für den Weg der Genesung zu verraten. Und er sagt Ihnen bestimmt nicht, dass es bereits eine wissenschaftliche Studie darüber gibt, dass aufmüpfige Patienten länger leben (siehe Ursula Goldmann-Posch, Rita Rosa Martin, Überlebensbuch Brustkrebs, S. 259)!
Patienten begeben sich freiwillig in völlige Abhängigkeit, legen ihre Gesundheit und ihre Verantwortung in fremde Hände, oft ohne sich vorher zu vergewissern, ob es die richtigen Hände sind. Geht es mir nicht gut? Dann gehe ich eben zum Doktor; der muss es besser wissen als ich. Er gibt mir Tabletten und ich werde wieder gesund. Nicht ich, sondern der Arzt ist für meine Gesundheit verantwortlich. Ich muss nichts tun, nur auf meine Medikamente achten. Eine fatale Einstellung, die etwa das Leben meiner Mutter letztendlich in ein Vegetieren verwandelte und sie vorzeitig das Leben kostete. Das eigene Leben, der eigene Körper und die Verantwortung dafür werden beängstigend oft zur Gänze an andere Personen delegiert.
Die Krankenhausgepflogenheiten schaffen dabei die besten Bedingungen für dieses Gefühl der totalen Ergebenheit des Patienten dem Arzt gegenüber. So begegnet man als Patient dem Arzt nicht sitzend, sozusagen auf Augenhöhe (nach dem Motto: sein Wissen, aber MEIN Körper!), sondern liegend. Der Arzt schaut hinunter, der Patient hinauf. Vor den ganzen Mitpatientinnen im Zimmer werden die intimsten Angelegenheiten besprochen. Hier erinnere ich mich an eine Situation im Krankenhaus in H., als ein Arzt einer alten Dame sozusagen zwischen Tür und Angel zurief, dass sie höchstwahrscheinlich Darmkrebs habe. Die arme alte Frau schaffte es in ihrem Schock nicht, nach einem Gespräch unter vier Augen zu verlangen, so wurden die Details ihrer Erkrankung in aller Öffentlichkeit erörtert. Ich schämte mich in Grund und Boden: Für die alte Dame, deren Innenleben verbal seziert wurde, und für den Arzt, der eindeutig nicht ein Mindestmaß an Empathie und Respekt für andere besaß – auch eine Folge von maßloser Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. SO sollte es nicht sein. Diese Situation erzeugt ein Ungleichgewicht, das für den Patienten äußerst ungünstig ist. Das Gefühl, nichts tun, nichts wissen zu müssen, weil jemand anderer die Verantwortung trägt, wird genährt wie ein Krebsgeschwulst durch ein starkes Blutgefäß.
Es ist erstaunlich, dass ähnlich ungeprüftes Vertrauen die meisten Menschen auch dann an den Tag legen, wenn es um ihre Finanzen geht. Möchte man sich wie beschrieben ein neues Auto kaufen, werden vorher wochen- oder monatelang Prospekte und Zeitschriften studiert, Freunde und Autohändler befragt. Hat man aber zufällig Geld, das man sparen oder anlegen möchte, geht man meist einfach zu einem Finanzberater der »eigenen« Bank und lässt sich dort einige Finanzprodukte vorstellen. Anschließend wird dann mit dem Bankberater das »maßgeschneiderte« (eine tolle, aber leider leicht durchschaubare Marketingtaktik!) Finanzprodukt ausgewählt und Geld angelegt. Auf zehn Jahre gebunden mit 1,5 % Zinsen oder so ähnlich, etwas überspitzt ausgedrückt. Selbstverständlich muss für die Dienstleistungen der Banken etwas bezahlt werden. Aber die Banken kalkulieren ihre Finanzprodukte in der Regel so, dass sie trotz der Zinsen, die sie an den Kunden weiterleiten, mit dem Geld des Kunden noch mächtig verdienen können. Der Kunde bekommt also nur einen geringen Teil des Gewinns, der mit seinem Geld erzielt wird.
Warum tun Menschen so etwas? Warum verlassen sie sich auf die Bank, auch wenn sie wissen, dass diese ihnen einen Teil des Geldes abzieht? Schlicht, weil es ihnen an Finanzwissen fehlt, weil sie nicht wissen, dass es andere, bessere Alternativen gibt. Die Beschäftigung mit dem komplizierten Finanzwesen, mit Aktien, Fonds und Anleihen scheint mühsam zu sein. Außerdem muss man kein Risiko tragen, so glaubt man zumindest. Die Bank vermittelt ein Sicherheitsgefühl, genauso wie der Arzt im weißen Kittel.
