Читать книгу Marionette des Teufels - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 29

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„Ich glaube, Sophia war krank.“ Nina Breitmann war noch nicht richtig zur Tür hereingekommen und hatte der Oberkommissarin nur lasch die Hand gereicht, da legte sie auch schon los. Franziska deutete mit der rechten Hand auf den eben erst frei gewordenen Stuhl und sah sie interessiert an.

„Wie kommen Sie darauf?“ „Sie sah nicht gut aus in letzter Zeit, war immer so blass und fahrig, und dann hat sie ja auch immer diese Tabletten nehmen müssen.“

„Tabletten? Davon haben uns Ihre Kollegen ja gar nichts erzählt.“ Franziska beugte sich ein wenig vor.

„Wer sollte Ihnen auch davon erzählen? Carlos? Der ist ein Mann. Männern fällt so was nicht auf. Oder Katharina? Ach, die große Eschenbacher, die achtet doch nicht auf so was!“ Franziska dachte an Carlos‘ Warnung. „Aber Sie, Sie haben darauf geachtet?“

„Ja, natürlich. Ich hab es ihr immer gleich angesehen, wenn es ihr nicht gut ging. Ich musste ihr nur in die Augen gucken. Ich hab ihr dann oft ein Glas Wasser hingehalten und gesagt: Sophia, du musst deine Tabletten nehmen.“

„Und wie hat sie reagiert?“

„Es gab Tage, da hat sie gar nicht hingeschaut, so als wäre ich nicht da, und an anderen Tagen hat sie mich angelächelt und gesagt: Danke, Nina, wenn ich dich nicht hätte.“

„Aber Sie wissen nicht, um welche Krankheit es sich gehandelt hat?“

„Nein, leider. Vielleicht war es ihr ja peinlich, immerhin war sie ein gefeierter Star. Sie bekam ja auch tolle Artikel in der Presse, und einmal war sie sogar im Fernsehen.“

„Hatten Sie Mitleid mit ihr?“

„Nein. Ich meine, die hatte doch alles. Warum sollte sie mir Leid tun?“ Fragend sah sie Franziska an, doch die zuckte nur mit den Schultern, also fuhr sie fort. „Wissen Sie, wie ich mir mein Studium finanziert habe? Ich habe morgens um fünf Zeitungen ausgetragen und bin abends putzen gegangen, und auch heute kann ich mir kaum was leisten und muss jeden Cent umdrehen.“ Franziska nickte, dachte an die schöne Wohnung der Weberknecht, und dass sie sich so was auch nicht leisten konnte.

„Und wegen der Krankheit?“

„Wenn sie ihre Tabletten genommen hatte, ging es ihr ja wieder gut.“ Nina Breitmann überlegte, zuckte mit den Schultern und fügte dann etwas milder hinzu: „Ein bisschen Leid getan hat sie mir vielleicht schon. Die Sophia, die hatte Geld, aber glücklich war sie nicht. Verwöhnt schon. Aber nicht wirklich glücklich.“

„Wie sah es denn bei Sophia mit Männern aus? Hatte sie einen festen Freund? Jemanden, der sie regelmäßig nach der Vorstellung abgeholt hat oder so?“

Die Zeugin zuckte erneut mit den Schultern, sah aus wie ein Schulmädchen bei der Vokabelabfrage. „Also, wenn Sie mich jetzt so fragen“, zur Bekräftigung zuckte sie erneut mit den Schultern, bis auf einmal ihr Gesicht zu leuchten anfing, „doch einmal, da ist sie von jemandem abgeholt worden. Ich war hinter ihr und dem Heinzi, aber der ließ sich so viel Zeit, dass ich ihn nicht richtig sehen konnte. Und wenn Sie mich fragen, dann wollte Sophia das auch nicht. Sie ist ganz schnell mit ihm verschwunden.“

„Sie meinen, sie wollte nicht von Ihnen gesehen werden?“

„Vielleicht wollte sie ja auch nur nicht, dass ich ihn anspreche.“

„Wie sah er denn aus?“, wollte Franziska wissen.

