Читать книгу Shadow House - Dan Poblocki - Страница 9

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Dash warf die Tür zu und hielt den Knauf mit aller Kraft fest. Er spürte, wie Mrs Fox auf der anderen Seite gegen die Tür drückte und rüttelte. Der Knauf drohte ihm aus den feuchten Händen zu rutschen.

»Azumi, hilf mir!« Er merkte, wie sie an ihm vorbeigriff. Ein leises Klicken, und sie hatte den Riegel vorgeschoben. Dash konnte den Türknauf loslassen.

»So, diese Frau wären wir los!«, verkündete Azumi.

Sie sahen sich um. Sie standen am oberen Ende einer Wendeltreppe. Schwarze Metallstufen führten in eine düstere Tiefe, und durch ein gesprungenes Oberlicht fiel nur wenig Licht in das enge Treppenhaus.

»Geister.« Dash schüttelte sich. Das Gesicht seines Bruders schoss ihm durch den Kopf – das perfekte Abbild seines eigenen. »Sie haben gesagt, dass sie zu Cyrus Caldwell wollten.«

»Ja, sie hätten ›einen Termin‹ bei ihm. Vermutlich damals, als es das Waisenhaus noch gab.« Azumi schauderte. »Ich fürchte, sie sind hinterher nicht mehr hier weggekommen.«

»So ein Mist aber auch!«, stöhnte Dash und schlug sich die Hände vors Gesicht. »Ich hätte Dylan nie aus den Augen lassen dürfen.« Seine Stimme hallte in dem düsteren Treppenhaus wider. Aus den Augen, aus den Augen … Seine innere Stimme klang wie die seines Bruders, wenn der ihn neckte. »Und jetzt sind wir alle voneinander getrennt! Es kommt mir so vor, als würde das Haus es mit Absicht tun – uns trennen.«

»Wir sind nicht alle getrennt«, gab Azumi mit einem schwachen Lächeln zu bedenken. »Du hast mich noch. Es gibt noch Hoffnung.«

Dash versuchte, ihr Lächeln zu erwidern, doch sein Mund weigerte sich. »Danke«, sagte er. »Das darf ich nicht vergessen.« Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen, um besser nachdenken zu können. »Also, wie kommen wir zu Marcus und Poppy zurück?«

»Im Moment sieht es so aus, als hätten wir nur eine Option.« Azumi deutete mit dem Kinn auf die Wendeltreppe.

Der Trickser versteckt sich in der Dunkelheit.

Er reißt die Augen ganz weit auf, was später im Film hoffentlich gut zu sehen sein wird – trotz der traurigen Clownsmaske, die Del Larkspur ihm gegeben hat.

Dash und dieses Mädchen kommen die Wendeltreppe herunter. Auf den Metallstufen sind ihre Schritte gut zu hören.

Er weiß, dass irgendwo da draußen eine Kamera auf sein Gesicht gerichtet ist, auf seine Maske. Alle warten darauf, dass Dash und das Mädchen auf den Stufen direkt über ihm sind. Dann kann der Trickser zeigen, was er draufhat, und den Produzenten, den Regisseur und die ganze Crew beeindrucken.

Laut Del hat Dash keine Ahnung, was gleich passieren wird.

Der Trickser muss ein Kichern unterdrücken. Ihm und Dash zwei verschiedene Rollen zu geben, war eine geniale Idee von Del gewesen. Er hätte nie gedacht, dass es so viel Spaß machen würde, die Rolle eines »Bösewichts« zu spielen.

Ob seinem Zwillingsbruder seine Rolle genauso großen Spaß macht?

Klack-klack-klack.

Die Dunkelheit wird dichter. Der Trickser braucht mehr Luft. Er fasst an die Clownsmaske. Seine Fingerspitzen kribbeln, als er sie wegreißen will, doch das Plastik klebt an seiner Haut, als ob die Innenseite der Maske mit Klebstoff überzogen wäre.

