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Der geistliche Aspekt

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Vielleicht trug diese Frau am schwersten an ihrer inneren Not. Weil sie unrein war, durfte sie nicht in den Tempel zum Gottesdienst gehen. Sie konnte nicht zum Beten dorthin gehen, noch konnte sie Opfer bringen oder um Hilfe bitten. Sie stand völlig ohne soziale Kontakte da und geistlich gesehen war es genauso: sie war abgeschnitten von Gott und verzweifelt. Markus schildert uns also nicht einen »gynäkologischen Problemfall«. Er schreibt die Wahrheit, dass da ein Mensch war, eine Frau, die litt. Ihr ganzes Sein war durch diese Krankheit in Mitleidenschaft gezogen worden.

Eines Tages hörte diese Frau von Jesus, einem bevollmächtigten Mann, der Kranke heilen konnte. In ihrem Herzen keimte Hoffnung. Aber zu Jesus gehen und ihn um Hilfe bitten? Das konnte sie auf keinen Fall. Keine jüdische Frau konnte zu einem fremden Mann gehen, um mit ihm zu reden oder ihn um irgendetwas zu bitten. Falls sie es doch tat, wurde sie als unmoralisch gebrandmarkt. In ihrem jetzigen Zustand würde sie diesen wichtigen Mann zudem kultisch verunreinigen. Ein anderer Mann – ihr Ehemann, ein Bruder oder Freund – könnte zu Jesus gehen und ein Wort für sie einlegen. Doch diese Frau war völlig allein gelassen worden und hatte niemanden, der ihr helfen oder Hilfe vermitteln konnte. Aber eines wollte sie auf gar keinen Fall: aufgeben. Sie war entschlossen, sich auf Gedeih oder Verderb diesem Mann Jesus zu nähern, komme, was da wolle.

Sie entwickelte einen Plan, der verwegen und deswegen gefährlich war. Sie würde sich Jesus von hinten nähern – und zwar mitten in der Menschenmenge – und sein Gewand berühren. Verschwiegenheit und Unauffälligkeit waren das oberste Gebot, denn wenn irgendjemand sie beobachtete, würde sie öffentlich der Verunreinigung Jesu angeklagt und unter Umständen zu Tode gesteinigt werden. Aber sie war schon viele Tode gestorben; was hatte sie noch zu verlieren?

Als sie sein Gewand berührte, spürte sie sofort etwas in ihrem Körper. Es kann ein plötzliches wohliges Gefühl gewesen sein oder Empfindungen in einem Organ, das »in Wallung« geraten war. Was auch immer: es war eine wahrnehmbare physische Veränderung in ihrem Körper. Was für eine Freude muss sie einen glücklichen Augenblick lang empfunden haben! Sie wusste, dass sie geheilt worden war. Dann gab es nur noch eins: schnell verschwinden. Aber das war unmöglich. Dieser Mann Jesus stellte sie bloß. Sie hatte ihn hintergangen. Er war durch sie kultisch unrein geworden. Zudem hatte sie ihm seine Kraft geraubt, und irgendwie hatte er das gemerkt. Jetzt rief er sie, und wahrscheinlich würde sie gesteinigt. So, wie Markus das beschreibt, kam sie, warf sich – längst am Boden zerstört – Jesus zu Füßen und erzählte ihm ihre Geschichte.

Warum hat Jesus diese Frau noch einmal extra hervorgeholt? Er wusste, dass jemand körperlich geheilt worden war, denn Markus schreibt: Jesus spürte, dass heilende Kraft von ihm ausgegangen war. Wir Ärzte sind jeweils hocherfreut, wenn wir jemanden geheilt haben. Hätte sich Jesus damit nicht zufrieden geben können?

Nein, denn die Frau selbst war noch nicht heil geworden. Jesus hatte ihre weiblichen Organe geheilt, aber noch nicht sie als ganze Person, und aus diesem Grunde rief er sie zu sich. Während sie da vor ihm ausgebreitet auf dem Boden lag, jeden Augenblick das Verdammungsurteil erwartend, hörte sie eine absolut unglaubliche aramäische Vokabel, die übersetzt lautet: Meine Tochter. »Meine Tochter«, hörte sie Jesus sagen, sehr sanft und einfühlsam, und dieses Wort machte sie heil.

35 Jahre lang habe ich in Afrika Medizin praktiziert und als Chirurg gearbeitet. Ich habe unzählige Frauen behandelt, die Probleme mit Blutungen und Unfruchtbarkeit hatten. Ich habe Hunderte, wenn nicht Tausende von ihnen operiert. Doch wie oft habe ich etwas gesagt, das zur Heilung der ganzen Person beigetragen hat, das den Geist und die Sinne und Emotionen derer, die krank waren, wieder ins Lot gebracht hat?

Die heilende Kraft Gottes

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