Nur, wie uns etliche Skandale mit Banken einerseits und mit gefälschten medizinischen Studien andererseits gezeigt haben: Diese Sicherheit trügt. Wenn wir unsere Gesundheit oder unser Geld blind jemandem anvertrauen, ist das Risiko zu verlieren bzw. nicht das Bestmögliche herauszuholen, ungleich höher, als wenn wir als mündige Patienten oder als Investoren auftreten. Denn: Wer kennt besser meinen Körper und meine Seele, als ich selbst? Wer kann mir am besten sagen, was mir guttut und was nicht? Nur ich selbst, wenn ich mich ausreichend mit mir beschäftigt habe. Der Arzt kann mir höchstens Therapien vorschlagen oder Empfehlungen abgeben; für meine Heilung muss ich selbst sorgen. Das ist eine Tatsache, die in vielen klugen Büchern immer wieder betont wird. Und wer hat das höchste Interesse daran, Ihr Geld optimal anzulegen und zu vermehren? Der Bankberater, der primär die Interessen seiner Bank vertreten muss, oder ich? Freilich bieten Bankberater uninteressante Finanzprodukte oder Sparformen nicht aus purer Böswilligkeit an, sondern sie müssen die Vorgaben ihres Arbeitgebers erfüllen und für Umsatz sorgen.
Ich möchte den Ärzten hier nicht unterstellen, dass sie ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen handeln, wenn auch die Krebstherapie und die Pharmaindustrie ein Kapitel für sich darstellen. Das Krebsbusiness ist ein Milliardengeschäft, so nennt Lothar Hirneise ein Kapitel seines Buchs (S. 183) und trifft damit ins Schwarze. (Ich weiß, was meine eigene schulmedizinische Therapie gekostet hat …) So werden zum Beispiel nur selten wissenschaftliche, großflächig angelegte Studien durchgeführt, die sich mit der heilenden Wirkung natürlicher Nahrungsmittel beschäftigen, dafür aber solche, welche die Wirksamkeit eines bestimmten Medikaments beweisen sollen. Diese Studien werden von Pharmafirmen finanziert, die ihre Medikamente patentieren lassen und damit Unsummen verdienen. Wie schon jemand gesagt hat: Himbeeren lassen sich nicht patentieren und Knoblauch hat keine Lobby …
Ein großes Problem ist meiner Meinung nach, dass die meisten Ärzte zwar Krebs heilen wollen, selbst aber diese Krankheit nicht am eigenen Leib erfuhren. Nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte keinem Arzt Krebs wünschen. Es ist aber eine Tatsache, dass jene Ärzte, die selbst erkrankt sind, mit dieser Krankheit anders umgehen. Sie nützen ihr schulmedizinisches Wissen und die Möglichkeiten, die ihnen die Schulmedizin bietet, öffnen sich aber in ihrem eigenen Interesse und vor allem dann, wenn ihnen schulmedizinische Maßnahmen nicht weiterhelfen können, für andere, alternative Wege.
Ein Paradebeispiel dafür ist der Neurowissenschaftler und Psychiater David Servan-Schreiber, der an einem Hirntumor erkrankt war. Auch er ließ sich zunächst schulmedizinisch behandeln. Als er aber nach einigen Jahren einen Rückfall erlitt, begann er, sich intensiv mit seiner Lebensweise zu beschäftigen und damit, wie der Lebensstil die Heilung des Krebses entscheidend begünstigen kann. Servan-Schreiber ist schon als Autor des internationalen Bestsellers Die neue Medizin der Emotionen in Erscheinung getreten (ein Buch, das Krebspatienten auf jeden Fall lesen sollten!). Sein zweites Buch, Das Antikrebs-Buch, in dem er erklärt, wie man durch gezielte Maßnahmen dem Krebs den Nährboden entzieht, sollte als Pflichtlektüre auf jeder Krebsstation ausliegen. Die dort enthaltenen Informationen und Prinzipien sollten als Krebsvorbeugung auch gesunden Menschen nahegelegt werden. Nicht umsonst steht auf der Rückseite des Covers die Empfehlung »Ein unverzichtbares Werk für Kranke wie für Gesunde«. Auch ich fand in dieser Lektüre viele unentbehrliche Hinweise für meine Genesung.