Seltsam.

Grässliche Schmerzen zucken durch seine Hand. Beängstigende und doch vertraute Bilder schießen ihm durch den Kopf: Sein Körper in einer Leichenhalle auf einem Metalltisch, seine Familie an einem offenen Grab, das Bett seines Bruders in der Psychiatrie … Das sind doch keine Erinnerungen, oder? Der Trickser lässt die Maske los. Sie fällt mit einem leisen Klappern auf den Boden, und der Schmerz, die Visionen und alles löst sich auf.

Da hört er eine Stimme in seinem Kopf: Wir haben nur einen Take. Ruiniere ihn nicht. Du willst Del doch nicht enttäuschen, oder?

Klack-klack-klack.

Die Schritte auf den Metallstufen werden lauter. Nur noch eine oder zwei Stufen, dann …

Rasch hebt er die Maske vom Boden auf und setzt sie auf. Sie fühlt sich besser an jetzt, weniger erstickend. Alles ist gut. Er seufzt.

»Hast du das gehört?« Das war Dashs Stimme, fast direkt über seinem Kopf.

Der Trickser erstarrt. Er will nicht, dass die innere Stimme ihn wieder anschreit, er will den stechenden Schmerz nicht mehr spüren, er will nicht mehr von dieser Flut an Erinnerungen heimgesucht werden, er …

»Ich höre nichts«, antwortet das Mädchen. »Was war es denn?«

»Ein Atemzug?«

Dylan schlägt sich die Hände vor den grell bemalten Mund der Plastikmaske. Wenn er jetzt lacht, ist alles im Eimer!

»Komm weiter, wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagt das Mädchen. »Es muss doch möglich sein, Poppy und Marcus zu finden.«

Klack-klack-klack.

Der Trickser spürt, wie sein Körper vor Anspannung kribbelt. Die Wendeltreppe vibriert unter ihren Schritten. Jetzt sind die beiden direkt über ihm.

Noch eine Sekunde … gleich wird der Trickser zwischen den Stufen hervorgreifen und … und … zuschlagen

Dash konnte plötzlich nicht mehr weitergehen.

Etwas hatte seinen Knöchel gepackt und verdreht. Er fiel nach vorn, schrie auf, ruderte mit den Armen und versuchte vergeblich, sich am Treppengeländer festzuhalten, als seine Arme auch schon auf die Stufen unter ihm knallten und die Welt auf dem Kopf stand. Nach einem unfreiwilligen Salto schlug er mit dem Rücken auf einen kalten Boden auf.

Das Blut rauschte in seinen Ohren. Der Schmerz wirkte wie ein Wecker, der ihm zuschrie: Aufwachen, aufwachen, aufwachen!

Azumi hastete die restlichen Stufen herunter und hockte sich neben ihn, als Dash plötzlich glaubte, ein leises Lachen zu hören. War es von unterhalb der Stufen gekommen? Er drehte den Kopf, um zu sehen, wer oder was sich dort versteckte, aber das Lachen war abrupt wieder verstummt.

Hatte es sich nicht irgendwie vertraut angehört? Nein, das konnte nicht sein. Oder?

Dylan!, wollte Dash rufen, doch seine Lippen verweigerten ihren Dienst.

»Dash? Dash! So sag doch was!« Azumi starrte ihn besorgt an. »Kannst du dich bewegen?«

Dash wackelte mit den Fingern. Erleichterung. Er nickte, und Azumi atmete auf. »Was ist passiert?«

»Jemand …« Er verstummte.

Azumi schüttelte verständnislos den Kopf. »Jemand?«

… hat mich stolpern lassen, führte Dash seinen Satz im Kopf zu Ende. »Ich muss ausgerutscht sein«, sagte er stattdessen und schloss die Augen, um ja nicht mehr in das Dunkel unter der Treppe zu spähen.

Shadow House

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