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Der Mensch erreicht Amerika

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Wegen der Klimabarriere wurden die beiden Amerikas als letzte Orte von Menschen besiedelt. Bis vor etwa 12 000 Jahren war Nordsibirien von Eis bedeckt, das den Weg nach Beringia und Amerika blockierte. In Nordamerika bedeckte der Kordilleren-Eisschild die Westküste und der Laurentidische Eisschild den Rest des Kontinents. Während seiner größten Ausdehnung vor 21 000–17 000 Jahren erreichte der Laurentidische Eisschild Ohio und Südillinois. Als die Eiszeit auslief, zog er sich vor 14 000 Jahren zu den nördlichen Großen Seen und vor 11 000 bis nach Nordkanada zurück. Die Klimaerwärmung öffnete einen eisfreien Korridor zwischen den beiden Eisschilden, der es Tieren und Menschen erlaubte, auf dem neuen Kontinent von Alaska aus nach Süden zu wandern.

Genetische Analysen von nordamerikanischen Ureinwohnern und Bewohnern Nordostasiens belegen, dass die Neuankömmlinge aus Sibirien kamen.67 Archäologen haben mit der Untersuchung Nordostsibiriens erst begonnen, aber anscheinend war dieses gewaltige Gebiet bis vor etwa 1000 Jahren zu kalt und das Wild zu knapp, um menschliches Leben in nennenswertem Umfang zu ermöglichen. Vielleicht wurde das Überleben der Menschen dort durch die Domestizierung des Hunds ermöglicht, der einen Schlitten ziehen, bei der Jagd helfen und sie vor Raubtieren schützen konnte. Bei Nacht hielt er sie warm und wenn nötig, konnte man ihn essen.68 Von Sibirien aus wanderten jagende Gruppen nach Beringia, das Nordostsibirien, Alaska und die nahen Kontinentalsockel umfasste und damals mit Steppentundra bedeckt und von Wollmammuts, Riesenfaultieren, Steppenbisons, Moschusochsen und Rentieren bewohnt war. Als sich nach mehreren Tausend Jahren das Klima erwärmte, begannen ihre Nachkommen, weiter nach Süden zu ziehen.69

Wann und wie Menschen in Amerika auftauchten, ist seit vielen Jahren umstritten. Die lange dominierende Auffassung, Jäger mit Clovis-Spitzen (einzigartigen Speerspitzen von vor 13 500–12 900 Jahren) seien die ersten Menschen in Amerika gewesen, ist durch neuere Funde widerlegt worden. Am bemerkenswertesten ist die Entdeckung Tausender Steinwerkzeuge und anderer 15 500 Jahre alter menschlicher Artefakte an zwei Fundorten in Texas, lange vor den ersten Clovis-Spitzen. Ein Fundort im südchilenischen Monte Verde zeigt Spuren menschlicher Bewohner, die mindestens 12 000 und womöglich 16 000 Jahre alt sind. Andere noch umstrittene Fundorte der Prä-Clovis-Zeit sind die Felsnische von Meadowcroft in Pennsylvania, vielleicht 19 000 Jahre alt, Pedro Furtado in Brasilien, 17 000 Jahre alt, und die Höhle von Paisley Five Mile Point in Oregon, 14 400 Jahre alt. Mit anderen Worten, es gab bereits Menschen in Nord- und Südamerika, bevor ein eisfreier Korridor sich öffnete, doch ihre Zahl war klein, und ihre Spuren sind umstritten.70

Wie kleine Gruppen von Jägern vor der Öffnung des eisfreien Korridors von Beringia in den Nordwesten Nordamerikas kamen, ist ein Geheimnis. Der Archäologe Jon Erlandson und andere haben argumentiert, die Menschen seien mit Booten oder Flößen entlang der Westküste des Kontinents gefahren, so wie andere mit Booten nach Australien kamen. Entlang der nordpazifischen Küste von Japan bis Baja California waren die seichten Küstengewässer reich an Seetang, der Seeotter, Fische und Vögel anzog. Dieses üppige Ökosystem hätte mehr Nahrung für Küstenseefahrer geboten als das rauere und gefährlichere Innere des Kontinents. Diese Hypothese ist nicht unwidersprochen geblieben, denn der Nordpazifik ist ein kalter und stürmischer Ozean, und während der Eiszeit wäre er voller Eisberge gewesen. Außerdem hat man gesagt, alle Spuren dieser frühen Seefahrer müssten seitdem vom steigenden Meeresspiegel bedeckt worden sein. Neuere Funde haben aber gezeigt, dass Menschen vor 12 200–11 200 Jahren regelmäßig eine Insel vor der südkalifornischen Küste besuchten, um Kanadagänse, Kormorane, Seehunde und Seelöwen zu jagen und Weichtiere zu sammeln.71

Macht euch die Erde untertan

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