Ich selbst machte in dem Krankenhaus, in dem ich behandelt wurde (eines der modernsten Krankenhäuser Europas …), eigentlich fast nur deprimierende Erfahrungen, denn es wurde mir vielfach vermittelt, selbst gegen die Krankheit eigentlich nichts tun zu können. Ich sollte mich der Operation und der Chemotherapie unterziehen und den Rest sozusagen in Gottes Hände legen. Ja, und die Nachsorge regelmäßig durchführen, um einen Rückfall rechtzeitig zu entdecken. Ich war verzweifelt, denn ich konnte und wollte nicht tatenlos warten, bis mich die nächste Hiobsbotschaft erreichen würde.
Sie können sich vorstellen, wie mulmig mir wurde, als ich einige Zeit später auf den Seiten 9 bis 10 folgende Zeilen in Servan-Schreibers Antikrebs-Buch lesen konnte. Ich zitiere:
»Nach Operation und Chemotherapie fragte ich meinen Onkologen, der mir so viel geholfen hatte, um Rat. Was sollte ich tun, um ein gesundes Leben zu führen? Welche Vorsichtsmaßnahmen konnte ich treffen, um einen Rückfall zu vermeiden? ›Es gibt nichts Spezielles, was Sie tun können. Leben Sie ganz normal. Wir führen in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durch, und wenn Ihr Tumor wiederkehrt, können wir das frühzeitig feststellen‹, antwortete der Arzt, einer der führenden amerikanischen Onkologen.«
Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Sind etwa der Arzt von David Servan-Schreiber und meine Ärzte aus dem Krankenhaus in dieselben Vorlesungen gegangen? Und haben sie sich dann nicht weiter informiert? Oder kommt diese Übereinstimmung daher, dass so viele europäische Ärzte einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung in den USA absolvieren? Können Sie sich vorstellen, an wie viele Hunderte, Tausende und Abertausende von Krebspatientinnen und -patienten diese typische schulmedizinische »Weisheit« weitergegeben wurde? Und wie viele sich darauf verließen? Mir wird schummrig.
Will man mit dieser verordneten Passivität nicht vielleicht die Hilflosigkeit der Patienten stärken und sie auf diese Weise noch stärker an die Schulmedizin binden? Vielleicht bin ich jetzt ganz böse, aber erlauben Sie mir noch diesen Gedanken: Die Unterbindung des selbstständigen Denkens war schon seit Urzeiten (und in jeder Form von Machtausübung oder Diktatur) eine äußerst wirksame Maßnahme zur Beherrschung der Massen.
Anders aber als diese Ärzte, die sich noch über ihre Gesundheit freuen konnten, war Herr Servan-Schreiber an einem Gehirntumor erkrankt. Er machte sich eigene Gedanken über seine Krankheit sowie über seinen Lebensstil und forschte diesbezüglich. Es ging nämlich um SEIN Leben. Und beim Vergleich der typischen »westlichen« Krebsarten wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, die in Asien dagegen unverhältnismäßig seltener auftreten, wurde ihm etwas in aller Deutlichkeit bewusst, wofür es schon seit einigen Jahren wissenschaftliche Untersuchungen gibt, dass offenbar »etwas an unserer Lebensweise« nicht stimmt, dass unsere Lebensweise auch unsere Abwehr gegen Krebs schwächt (S. 11).
Ich muss wohl nicht besonders hervorheben, dass ich im Krankenhaus während meiner Behandlungen weder von den von Servan-Schreiber empfohlenen Methoden – die zu jenem Zeitpunkt keineswegs ganz neu oder unbekannt waren – noch von dem Buch selbst erfuhr. Das Antikrebs-Buch, dessen französische Originalausgabe 2007 in Paris und 2008 auch auf Deutsch erschien, fiel mir beim Stöbern in einer Buchhandlung zufällig in die Hände. Im Gegenteil, die Speisen etwa, die den krebskranken Frauen auf der Station zugemutet wurden, sind schon seit Langem als das beste Futter für Krebszellen bekannt. So viel zum blinden Vertrauen …
Dem Anschein nach sind von den Ärzten, die noch keine eigene Erfahrung mit Krebs haben, die wenigsten bereit, sich in Hinsicht auf alternative Heilmethoden und Veränderung der Lebensweise freiwillig weiterzubilden. Irgendwie tritt hier ein typisch menschliches Verhalten zutage: Erst, wenn der Hut brennt, wird etwas unternommen … Es ist viel bequemer, sich auf den ausgetretenen Pfaden der Krebsbehandlung zu bewegen – von denen man allerdings nicht immer weiß, wo sie hinführen –, als sich neues, unkonventionelles Wissen anzueignen. Es muss sich dabei gar nicht um noch unbewiesenen »Hokuspokus« handeln. Ich habe selbst erlebt, wie die sogenannten Krebsspezialisten auch längst bekannte Tatsachen ernsthaft in Frage stellten, wie etwa die wissenschaftlich erwiesene, für die Genesung essenzielle Rolle der Ernährung oder der positiven Emotionen.
