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„Manchmal tut es auch danach noch weh“ – Wie alles begann

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Die Geschichte, die gleich folgt und im zweiten Kapitel beginnt, würde es nicht geben, wenn ich nicht einmal – und das ist lange her – in Nordirland gelebt hätte.

Damals traf ich Robin.

Robin ist ein englischer Name. Er bedeutet Rotkehlchen.

Ich saß in einem der Teestübchen, von denen ganz Portamena übersät war, und trank meinen Assam mit Milch. Überall im Vereinigten Königreich kippte man Milch in den Tee. Auch die Iren in der Republik Irland machten das nicht anders.

Das winzige Glöckchen über der Tür klingelte. Ich blickte von meinem Buch auf, denn ich lese immer und überall gern, und sah in die schokoladenbraunen Augen eines schmalen Jungen.

Es war meine erste Begegnung mit Robin.

Als würde er mich kennen, lief Robin zielstrebig zu meinem Tisch und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. Mit seiner spitzen Nase und den geröteten Wangen erinnerte er mich tatsächlich an ein Rotkehlchen.

„Was liest du?“, wollte er wissen.

Mein Buch handelte von Freundschaft, aber auch von Verlust und traurigen Kindheiten. Dinge, die ich zu ernst und zu schwer fand für ein Kind, auch wenn ich den Jungen, der mir auf dem Stuhl gegenübersaß und mich erwartungsvoll ansah, auf elf, höchstens zwölf Jahre schätzte.

„Das ist nichts für dich“, erklärte ich und wedelte unwirsch mit der Hand.

Robin sagte nichts.

„Die Kinder in diesem Buch prügeln sich!“, sagte ich.

Das stimmte wirklich. Und es floss Blut! Robin sah mich an. Ich merkte, wie ich unruhig wurde. Ich holte tief Luft und versuchte es noch einmal. „Einige Kinder sind schrecklich traurig. Sie weinen.“

„Das kenne ich“, sagte Robin, „manchmal tut es selbst danach noch weh.“

Damit hatte ich nicht gerechnet.

„Sieh mal ...“, sagte ich.

„Doch!“ Robin nickte heftig. „Der Kummer packt dich am Genick und schüttelt und rüttelt dich hin und her.“

Der Satz kam mir vertraut vor. Woher kannte ich ihn? Plötzlich fiel es mir ein. So ähnlich stand er in dem Buch, das ich gerade las. Das Buch hieß „Das fliegende Klassenzimmer“, geschrieben hatte es Erich Kästner, und um ehrlich zu sein, war es ein Kinderbuch.

Ich sah Robin an. In seinen Augen schimmerte eine dunkle Tiefe. Mir schwindelte.

„Also gut“, sagte ich.

Ich klappte mein Buch zu. Dann bestellte ich Robin einen Blaubeermuffin und einen Tee, und während ich zusah, wie er sich Milch in die Tasse kippte und Zucker obendrein, erzählte er mir seine Geschichte.

Lustig ist sie nicht, das gebe ich zu, und es kommen in der Tat Pistolenkugeln und Bomben darin vor. Aber sie erzählt auch von Freundschaft und dem Wunsch nach Frieden, von vielen Farben und Robin mittendrin.

Willst du sie wissen? Hier ist sie!

Robin und die Farben der Bordsteine

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