„Hm, groß, breite Schultern …“

„Mit langen Haaren?“ Franziska biss sich auf die Zunge, verdammt – Zeugenbeeinflussung!

Aber Nina Breitmann schien sie gar nicht gehört zu haben: „… irgendwie, ja, wie soll ich sagen, so ganz jung war der nicht mehr.“

Als ihre Zeugin nach einer guten halben Stunde Befragung gegangen war, war Franziska froh, dass Hannes endlich den Kopf hereinsteckte und sich mit zwei Bechern Tee zu ihr an den Tisch setzte. „Ramona war von unserem Carlos ja ganz angetan.“

„Ja, und stell dir vor, er wusste, warum der Schaffroth eine Zweitbesetzung wollte.“ Franziska fasste das Gespräch zusammen.

„Ich sag doch, Sänger sind unberechenbar!“

Franziska nickte, „Vielleicht. Hast du was herausgefunden?“

„Ja. Also, laut der Unterlagen, die mir Schaffroth gegeben hat, war keiner aus dem derzeitigen Ensemble mit Sophia zur gleichen Zeit an einem anderen Theater. Erst in Passau trafen sich ihre Wege.“

Franziska nickte und dachte an das, was sie eben von den Theaterleuten erfahren hatte. „Weißt du, was ich glaube?“ Hannes zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. „Es ist gar nicht so einfach, ständig in neue Rollen zu schlüpfen.“

„Meinst du?“

Franziska hob den Becher und atmete tief. „Hhhm, herrlich!

Jasmintee?“ Hannes nickte.

„Nina Breitmann?“ „Hm!“ Franziska stellte ihre Tasse wieder ab. „Sie meint, Sophia sei krank gewesen und hätte Tabletten genommen.“

„Hätten uns das die Eltern dann nicht gesagt?“

„Also, wenn ich einen Schnupfen hab, ruf ich auch nicht extra bei Mama an, aber wer weiß. Vielleicht hat sie diese Nina Breitmann ja auch auf den Arm genommen, die scheint eine richtige Nervensäge zu sein. Das ist so eine, die hinten rumstichelt und dann aber doch nichts sagt“, berichtete Franziska.

„Nettes Mädchen.“

„Ja.“

„Glaubst du, sie kommt infrage?“

„Die Breitmann? Das glaub ich nicht, ich meine, die war neidisch auf Sophia, aber deshalb würde sie sie nicht umbringen. Sowie ich das sehe, wäre sie eher gern die beste Freundin gewesen und ist in der Besetzung nicht angenommen worden. Sie sagte, sie wäre gern mal zu ihr nach Hause eingeladen worden, aber Sophia hätte dort niemanden rein gelassen.“

„Woher weiß sie das so genau?“

„Eben.“

„Meinst du, sie war als Stalker unterwegs?“

„Wenn, dann nicht in der Nacht des Mordes, denn sonst hätte sie es mir unter die Nase gerieben.“

„Wenn sie nicht selbst zugeschlagen hat.“

„Dafür schien sie mir nicht kräftig genug. Obwohl …“ Hannes sah sie lauernd an. „Obwohl, Frau Oberkommissarin?“

„Sie hat kein Alibi.“

„Aha.“

„Sie war am besagten Abend allein zu Hause, hat sich in der fünften Wiederholung ‚Bridget Jones‘ angesehen.“

„Au weia.“

„Du sagst es.“

„Und nun?“

„Freuen wir uns auf Heinz Wagenthaler und Katharina Eschenbacher. Wen willst du?“

„Wagenthaler.“

„Ich dachte, du stehst auf die Eschenbacher?“

„Die ist mir unheimlich.“

Franziska lachte herzhaft und befreiend. „Wie das denn?“ Hannes zuckte mit den Schultern. „Was ist mit Mimi Wagner?“

„Die darf nicht, Schaffroth hat angerufen und mitgeteilt, dass sie unabkömmlich sei, weil sie sich jetzt ganz besonders in die Rolle der Gilda einarbeiten muss.“

„Lassen wir so was durchgehen?“

„Nein, du wartest nach der Probe auf sie.“

***

Marionette des Teufels

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