Auch hier kann man durchaus einen Vergleich mit dem Bankberater anstellen. Natürlich wird mir ein Bankberater nicht dazu raten, mein Geld lieber in hochwertige (und deshalb sichere) Aktien anzulegen, wenn er keine Erfahrung mit dieser Geldanlage oder selbst ein Minus am Konto hat. Er wird mir auch nichts über die Möglichkeiten von verschiedenen Finanzstrategien erzählen, darüber, wie man etwa das Risiko streuen und dadurch Renditen erzielen kann, die weit über jenen der klassischen Sparbücher liegen. Und was wissen wir überhaupt über unsere Bankberater? Wissen wir, wie diese Menschen mit ihrem eigenen Geld umgehen? Sind sie tatsächlich Finanzexperten? Dann haben sie wahrscheinlich ein moralisches Problem, mit ihrem Wissen für die Bank zu arbeiten, denn sie wissen, dass sie den Kunden nicht den besten Weg vorschlagen können. Dann würden die Menschen ihr Geld anders anlegen wollen und die Bank würde sie als Kunden verlieren. Oder aber sind Bankberater Menschen, die sich aus purer Naivität und/oder Solidarität einfach auf die eigene Bank verlassen und einen guten Teil ihres Gewinnes freiwillig der Bank überlassen? Eine seltsame Form von Idealismus.
Daher sollte man sich bewusst und verantwortungsvoll mit der seelischen und körperlichen Gesundheit UND mit den eigenen Finanzen beschäftigen, denn gerade krebskranke Menschen wissen, wie schnell man durch Krankheit in die Armut hineinrutschen kann. Auch sind es oft finanzielle Sorgen, die enormen psychischen Stress verursachen und zum Ausbruch der Krankheit oder zu ihrer Verschlimmerung führen. Aus diesem Grund führe ich am Ende dieses Buches nicht nur (Pflicht-)Lektüre zum Thema seelische und körperliche Gesundheit an, sondern auch zum Thema Finanzen. Wer möchte, kann sich bedienen. Denn wenn wir mehr über eine bestimmte Materie wissen, können wir uns eigenverantwortlich entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen.
Wenn man Wissen mit dem Hinhören auf den eigenen Körper kombiniert, ist man schon auf einem guten Weg. In beides muss man Zeit investieren. Es kostet Zeit, Bücher zu lesen oder im Internet zu surfen, es kostet Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, in sich hineinzuhorchen und auf diese Weise nach und nach herauszufinden, wie die eigene Seele und der Körper funktionieren und was sie brauchen. Man kann experimentieren: Was passiert mit mir, wenn ich dieses oder jenes ausprobiere? Wenn man das Bedürfnis hat, kann man sich Hilfe von außen holen, denn für die verschiedenen alternativen Zugänge und Therapien, die Seele und Körper heilen, gibt es erfahrene Experten, die einen auf dem Weg der Genesung begleiten können.
Diese Haltung wird Gott sei Dank auch von Ärzten empfohlen, die sich ganzheitlich mit dem Thema Krebs beschäftigten. »Patienten, die allein durch den Arzt oder durch Gott gesund werden wollen, schmälern ihre Chancen«, fasst Bernie S. Siegel auf S. 137 seines Buchs Prognose Hoffnung zusammen. Ich könnte noch hinzufügen: Bankkunden, die sich allein auf ihren Bankberater oder Gott verlassen, schmälern ihre Gewinnchancen … Es heißt darum keineswegs, auf den Doktor, die Schulmedizin oder die Bank zur Gänze zu verzichten, aber man sollte als mündiger Partner aufzutreten und die Eigenverantwortung nie abgeben.
Ein gefülltes Konto und gut verwaltete Finanzen, ein gesunder, gut ernährter Körper und ein ausgeglichenes Gemüt entspannen – das sind die besten Voraussetzungen für ein langes Leben in Freude und Gesundheit.