Читать книгу Die andere Seite der Couch - Daniel Niedermayer - Страница 9

Erste Therapie, psychologische Austestung, Bewertung

Оглавление

Ich war zu der Zeit bereits schwer depressiv und hatte Unmengen an schlechten Tagen. Die Frau, welche die Diagnostik bei mir machte, war mir vom ersten Moment an unsympathisch. Zuerst führten wir ein Gespräch über mein Befinden und warum ich eine Therapie als notwendig empfand.

Obwohl ich an diesem Tag sehr deprimiert war und meine Lage beschrieb, konnte ich ihr anscheinend nicht ausreichend vermitteln, wie schlecht es mir wirklich ging. (Obwohl ich an diesem Tag sehr deprimiert war, beschrieb ich so gut ich konnte meine Lage. Anscheinend jedoch war ihr das nicht ausreichend ...) Das habe ich zumindest dem Endbericht des Gutachtens so entnommen. Mein Therapeut hatte es mir vorgelesen.

Nach dem Gespräch musste ich eine Art Kreuzerltest machen. Es wurden Fragen gestellt, wie „Haben Sie Selbstmordgedanken?“ oder „Haben Sie sich schon mal selbst verletzt?“ und einige Fragen mit Skalen zu Empfindungen mit 1-5, von sehr zutreffend bis überhaupt nicht. Ich war schon vor dem Gespräch mit der Ärztin so nervös, dass ich fast Panik bekam! Außerdem kam ich mir vor wie bei einer Prüfung und ich leide unter sehr starker Prüfungsangst. Ein Intelligenz-Test wurde auch durchgeführt. Dabei schnitt ich nicht gut ab aufgrund meiner damaligen Verfassung. Im Endeffekt dauerte das Ganze ca. zwei Stunden. Das kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Der Bericht war meiner Meinung nach auch nicht gerade nett formuliert. Aber das ist »Beamtendeutsch« ja nie. Es stand so etwas drin wie, ich sei nicht mal durchschnittlich intelligent und eine Therapie wäre nicht machbar, aber auch nicht zwingend notwendig. Wenn ich heute daran zurückdenke, hat mich diese Begutachtung sehr eingeschüchtert. Und das Ergebnis machte mich wütend. So eine Diagnostik ist schließlich immer eine Momentaufnahme. Was eine Therapie mit meiner Intelligenz zu tun hat, verstehe ich bis heute nicht!

Ich konnte trotz des Befundes meine Therapie bei Christoph beginnen. Zum Glück, denn heute weiß ich, dass die Therapie sehr wichtig für mich ist. Inwiefern?

In der Therapie finde ich wieder neue Lösungsansätze für alltägliche Probleme. Ich habe mich über die Jahre hinweg selbst besser kennen gelernt. Es ist ein zwischenmenschlicher Austausch für mich und mein Kontakt zu anderen Mitmenschen. Und es ist eine Art Übungsfeld in der Kommunikation mit anderen Menschen. Es ist mir in der Therapie möglich, nicht erlernte soziale Kompetenzen nachzuholen.

Ich möchte anmerken, dass jede*r, der*die solche Tests anbietet, sie auf eine andere Art und Weise macht. Das kommt auf die Ausbildung und Haltung der testenden Person und auch auf die Persönlichkeit der Klient*innen an.

Die andere Seite der Couch

Подняться наверх