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»Was ihr getan habt …«

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Als ich während meiner Zeit im Kongo eines Morgens die Notaufnahme unseres Krankenhauses betrat, fiel mir ein ungewöhnlich aussehender Mann auf, der auf einem Bett lag. Er war ausgemergelt, zerzaust und dreckig, und ich hatte große Mühe, in ihm das Ebenbild Gottes zu erkennen. Die Oberschwester klärte mich auf: »Das ist Herr Abdul. Er ist Ägypter und sehr krank.« Ich setzte mich zu ihm ans Bett, um mehr über seine Krankheit und sein Leben zu erfahren.

Herr Abdul, ein Muslim, erzählte mir, dass er vor 15 Jahren aus politischen Gründen aus seiner Heimat geflohen war. Er hatte die ganze Zeit im Kongo verbracht und war am Diamantenhandel beteiligt. Im Verlauf des letzten Jahres war er immer kränker geworden. Er war sich sicher, dass er an Tuberkulose litt. Nachdem ich ihn untersucht hatte, ließ ich den Brustbereich röntgen und sein Blut nach einer HIV-Infektion untersuchen. Zudem bat ich Frau Matala, ihn zu besuchen. Sie verbrachte eine ganze Stunde bei ihm, sprach seine spirituellen Bedürfnisse an und ging darauf ein. Dann bat er sie, mit ihm zu beten.

Als ich zur Röntgenabteilung kam, um mir seine Aufnahmen anzuschauen, grinste die Radiologin und meinte: »Weißt du, wie wir diesen Mann nennen? Wir nennen ihn ›Jesus‹.« Sie erklärte mir, die anderen Mitarbeiter hätten ihn aufgrund seiner rot-braunen Hautfarbe, wegen seiner langen schwarzen Haare und seines Bartes so genannt, weil das ihrer Vorstellung vom Aussehen Jesu entspräche. »Okay, zeige mir bitte ›Jesu‹ Röntgenbilder«, sagte ich. Sie ließen erkennen, dass seine Lunge frei war. »Jesus« war ohne Anzeichen von Tuberkulose. Als nächstes ging ich zum Labor, um die Ergebnisse des HIV-Tests zu erfahren. Die Mitarbeiter fragten zurück: »Du meinst die Tests des Mannes, den wir ›Jesus‹ nennen?« Ich schloss den Schrank auf und schaute mir die nummerierte Blutprobe von Herrn Abdul an; das Untersuchungsergebnis lautete »positiv«.

Ich suchte Frau Matala auf und sagte ihr, dass Herr Abdul HIV-positiv sei. Zusammen gingen wir zurück und setzten uns zu ihm. Etwas zurückhaltend verkündete ich ihm die gute Nachricht: Er leide nicht an Tuberkulose. Dann folgte die schlechte Nachricht: Er leide an einer anderen, schwerwiegenderen, vom HIV-Virus verursachten Infektion. Gemeinsam erklärten wir ihm die allen Menschen zur Verfügung stehende lebendige Hoffnung auf wahrhaft ewiges Leben in Jesus. Herrn Abduls Dankbarkeit versetzte uns in Erstaunen; er dankte uns aufrichtig dafür, dass wir ihm die Wahrheit über seinen Zustand gesagt und zugleich von Christus erzählt hatten. Wieder bat er uns, mit ihm zu beten. Dann fragte er, ob er zu seiner Frau und seinen Kindern nach Kinshasa zurückkehren könne.

Ich musste am darauf folgenden Tag selbst nach Kinshasa fliegen; im Flugzeug der Mission Aviation Fellowship (MAF) war noch ein weiterer Sitz verfügbar. So flogen wir gemeinsam nach Kinshasa. Seine Familie holte ihn am Flughafen ab. Nachdem er mir noch einmal gedankt hatte, verabschiedeten wir uns. Begleitet von seiner Familie, verschwand er in der Menge. In diesem Augenblick vernahm ich eine bekannte Stimme, die tief in mir leise sagte: »Deine Krankenschwestern hatten recht. Indem ihr für diesen Mann gesorgt habt, habt ihr für mich gesorgt. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!« (Matthäus 25,40). Die Tränen, die dann irgendwo auf das Flugfeld fielen, waren von Schmerz und Dank zugleich hervorgerufen. Ich hoffe, ich werde Herrn Abdul wiedersehen. Das Ebenbild Gottes in ihm war durch vielfältige Umstände gewiss entstellt worden, aber der Herr hatte angefangen, es wiederherzustellen.

Die beiden aufregendsten Abenteuer des Lebens sind diese:

• Gott zu erlauben, auf die Wiederherstellung dieses Bildes in uns hinzuwirken.1

• Gott zu erlauben, durch uns an der Erneuerung dieses Bildes in anderen Menschen zu wirken.

Geheilt zu werden bedeutet viel mehr, als von einer Krankheit kuriert worden zu sein. Wenn Heilung geschieht, werden wir als Menschen so wiederhergestellt, dass unsere Gottesebenbildlichkeit erneuert wird. Sogar dann, wenn das körperliche Leiden anhält, ist die Erneuerung des Bildes Gottes im Herzen, im Verstand und allen Sinnen, in der Seele und im Geist immer möglich und sollte unser Ziel sein.

Anmerkung

1 Zieht jetzt neue Kleider an, denn ihr seid neue Menschen geworden! Lasst euch von Gott erneuern. So entsprecht ihr immer mehr dem Bild, nach dem Gott euch geschaffen hat (Kolosser 3,10).

Die heilende Kraft Gottes

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