Читать книгу Ein herrlicher Ort für das Unglück - Damir Karakaš - Страница 13
7.
ОглавлениеIn den ersten fünf Tagen, nachdem es mit Morana zu Ende war, dachte ich, dass ich verrückt würde.
Ich wusste nicht, ob ich sie liebte oder nicht, ich wusste nicht, was ich wollte, in meinem Kopf summte es wie in einem Bienenstock. Die nächsten zehn Tage dachte ich gar nicht mehr an sie. Zehn weitere Tage dachte ich wieder an sie.
Dann eine Zeitlang wieder gar nicht, doch jetzt schleichen sich wieder allerlei Gedanken an sie ein. Vielleicht wäre es am besten, sie zu suchen, sie noch einmal zu bitten, mir zu verzeihen.
Die Krise hat mich erwischt, die Einsamkeit.
Das Leben in der Fremde verstärkt das alles, denke ich. Ich werde vor Traurigkeit krepieren. Ich denke sogar daran, zurück nach Kroatien zu gehen. Wer weiß, was passieren würde, wenn sie in diesen Tagen zum Pompidou käme und mir sagen würde, dass sie mir verzeiht? Wahrscheinlich kämen wir wieder zusammen und ich würde mich wieder schrecklich langweilen. Es ist wichtig, nicht mehr darüber nachzudenken; in der Vergangenheit zu wühlen, ist schmerzhaft.
Manchmal bringt es mich um. Dann erinnere ich mich an Ana.
Ich frage mich, ob ich sie anrufen soll?
Damit es mir ein bisschen besser geht. Doch dann fällt mir wieder ein, dass ich keine Nummer von ihr habe.
Vielleicht könnte ich ihre Nummer von Šejla bekommen.
Ana interessiert mich nicht! Weder sie noch ihre pathetischen E-Mails.
Außerdem hat sie Mann und Kinder, da will ich mich nicht einmischen.
Ich decke mich mit meinem Mantel zu und schalte den Fernseher ein. Ich starre auf den Fernseher; er gehört Hristo.
Er hat ihn vor zwei Monaten auf der Straße gefunden.
Man muss zehn Minuten warten, bis er warm wird.
Erst dann kommt das Bild, flackernd und grün. Die Sendung ist interessant: In China gibt es nur noch tausendsechshundert Pandabären.
Wenn sie sich nicht vermehren wollen, lässt man Pornofilme laufen, um sie zu stimulieren.
Ich glotze auf diese sympathischen Pandabären und mir fällt ein, dass ich noch einige Briefumschläge kaufen muss, in die ich die restlichen Fotokopien der Übersetzung meines Romans stecken werde.
Danach werde ich sie zu den Verlegern bringen. Ich könnte sie auch per Post schicken, aber so ist es billiger.
Ich muss sparen, der Winter kommt. Ich habe gehört, dass einige Zeichner im Winter nichts verdienen. Sie zeichnen nicht, sondern machen etwas anderes, schälen Kartoffeln, stehlen.
Ich muss auf jeden Cent achten, Geld schmilzt in Paris schnell dahin.
Ich habe eine Liste mit zwanzig Verlagen in der Tasche. Die, die mich abgelehnt haben, habe ich schon ausgestrichen. Energisch, als wollte ich das Papier abschlachten. Wenn sie mich streichen können, kann ich sie auch streichen.
Mich haben schon einige abgelehnt. Mit zitternden Händen öffnete ich die Umschläge, die an Hristos Adresse geschickt worden waren, und las die Ablehnungen. Einige trockene Sätze im Stil von: Wir sehen uns nicht in der Lage, es zu veröffentlichen. Wie abgeschrieben aus dem vorigen Umschlag. Andererseits sind das alles kleinere Verlage, dachte ich. Sie sind es nicht wert, dass ich deshalb schlecht gelaunt bin.
HULA-HULA
From: ana.m@free.fr
Der Kapitalismus tötet mich, er widert mich an, er tötet die menschliche Seele. Ich stell mich mir auf einer pazifischen Insel vor, mit Eingeborenen, wir bauen Barken, schlagen Kokosnüsse auf, die von den Bäumen fallen, singen für die Meeresgötter, damit sie uns gnädig sind und uns einen reichen Fang bescheren, während die Frauen der Eingeborenen Blumenkränze flechten. Es ist so heiß, dass alle Badeanzüge anhaben oder ihre traditionellen Hula-Hula-Röckchen. alle sind schwarz und haben einen wunderschönen Teint, das kommt von den tropischen Früchten und von der Kokosmilch, die in Bächen fließt, hier und da taucht ein Hai auf, damit es nicht an Aufregung mangelt. Ana-Ana